Saemtliche Werke von Karl May - Band 01
auf Kundschaft gegen die Navajos ausgerückt. Daß er das selbst gethan und nicht gewöhnliche Krieger geschickt hat, ist ein Zeichen, daß er der Sache die größte Wichtigkeit beilegt. Er ist auf drei Feinde gestoßen, welche auch Kundschafter sind, und muß alles thun, dieselben unschädlich zu machen. Zwei habe ich erschossen; der dritte lebt noch und hat die Nijoras gesehen. Er wird nicht uns verfolgen, sondern seinen Stamm auf das schleunigste aufsuchen, um zu melden, daß Mokaschi sich hier befindet. Dieser muß das auf alle Fälle zu verhindern suchen; er wird also sich auf die Fährte des Navajo machen, um ihn einzuholen und zu töten. Sehr Ihr das ein oder nicht?«
»Hm!« brummte Baumgarten. »Vielleicht ist es so, wie Ihr sagt, vielleicht aber auch nicht.«
»Es ist so und nicht anders; das versichere ich Euch und – – –«
Er sprach nicht weiter, sondern hielt sein Pferd an und blickte aufmerksam in die Ferne. Während sie sich jetzt auf einer kleinen, offenen Prairie befanden, war dort der Rand eines Waldes zu sehen. Von diesem dunklen Hintergrunde stachen zwei Reiter ab, welche halten geblieben waren, weil sie die drei auch bemerkt hatten.
»Zwei Männer,« meinte Grinley. »Es sind, wie es scheint, Weiße. Da ist hundert gegen eins zu wetten, daß wir Buttler und Poller vor uns haben. Drei gegen zwei, da brauchen wir uns nicht zu fürchten. Vorwärts also!«
Sie ritten weiter, auf die andern zu. Als diese das sahen, trieben sie ihre Pferde auch wieder vorwärts. Bald erkannte man sich gegenseitig. Ja, die beiden Genannten waren es. Als sie auf Hörweite herangekommen waren, rief der Oelprinz ihnen zu:
»Ihr seid es? Das ist ein gutes Zeichen. Habt ihr den Weg frei gefunden?«
»Ja,« antwortete Buttler, »so frei wie im tiefsten Frieden. Wir sind nicht auf die Spur auch nur eines einzigen Indianers gestoßen.«
»Und habt das Gloomy-water gefunden?«
»Yes, mit Leichtigkeit.«
»Nun? Und das Oel?«
»Großartig, geradezu großartig!« antwortete der Gefragte, indem sein Gesicht vor Wonne zu strahlen schien. Er wendete sich an den Bankier und fuhr fort:
»Habt die Güte, uns einmal anzuriechen! Wie findet Ihr unsern Duft? Ist das etwa Rosenöl, Sir?«
Die beiden dufteten infolge der Arbeit, welche sie zu bewältigen gehabt hatten, natürlich sehr stark nach Petroleum. Rollins’ Züge nahmen sofort einen entzückten Ausdruck an. Er antwortete:
»Rosenöl nun freilich nicht, mir aber grad so lieb, als ob es welches wäre. Wie lange dauert es, Mesch’schurs, bis man ein Pfund Rosenöl beisammen hat! Das Erdöl aber läuft so bereitwillig aus der Erde, daß man täglich Hunderte von Fässern füllen kann. Der Duft, den ihr verbreitet, ist mir weit angenehmer, als alle andern Gerüche der Welt. Meint Ihr das nicht auch, Mr. Baumgarten?«
»Ja,« nickte dieser, dessen Gesicht nun auch einen heitern, zuversichtlichen Ausdruck angenommen hatte.
»Well! Ihr wolltet bis jetzt noch immer nicht recht an die Sache glauben; ich habe Euch das oft angesehen. Gebt Ihr es zu?«
»Will es nicht leugnen, Sir.«
»Aber nun? Jetzt wird sich Euer Mißtrauen doch wohl in das Gegenteil verkehren?«
Da fiel der Oelprinz ein:
»Auch ich habe natürlich bemerkt, daß Mr. Baumgarten mir weniger Vertrauen schenkte, bin aber zu stolz gewesen, mich dadurch beleidigt zu fühlen. Jetzt wird er einsehen, daß er einen Ehrenmann vor sich hat, der das Vertrauen wohl verdient, welches er beansprucht hat. Aber bleiben wir nicht hier auf der offenen Prairie halten. Es gibt Indianer da, welche uns leicht bemerken könnten.«
»Indianer?« fragte Buttler, indem sie vorwärts ritten, dem Walde entgegen, aus welchem er mit Poller gekommen war. »Seid ihr etwa auf welche getroffen?«
»Ja.«
»Alle Wetter! Wann?«
»Vor kurzer Zeit.«
»Was für welche?«
»Nijoras. Sogar der Häuptling derselben.«
»Und gut mit ihnen auseinandergekommen?«
»So leidlich. Hätte schlimmer werden können.«
Er erzählte den Vorgang, und es verstand sich ganz von selbst, daß Buttler und Poller sich mit seinem Verhalten einverstanden erklärten. Mittlerweile erreichten sie den Wald, welcher ihrer Unterhaltung ein Ende bereitete, denn die Bäume desselben standen so dicht, daß man einzeln hintereinander reiten mußte, was dem Bankier gar nicht lieb war, da er darauf brannte, Weiteres und Ausführliches über den Petroleumsee zu erfahren.
Nach einiger Zeit ging das Gehölz zu Ende und es öffnete sich von neuem eine grasige
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