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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Lager herbei. Die vier Wilden folgten ihnen auch jetzt.
    Das Schauspiel war zwar ein in diesen Gegenden sehr gewöhnliches, doch bewährte es auch hier seine Anziehungskraft. Die wenigen Wilden, welche mit hochgeschwungenem Lasso hinter den Thieren herjagten, konnten nicht gefürchtet werden; im Gegentheile bewies der Umstand, daß sie sich so getrost in die Nähe des Lagers wagten, zur Genüge ihre friedfertige Gesinnung; dazu machte die Geißel die Goldsucher so vollständig sicher, daß sie die Wagen erstiegen, um die Heerde besser vorüberspringen zu sehen.
    Auch Benito hatte sich erhoben und wandte dem Zelte den Rücken zu, so daß er nicht bemerkte, daß Antilope seinen aus gegerbtem Büffelleder gefertigten Kriegsmantel aufschnallte und einen Tomahawk hervorzog, sonst aber ganz in seiner früheren Stellung verharrte.
    Die Heerde kam näher und näher. Es waren wirklich wilde Pferde, denn kein Reiter, kein Sattel oder Steigbügel, kein Zügel, nicht die dünnste Schnur ließ sich bemerken. Im vollen Laufe brauste es heran, die Indianer laut rufend und schreiend dahinter her. Kaum fünfzig Schritte von der Verschanzung entfernt ertönte der donnernde Hufschlag, und schon schien es, als solle die wilde Jagd in gerader Richtung vorübergehen, da – lenkte das vorderste Pferd gerade auf die Lücke ein, welche man als Durchgang gelassen hatte, ein fürchterliches Kriegsgeheul erscholl, auf jedem Pferde saß, wie augenblicklich aus dem Rücken herausgewachsen, ein Reiter, und, Einer hinter dem Andern, brausten die fürchterlichen Angreifer durch den aus Unvorsichtigkeit offen gelassenen Durchgang herein in das Lager.
    Droben am Zelte erscholl ein Schrei. Antilope war aufgesprungen, hatte seinen Mantel fallen lassen und das Beil erhoben. Gerade in dem Augenblicke, als Benito, das Messer ziehend, sich umwandte, um dem Indianer die Klinge in die Brust zu stoßen, spaltete ihm dieser den Kopf bis beinahe auf die Schulter herab. Dann sprang er die Anhöhe hinab und mitten unter die Kämpfenden hinein.
    Die Apachen hatten gegen die Mexikaner eine List gebraucht, deren sich nur so kühne Reiter, wie sie sind, mit Glück bedienen können. Ein Bein in den um den Leib des Pferdes gebundenen Lasso steckend und den Körper hinter den Flanken des Thieres verborgen, sind sie geübt, sogar größere Distanzen zu durchreiten. Erst die Dämmerung und jetzt die hereingebrochene Dunkelheit hatten die   Ausführung dieser Kriegslist erleichtert, so daß die Goldsucher und sogar der erfahrene Benito getäuscht worden waren.
    Die Mexikaner waren für den Augenblick vollständig ohne Besinnung. Sie sprangen von den Wagen herab, konnten aber schon nicht mehr zu ihren in Pyramiden aufgestellten Gewehren gelangen. Die Messer ziehend, gebrauchten sie die Klingen gegen einander. Die Wilden hatten leichte Arbeit; die Stunde des Todes war für die Leute im Lager gekommen.
    In einigen Minuten hatte das Schlachtbeil, die Mordkeule, das Messer und die Lanze furchtbar gewüthet. Die Leichen lagen in Haufen umher. Noch kämpften einige Mexikaner mit dem Muthe der Verzweiflung; auch sie mußten erliegen. Nur Wenigen war es gelungen, unter den Wagen hinaus in das Freie kriechend, die Flucht zu versuchen. Sie waren verloren, denn die schnellen Reiter erreichten sie bald, und wenn ein Letzter vielleicht in der Dunkelheit der Nacht entkam, so stand zu erwarten, daß das Licht des Tages seinem Tode leuchten werde.
    Eine Stunde nach dem Ende dieses blutigen Kampfes beleuchtete das Feuer der zu einem Scheiterhaufen vereinigten Wagen weithin die mit Todten und Sterbenden bedeckte Ebene. Die Indianer theilten sich in den Raub und in die Skalpe Derer, welche der Golddurst in die Wüste und den Tod geführt hatte.
    Mitten auf diesem Schauplatz des Verderbens stand der Schwarzvogel, neben ihm Antilope, der Läufer.
    »Der große Geist gab seinen rothen Söhnen den Sieg, aber der Häuptling der Apachen muß sehen die Skalpe   der drei Jäger von der verschwundenen Insel,« meinte der Erstere. »Er kann ihnen nicht nachjagen, aber mein Sohn wird ihre Haare bringen.«
    »Morgen wird Antilope dreißig Männer nehmen und ihre Spur verfolgen,« antwortete der Läufer. »Die Jäger aus dem Norden sollen ihren Todesgesang anstimmen. Howgh!« – – –

VI
    Im Goldthale
    Die Dunkelheit der Nacht, welche bereits in die Dämmerung des Morgens überging, umhüllte die Landschaft und zeigte sie nur in großen, weit gezogenen Kontouren. Am Himmel, welchen ein Stern nach

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