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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Ordnung und hatte nicht nur der Gesellschaft schon oft die größten Verlegenheiten bereitet, sondern für sie sogar Gefahren heraufbeschworen, denen man nur mit Mühe und Not entkommen war. Sein gestriger Streich, als er des Nachts am Flusse die Stimmen des Orchesters erklingen ließ, hatte glücklicherweise keine üblen Folgen gehabt; aber Old Shatterhand war willens, so etwas nicht wieder vorkommen zu lassen, und hatte ihm darum mit Anbinden gedroht. Diese Strafe war schon früher einmal, und zwar durch Sam Hawkens, über den Emeritus verhängt worden. Man hatte ihn samt seinem Pferde hinten an einen Wagen angebunden.
    Heut früh nun hatte er sich kurz nach dem Aufbruche an den Hobble-Frank gemacht und ihn gefragt:
    »Herr Franke, Sie wissen wohl genau, wohin wir reiten?«
    »Ja,« antwortete dieser.
    »Ich nicht. Wissen Sie, ich mußte so lange bei den Indianern bleiben, und als ich nachher in unser Lager kam, war die Beratung eigentlich schon vorüber, und auf das, was gesprochen wurde, habe ich in meinem Zorne nicht geachtet. Wenn Sie bedenken, wie man mir mitgespielt hat, werden Sie einsehen, daß ich sehr viel Veranlassung zum Zorne hatte.«
    »Nee, das sehe ich nich ein.«
    »Nicht? Ich habe Sie doch immer für einen verständigen und ernstlich denkenden Menschen gehalten!«
    »Das bin ich ooch, und ich wollte es niemand raten, etwa das Gegenteel zu denken!«
    »Aber da müssen Sie doch einsehen, daß ich gar nichts Unrechtes gethan habe!«
    »Nischt Unrechtes? Na, der Ausdruck is eegentlich noch viel zu zahm für das, was Sie gethan haben.«
    »Wie, zu zahm? So geben also auch Sie mir unrecht?«
    »Natürlich! Man schtellt sich doch nich des Nachts, wo alle Schtimmen schweigen, mitten in den wilden Westen hinein, um mit allen möglichen musikalischen und fraktionellen Inschtrumenten zu trillern und zu piepen, daß man es schtundenweit hören kann. Das hätte uns alle möglichen Feinde auf den Hals bringen können.«
    »Es waren aber doch keine da!«
    »Das wußten Sie nich. Und die Nijoras, zu denen wir jetzt wollen, konnten ebensogut in unsrer Nähe liegen, wie die Navajos, von denen wir glücklicherweise nichts zu fürchten hatten.«
    »Also gegen die Nijoras geht es jetzt? Das war es, was ich jetzt von Ihnen wissen wollte. Wie es den Anschein hat, sollen sie von uns überfallen werden?«
    »Ja.«
    »Das freut mich sehr; das freut mich ungemein!«
    »Warum?«
    »Darnach brauchen Sie doch gar nicht erst zu fragen. Sie wissen doch wohl, daß ich eine zwölfaktige Heldenoper komponieren will!«
    »Ja; es is mir ganz so, als ob Sie schon eenmal von so etwas geschprochen hätten.«
    »Jedenfalls habe ich es Ihnen schon gesagt. Ich habe hier nun die Helden gefunden, die ich dazu brauche; aber in ihrer Thätigkeit habe ich sie eigentlich noch nicht gesehen.«
    »Nich? Na, ich dächte doch, daß bisher schon genug geleistet worden is, was andre Leute nich gleich fertig bringen würden. Wir sind ja gradezu immer aus dem eenen Abenteuer in das andre geflogen!«
    »Das gebe ich ja ganz gern zu; aber das, wobei das Heldentum sich in seiner vollsten Glorie zeigen kann, hat es noch nicht gegeben.«
    »Was wäre das?«
    »Eine Schlacht, ein allgemeiner Kampf, wo Mann gegen Mann zu stehen hat und der Held einen Feind nach dem andern niederschlägt, wissen Sie, so ungefähr wie Roland bei Roncesvalles.«
    »Roland? Da irren Sie sich sehr wahrscheinlich.«
    »Inwiefern?«
    »Das is doch nich Roland, sondern Iffland gewesen.«
    »Iffland? Nein, liebster Herr Frank, das ist unmöglich, vollständig unmöglich.«
    »Vollschtändig unmöglich? Warum denn, he?«
    »Erstens weil Iffland damals noch nicht gelebt hat.«
    »So, so! Sehn Sie doch mal an, was Sie da nich alles wissen! Also das war erschtens. Und zweetens?«
    »Zweitens ist, so viel ich mich erinnere, Iffland gar kein Held, sondern ein Schauspieler und Theaterdichter gewesen. Wie kann er da zur Zeit Karls des Großen im Thale von Roncesvalles gekämpft haben!«
    Da machte Frank sein grimmigstes Gesicht und fragte:
    »Wollen Sie etwa das, was ich gesagt habe, dekonfektionieren? Da kommen Sie bei mir an den Falschen. Ihren großen Karl kenne ich viel besser als Sie. Er is der erschte Kaiser von Deutschland gewesen und hat eene runde Tafel voll lauter Ritter gehabt. Iffland war der berühmteste davon und is dort im Thale von Roncesvalles mitten im Kampfe an den Masern geschtorben. Allerdings hatte Karl der Große ooch eenen Theaterdichter; der hat aber nich Iffland,

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