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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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können, um den ganzen Stamm gegen euch aufzubieten!«
    »Es wird keiner von ihnen sich dorthin nähern dürfen, wo ehrliche Krieger sich befinden, denn wir werden auch ihnen allen die Medizinen nehmen.«
    Der Häuptling öffnete zwar den Mund, um zu antworten, aber das, was er hörte, war für ihn so ungeheuerlich, daß er kein Wort hervorbrachte. Old Shatterhand fuhr fort:
    »Sie hätten sich entfernen dürfen, ohne ihre Heiligtümer zu verlieren; aber da sie so toll gewesen sind, unsern Zorn herauszufordern, so werden wir sie dadurch bestrafen, daß wir ihnen die Medizinen nehmen und dort in das Feuer werfen. Wenn dann der Tag angebrochen ist, könnt ihr gehen. Das Leben, welches ich euch versprochen habe, nehmt ihr mit; alles andre aber laßt ihr hier, auch eure ehrlichen Namen und die Achtung und Ehrfurcht, welche euch nun selbst eure kleinen Kinder und alten Weiber verweigern werden. Ich habe gesprochen. Howgh!«
    Hierauf folgte nun, grad so wie auf dem Berge, ein unbeschreiblicher Wutausbruch, der sich noch bedeutend steigerte, als den Roten ihre Medizinen wirklich abgenommen und sodann in das Feuer geworfen wurden. Diese Art der Vernichtung war eine kluge Berechnung von Old Shatterhand. Wenn nämlich der Indianer um seine Medizin kommt, so thut er alles, sie wieder zu erhalten, ehe er sich um eine neue bemüht. Hätten die Bahnarbeiter die Medizinen behalten, so wären die Komantschen auf alle Fälle heimlich hier in dieser Gegend geblieben, um sich unter Mord und Totschlag wieder in den Besitz derselben zu setzen! Bei der völligen Vernichtung derselben aber hatte dieses Bleiben keinen Zweck. So gingen die Beutel alle in den Flammen auf, und es blieb nur einer übrig, derjenige des Häuptlings, welchen Old Shatterhand als Andenken für sich behielt, obgleich er wußte, daß der ›schwarze Mustang‹ alles daran setzen werde, wieder in den Besitz desselben zu gelangen.
    Welche Mühe die Weißen dabei hatten, die Roten gehörig im Zaume zu halten, und welche Zornesausbrüche sie dabei anhören mußten, das läßt sich denken. Endlich war dies vorüber, und nun suchte Old Shatterhand die zwei besten Pferde für den Hobble-Frank und Droll aus. Als er dabei einmal an dem Häuptling vorüberkam, fauchte ihn dieser grimmig wie eine Wildkatze an:
    »Wie würdest du lachen, wenn ich auf meinem schwarzen Mustang hierhergekommen wäre! Obgleich deine Hand nicht wert ist, nur seinen Geifer zu berühren, wäre er doch dein Eigentum geworden. So aber mußt du auf das beste Pferd, welches es von einem Ende bis zum andern gibt, verzichten. Ich verlache dich!«
    »Und ich lache noch mehr über dich,« antwortete der weiße Jäger. »Du hast ja deutlich gesagt, was dein Rappe wert ist. Ein Pferd, welches geifert, taugt nichts. Und wenn es mir geschenkt werden sollte, ich würde es nicht nehmen; es wäre das vielmehr eine Beleidigung für mich, die ich nicht verzeihen könnte. Du magst also deinen Tschatlo behalten!«
    Der Komantsche hatte Old Shatterhand ärgern und seinen Neid wecken wollen. Nun mußte er, anstatt dies zu erreichen, eine solche Antwort hören. Tschatlo heißt Frosch. Welche Beleidigung, seinen berühmten Mustang einen Frosch zu nennen! Grad ebenso grimmig wie da, als ihm seine Medizin genommen worden war, fuhr er auf:
    »Du selbst hast Geifer im Munde! Der böse Manitou hat dich nur gemacht und gesandt, um alles zu verschimpfen und in Unrat zu verwandeln. Meinst du, daß dein Hengst und der Rappe Winnetous berühmt seien? Sie sind gegen meinen Mustang wie zwei Finger eines Grabindianers, der nur von Kammas, Schmutz und Wurzeln lebt, gegen die siegreiche Lanze eines Komantschenkriegers!«
    Old Shatterhand verzichtete auf eine abermalige Entgegnung und entfernte sich. Hierauf wurden erst die Pferde und dann auch die Indianerwaffen nach dem Lose verteilt, damit keiner sagen könne, er sei übervorteilt worden. Während dies geschah, saß Hobble-Frank mit Droll und den beiden Timpes beisammen; sie hatten von der Verteilung nichts mehr zu erwarten und unterhielten sich teils über das Geschehene, teils über ihre ferneren Pläne. Da Old Shatterhand und Winnetou mit den Timpes reiten wollten und Droll und Frank also auch von dieser Partie waren, erging sich der letztere ganz selbstverständlich in Versicherung der großen Thaten, die er im Interesse von Kas und Has ausführen wollte.
    »Ich bin Heliogabalus Morpheus Edeward Franke,« sagte er, »und ihr werdet mich kennen lernen. Meine Wohnung am Schtrande der

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