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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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alles liegen. Noch wißt ihr nicht, was über diese Sachen beschlossen wird!«
    Sie gehorchten. Es waren wohl viele unter ihnen, die sich nicht gewöhnt hatten, ihren Gelüsten eines andern wegen Zügel anzulegen; aber Männern wie Winnetou und Old Shatterhand gegenüber getrauten sie sich doch nicht, widerspenstig zu sein.
    Eigentlich waren es vier Personen, welche über das Schicksal der Komantschen zu entscheiden hatten, nämlich die beiden soeben Genannten und die beiden Engineers von Rocky-ground und Firwood-Camp; aber da der letztere seine Haut in Sicherheit gebracht und dafür gesorgt hatte, daß er nicht wieder zu sehen gewesen war, verstand es sich ganz von selbst, daß er ausgeschlossen wurde. Also setzten sich die drei zusammen nieder, um sich zu besprechen. Swan, der Engineer, hatte niemals einer solchen Beratung beigewohnt. Er legte sich die Frage gar nicht vor, wem die Ehre, das Wort zuerst zu ergreifen, zu überlassen war; sein gar schnelles Naturell ließ ihn nicht darauf warten, welcher von den beiden andern beginnen werde, sondern er fing, kaum daß er sich niedergesetzt hatte, in dem Tone seiner vollsten Ueberzeugung an: »Es ist doch ganz selbstverständlich ein Faktum, daß diese Burschen sterben müssen, und da schlage ich, weil Pulver und Blei doch Geld kosten und Riemen hier umsonst zu haben sind, vor, daß wir sie alle hübsch nebeneinander an die Bäume hängen. Ich bin überzeugt, Mesch’schurs, daß ihr ganz derselben Meinung seid.«
    Ueber das ernste Gesicht des Apatschen glitt ein leises Lächeln, doch antwortete er nicht, weil er gewohnt war, bei solchen Gelegenheiten Old Shatterhand das Wort zu lassen. Dieser nickte, auch lächelnd, dem Engineer zu und sagte:
    » Well, Sir! Es freut mich sehr, daß Ihr uns so richtig taxiert habt. Wir sind natürlich auch vollständig überzeugt, daß sie sterben müssen, weil wir Menschen nun –«
    »Schön, schön!« unterbrach ihn der Beamte. »Erschießen, würde für solche Halunken ja auch viel zu ehrenvoll sein; also hängen, hängen, das ist es, was ich –«
    Der Beamte hielt mitten in der Rede inne, weil er von einer so gebieterischen Handbewegung Old Shatterhands unterbrochen wurde, daß ihm das Wort im Munde stecken blieb. Doch seiner Würde als Beisitzer des Prairiegerichtes sich bewußt, fragte er gleich darauf:
    »Was ist’s? Warum unterbrecht Ihr mich?«
    »Um Euch überhaupt zu zeigen, wie es ist, wenn man unterbrochen wird.«
    »Wieso?«
    »Ihr seid mir vorhin in die Rede gefallen. Ein Savannengericht ist eine ernste Sache, Sir. Da platzt man nicht so schnell mit einer Meinung heraus, ohne vorher diejenigen zu fragen, welche den Westen besser kennen und deren Ansichten also wohl von größerer Wichtigkeit sein dürften.«
    » Well! Aber Ihr habt doch gesagt, daß Ihr auch meint, die Gefangenen müßten sterben! Nicht?«
    »Ja. Doch wenn Ihr mich hättet ausreden lassen, wäre Euch mein Grund nicht entgangen, warum sie sterben müssen. Ich wollte nämlich sagen: Wir sind natürlich auch vollständig überzeugt, daß sie sterben müssen, weil wir Menschen nun einmal alle sterblich sind.«
    »Ah, bloß deshalb?«
    »Ja.«
    »Also sie sollen sterben, weil sie überhaupt sterblich sind, und nicht, weil sie uns an das Leben wollten?«
    »Ganz richtig!«
    »Hm! Wie meint Ihr das, Mister Shatterhand?«
    »Sie müssen sterben, früher oder später, weil sie eben sterbliche Menschen sind; wir aber haben kein Recht, ihren Tod herbeizuführen. Oder noch besser gesagt: Ihr habt dieses Recht nicht.«
    »Wieso?«
    »Haben sie Euch etwas gethan, was nach den Gesetzen der Prairie mit dem Tode bestraft wird?«
    »Das – hm – das allerdings nicht,« antwortete er gedehnt.
    »So habt Ihr also auch kein Recht, vom Aufhängen zu sprechen, Mister Swan. Wir, nämlich Winnetou und ich, könnten Tokvi-Kava töten, weil er uns die Pferde und die Gewehre gestohlen hat; wir haben ihm aber trotzdem versprochen, daß weder er noch einer von seinen Leuten getötet werden soll.«
    »Habt Ihr dieses Versprechen nicht etwas vorschnell gegeben, Sir?«
    »Ich frage dagegen: Habt Ihr jemals gehört, daß Winnetou und Old Shatterhand vorschnell, also voreilig gehandelt haben?«
    »Nein, ich bitte um Verzeihung!«
    »Also! Wir haben gar nicht nötig, eine lange Beratung zu halten, denn bei uns beiden steht es schon fest, was mit den Komantschen geschehen soll, und ich denke, daß Euch das, was wir für richtig halten, auch annehmbar erscheinen wird.«
    »So laßt

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