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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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welcher den Worten Buttlers mit Aufmerksamkeit gefolgt war. Dieser fuhr fort: »Wißt Ihr nun aber auch, was schwerer ist, das Petroleum oder das Wasser?«
    »Das Wasser,« antwortete der Buchhalter.
    » Very well! Nun denkt Euch einmal, wie schwer die Wassermenge ist, welche sich hier im See befindet!«
    »Tausende von Zentnern.«
    »Und auf dem Grunde des Sees gibt es eine Petroleumquelle, das heißt ein kleines Loch, aus welchem das Oel heraus will; aber auf diesem Loche liegen viele tausend Zentner von Wasser. Kann da das Oel heraus?«
    »Nein.«
    Baumgarten ging in die Falle. Er war Kaufmann; von den physikalischen Gesetzen verstand er wenig; er wußte nicht, daß das Oel, gerade weil es leichter als das Wasser ist, emporsteigen müsse. Grinley begann von neuem aufzuatmen. Auf Buttlers Gesicht ließ sich ein siegesgewisses Lächeln sehen. Er sprach weiter:
    »Also das Oel, welches aus der Erde strömen möchte, kann nicht in die Höhe. Wir sehen hier nur das geringe Quantum, welches oben durch irgend eine kleine Ritze aus der Erde sickert. Nun schafft aber einmal eine Pumpe her und pumpt das Wasser aus dem See, oder sorgt auf irgend eine andre Weise für den Abfluß desselben. Dann werdet Ihr sehen, daß ein Oelstrahl hundert Fuß hoch und noch höher in die Luft steigt. Das gibt dann einen Oelspring wie in Pennsylvanien, der an einem Tage mehrere hundert Fässer füllt. Hätte Grinley das Geld zu einem solchen Pumpwerke, so wäre es ihm nicht eingefallen, sich an Euch zu wenden. Da habt Ihr die Sache, wie sie steht. Macht, was Ihr wollt; aber besinnt Euch nicht lange. Wir finden allemal und zu jeder Zeit einen Unternehmer, welcher Geist und Mut genug besitzt, für einen solchen Lumpenpreis Millionen einzuheimsen.«
    Das wirkte. Der Bankier jubelte von neuem und Baumgarten ließ alle seine Bedenken fallen. Oel war vorhanden, das sah man ja; man brauchte ihm nur einen Ausweg zu bahnen. Es wurde hin und her gesprochen, natürlich in einer Weise, welche den beiden Käufern die Köpfe verdrehte. Rollins entschloß sich auf den Handel einzugehen, und es geschah nur um der Form willen, daß er meinte, man müsse doch vorher den ganzen Umfang des Sees in Augenschein nehmen.
    »Thut das, Mr. Rollins,« sagte Grinley. »Poller mag Euch führen.«
    Der Genannte entfernte sich mit Rollins und Baumgarten. Als sie fort waren, stieß der Oelprinz erleichtert hervor:
    »Tausend Donner, war das eine fatale Lage! Fast wären die Kerls noch zu guter Letzt zurückgetreten! Dein Einfall war ausgezeichnet.«
    »Ja,« lachte Buttler. »Wäre ich nicht gewesen, so hättest du deinen Petroleumsee für dich behalten können. Nun aber bin ich überzeugt, daß sie auf den Leim gehen werden.«
    »Man sollte es kaum für möglich halten, daß eine solche physikalische Erklärung so harmlos hingenommen wird!«
    »Pshaw! Rollins ist zu dumm und der Deutsche zu ehrlich.«
    »Sie werden an der Höhle vorüberkommen. Es ist doch nichts zu sehen?«
    »Nein. Die Arbeit hat uns freilich mehr als Schweiß gekostet. Dafür magst du aber auch Sorge tragen, daß der Handel noch heut zu stande kommt. Wir dürfen keine Stunde versäumen, denn es ist den Roten nicht zu trauen. Wir dürfen nicht länger als höchstens bis morgen früh hier bleiben. Wie fertigen wir denn die beiden Dummköpfe ab, mit dem Messer oder mit der Kugel?«
    »Hm, ich möchte beides vermeiden.«
    »Sie also leben lassen? Was fällt dir ein!«
    »Versteh nicht falsch! Ich will sie bloß nicht sterben sehen; die Erinnerung daran ist unbehaglich. Was sagst du dazu, daß wir sie in die Höhle stecken?«
    »Kein übler Gedanke. Wir binden sie und sperren sie hinein. Da gehen sie zu Grunde, ohne daß wir es anzusehen brauchen. Ich bin einverstanden. Aber wann?«
    »Sobald wir das Geld haben, bekommt jeder einen Kolbenhieb auf den Kopf.«
    »Auch Poller?«
    »Der noch nicht. Wir haben ihn wahrscheinlich noch nötig. Bis wir diese gefährliche Gegend hinter uns haben, ist es besser, zu dreien, als nur zu zweien zu sein. Dann können wir uns seiner zu jeder Zeit entledigen.«
    Ja, diese Gegend war allerdings für sie gefährlich. Sie ahnten nicht, daß sie beobachtet wurden. Gar nicht weit von ihnen, an der Stelle, wo die Schlucht auf den See mündete, lag ein Indianer hinter dem Gesträuch und beobachtete alles, was vor seinen Augen geschah. Es war der Navajo, welcher der Ermordung seiner beiden Gefährten hatte zusehen müssen, ohne sie verhindern zu können. Grinley und Buttler streckten

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