Saemtliche Werke von Karl May - Band 01
Mr. Grinley so oft schon ausgesprochen hat: Ich kenne den Westen nicht, und doch gehören solche Leute her, welche Haare auf den Zähnen haben.«
»Werde schon dafür sorgen, daß Ihr solche Kerls ins Werk bekommt.«
»Es wird Kämpfe geben.«
»Kämpfe? Was für welche?«
»Mit den Indianern. Oder meint Ihr, sie werden es sich ruhig gefallen lassen, daß wir uns hier in der Weise, wie ein großartiges Oelunternehmen es mit sich bringt, festnisten?«
»Werden wenig dagegen thun können.«
»Hm! Sie werden behaupten, der Platz gehöre ihnen, und – – –«
»Macht Euch doch keine so unnützen Gedanken!« fiel ihm da der Oelprinz in die Rede. »Ihr habt doch gehört, was Mokaschi sagte? Nämlich, daß ich getrost zu meinem ›Landfetzen‹ gehen soll, um ihn in Besitz zu nehmen.«
»Das war wohl kaum sein Ernst.«
»O doch.«
»Schön! Aber gehört die Stelle wirklich den Nijoras? Ist es nicht möglich, daß auch andre Rote, zum Beispiel die Navajos, auf den Besitz derselben Anspruch erheben?«
»Was diese Kerls sagen und behaupten, kann uns höchst gleichgültig sein. Ich habe mein Tomahawk-Improvement, welches ich Euch abtrete. Das Dokument darüber steckt hier in meiner Tasche. Ihr habt es in Brownsville prüfen lassen; es ist für gut, für echt befunden worden und wird Euch gehören, sobald Ihr mir die Anweisung auf San Francisco aushändigt. Ist dies geschehen, so seid Ihr nach den Vereinigten-Staatengesetzen rechtmäßige Besitzer des Gloomy-waters und kein Roter kann Euch von dort vertreiben.«
»Sehr richtig, Sir. Aber wenn die Roten sich nicht nach diesem Vereinigten-Staatengesetze richten?«
»So werden sie dazu gezwungen. Ihr engagiert natürlich nur Leute, die mit der Büchse und dem Messer umzugehen verstehen; das wird den Indsmen Respekt einflößen. Uebrigens könnt Ihr versichert sein, daß Euer Etablissement sehr bald eine weiße Bevölkerung anziehen wird, die zahlreich genug ist, nicht nur jeden Angriff siegreich zurückzuschlagen, sondern die Roten ganz aus der Gegend zu verdrängen. Stellt nur erst eure Maschinen auf! Ihr wißt, daß die Maschine die größte und siegreichste Feindin der Indianer ist.«
Damit hatte er recht. Wo der Weiße sich mit den eisernen Händen und Füßen des Dampfes sehen läßt, muß der Rote weichen: das unerbittliche Schicksal will es so. Die Maschine ist eine unüberwindliche Gegnerin, doch nicht so grausam, wie das Gewehr, das Feuerwasser, oder die Blattern und andre Krankheiten, denen zahllose Indianer zum Opfer gefallen sind und noch fallen werden, wie die Bisons der Savanne, die soweit ausgerottet sind, daß nur noch wenige als Rarität in zoologischen Gärten gehalten werden.
Noch vor Ablauf der angegebenen Frist von anderthalb Stunden befanden die fünf Reiter sich zwischen Höhen, welche von dunklen Nadelbäumen dicht bestanden waren. Nur hier und da ließ sich etwas Laubholz sehen, dessen helles Grün den düsteren Eindruck jener minderte. Als Rollins eine Bemerkung darüber machte, meinte der Oelprinz:
»Kommt nur erst zum Gloomy-water. Dort wird es noch finsterer als hier.«
»Ist’s noch weit bis dort?«
»Nein. Die nächste Schlucht führt ans Ziel.«
Bald war die Schlucht erreicht und man bog in dieselbe ein. Zu beiden Seiten stiegen dunkle Felsen hoch empor, an ihren Lehnen und auf ihren Gipfeln schwarze Hölzer tragend. Auf dem Grunde rieselte ein dünnes, schmales Wässerchen, auf welchem Fettaugen schwammen. Grinley warf, als er das bemerkte, Buttler und Poller einen befriedigten Blick zu. Er hatte nicht heimlich mit ihnen reden können und sich darum bisher im stillen besorgt gefragt, ob sie ihre Aufgabe auch wohl so, wie er es erwartete, gelöst haben würden. Jetzt begann er sich beruhigt zu fühlen, deutete auf das Wasser und sagte zu dem Bankier:
»Seht einmal her, Mr. Rollins! Das ist der Abfluß des Gloomy-waters. Was meint Ihr wohl, was auf demselben schwimmt?«
»Petroleum?« antwortete der Gefragte, indem er niederblickte.
»Ja, Petroleum.«
»Wirklich, wirklich! Schade darum, ewig schade, daß es fortfließt!«
»Laßt es laufen; es ist wenig genug. Das beste an meinem Funde ist ja eben der Umstand, daß der See nur diesen einen, so geringen und gar nicht nennenswerten Abfluß hat. Später könnt Ihr ja dafür sorgen, daß Euch selbst dieses kleine Quantum nicht entgeht.«
»Freilich, freilich! Aber Mr. Grinley, merkt Ihr nicht auch den Geruch?«
»Natürlich! Ich als der Entdecker dieses famosen Ortes muß ihn
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