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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Schüsse fielen, standen wir so, daß sein Blick uns gar nicht treffen konnte.«
    »So willst du wohl leugnen, bei der Ermordung unsrer beiden Brüder zugegen gewesen zu sein?«
    »Nein. Ich habe noch nie eine Lüge gesagt und auch jetzt fällt es mir gar nicht ein, gegen die Wahrheit zu sprechen. Die beiden weißen Männer, nach denen du gefragt hast, sind die Mörder.«
    »Uff!« rief der Rote. »Wir sehen sie nicht; sie sind also fort. So suchst du euch zu retten, indem du die Schuld auf sie wirfst!«
    »Sie sind fort, sagst du? Wohin sollen sie sein? Ihr seid Kundschafter, also Krieger, welche scharfe Augen besitzen. Habt ihr denn ihre Spuren gesehen, welche gewiß zu finden wären, wenn sie sich wirklich entfernt hätten?«
    »Nein. Du willst also sagen, daß sie noch hier sind?«
    »Ja.«
    »Wo?«
    »An einem Orte, wo ihr sie nicht sehen könnt.«
    »Welchen Ort meinst du?«
    »Diesen.«
    Er deutete auf das Wasser.
    »Uff! Sie befinden sich in diesem See?«
    »Ja.«
    »Sie sind also ertrunken?«
    »Ja.«
    »Lüg nicht! Es gibt keinen Menschen, der in dieses ölige Wasser ginge.«
    »Freiwillig nicht; das ist richtig. Sie wollten nicht hinein, aber sie mußten doch.«
    »Wer hat sie gezwungen?«
    »Wir. Wir haben sie ersäuft.«
    »Ihr – habt – sie – – ersauft?« fragte der Indianer. Er war ein Wilder und fühlte doch einen so großen Abscheu vor einer solchen That, daß er die Worte nur in Absätzen herausbrachte. »Ersäuft? Warum?«
    »Zur Strafe. Sie waren unsre Todfeinde.«
    »Und doch befanden sie sich bei euch! Niemand pflegt in Gesellschaft seiner Todfeinde zu reiten.«
    »Wir haben von ihrer Feindschaft nichts gewußt; wir merkten es erst, als wir hier ankamen.«
    »Was hattet Ihr ihnen gethan?«
    »Nichts. Sie wollten diesen Oelsee allein besitzen und darum uns ermorden. Als wir dies bemerkten, haben wir sie unschädlich gemacht, indem wir sie in das Wasser warfen.«
    »Wehrten sie sich nicht?«
    »Nein. Wir schlugen sie ganz plötzlich mit den Kolben nieder.«
    »Warum sieht man sie nicht?«
    »Weil wir ihnen Steine an die Füße gebunden haben; da sind sie auf den Grund gegangen.«
    Der Rote schwieg eine Weile. Er überlegte, ob es geraten sei, die Angaben Buttlers zu glauben. Dann sagte er:
    »Ich will glauben, daß du die Wahrheit redest. Aber mir graut vor euch. Ihr habt Söhne Eurer eignen Rasse ersäuft, so wie man räudige Hunde in das Wasser wirft. Ihr habt sie heimlich getötet, ohne mit ihnen zu kämpfen. Ihr seid böse Menschen!«
    »Konnten wir anders handeln? Sollten wir etwa warten, bis sie ihren Plan ausführten und uns hinterrücks niederschossen? Das wollten sie nämlich thun; wir haben sie belauscht.«
    »Wie ihr über diese Sache denkt, das geht mich nichts an; kein roter Mann ersäuft einen andern Indianer und wenn es sein größter Feind wäre. Seid ihr schon einmal an diesem Wasser gewesen?«
    »Ja, ich,« antwortete der Oelprinz jetzt.
    »Wann?«
    »Vor mehreren Monden.«
    »War schon damals dieses Oel vorhanden?«
    »Ja. Darum ging ich fort, um noch einige Weiße herbeizuholen und es ihnen zu zeigen. Ich wollte mit ihnen eine Gesellschaft zur Gewinnung des Oeles gründen. Diese beiden aber wollten uns ermorden, um die alleinigen Besitzer zu sein.«
    »Uff! Vorher hat es hier niemals Oel gegeben. Es muß erst kürzlich aus der Erde hervorgebrochen sein. Aber wie konntet ihr euch als Besitzer des Sees dünken! Er gehört den roten Männern. Die Bleichgesichter sind Räuber, welche zu uns kommen, um uns alles zu nehmen, was uns gehört. Der Tomahawk ist ausgegraben. Wäret ihr daheim geblieben! Indem ihr hierhergekommen seid, seid ihr in den Tod geritten.«
    »In den Tod? Seid ihr ehrliche Krieger oder seid ihr Mörder? Wir haben euch doch nichts gethan!«
    »Schweig! Ist nicht Khasti-tine mit seinem Gefährten ermordet worden?«
    »Leider; aber nicht wir sind es, die sie getötet haben.«
    »Ihr waret dabei: Ihr hättet die That verhüten sollen.«
    »Das war unmöglich. Die beiden Kerle schossen so schnell, daß wir keine Zeit fanden, auch nur ein einziges Wort dagegen zu sagen.«
    »Das rettet euch nicht. Ihr habt euch in der Gesellschaft der Mörder befunden; ihr werdet sterben. Wir werden euch zu unserm Häuptling bringen; da werden die Alten über euch zur Beratung sitzen, welchen Tod ihr zu erleiden habt.«
    »Aber wir haben doch die beiden Mörder bestraft; dafür solltet ihr uns dankbar sein.«
    »Dankbar?« hohnlachte der Rote. »Meinst du, daß du uns damit

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