Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
andern Komantschen vergaßen alle Freude über die erlegten Büffel und sagten kein Wort, den Ankömmling zu empfangen. Als dieser vom Pferde gestiegen war und sich dem Häuptling näherte, ging dieser eine Strecke fort, um sich bei einem Busche niederzusetzen, so entfernt von seinen Leuten, daß diese nicht hören konnten, was für eine Botschaft ihm gebracht wurde. Ik Senanda ging ihm nach, setzte sich bei ihm nieder und wartete dann, bis er angesprochen wurde. Der Häuptling sah ihm mit einem eigentümlichen, leeren Blicke ins Gesicht und fragte dann mit hohler, vor Enttäuschung rauh klingender Stimme:
    »Wo sind die Pferde?«
    »Man gab mir keine,« lautete die Antwort.
    »Wo sind die hundert Gewehre und Messer?«
    »Ich erhielt sie nicht.«
    »Was bringst du mit?«
    »Nur einige Messer, Pulver und Blei und einen neuen Anzug für dich.«
    »Weiter nichts?«
    »Nichts!«
    »So hast du dich ja anders verhalten, als ich dir befohlen habe?«
    »Ich habe ganz und genau nach den Anweisungen gehandelt, welche ich von dir erhielt!«
    »Du hast verraten, was in Firwood-Camp geschehen ist!«
    »Ich habe nichts verraten!«
    »Man hat aber meine Befehle nicht befolgt, und das kann nur den Grund haben, daß man dort unsre Schande kennt!«
    »Man kennt sie.«
    »So mußt du davon gesprochen haben, denn wir sind direkt von Firwood-Camp gekommen, und es kann vor dir kein Mensch bei den Komantschen eingetroffen sein und es ihnen mitgeteilt haben!«
    »Und dennoch wußten sie schon alles, als ich kam.«
    »Von wem? Wenn ich erfahre, wer es gewesen ist, werde ich ihm die Kopfhaut bei lebendigem Leibe vom Schädel ziehen!«
    Seine Fäuste ballten sich und seine Augen blitzten vor Zorn.
    »Du wirst diese Kopfhaut nicht bekommen,« antwortete sein Enkel. »Das Feuerroß rannte hundertmal schneller, als wir gelaufen sind, und hat die Botschaft überall hingetragen.«
    »Kommt das Feuerroß etwa auch zu den Naiini-Komantschen?«
    »Nein, aber es läuft nicht weit von ihnen vorüber und hält dort einigemal an Orten an, welche von den Bleichgesichtern Station genannt werden. Auf einer solchen Station sind einige von unsern Kriegern gewesen und haben alles erfahren.«
    »Uff! Das Feuerwasser und das Feuerroß, beide hat der böse Geist ins Land der roten Männer gesandt, um sie zu verderben. Man wird sehr bald von einem großen Wasser bis zum andern wissen, daß man mir den Schopf und die Medizin genommen hat, und so wird mein Name, welcher der berühmteste war, von jetzt an sein wie der Hauch, welcher von einem Aas aufsteigt, von dem kein Geier fressen will. Aber ich werde mich rächen, rächen an allen, die mich zum Aas gemacht haben!«
    »Du bist berühmt und wirst berühmt bleiben,« tröstete ihn sein Enkel. »Wir werden Winnetou und Old Shatterhand fangen und dann die Apatschen überfallen; sie müssen uns ihre Häute und Medizinen geben, und wenn Ihr wieder Medizinen habt, so dürft Ihr nach den Jagdgründen des Stammes zurückkehren.«
    »Uff! Jetzt dürfen wir das nicht?«
    »Nein.«
    »Es ist also Beratung darüber abgehalten worden?«
    »Ja, eine Beratung aller alten Krieger und weisen Männer.«
    »Die haben uns ausgestoßen?«
    »Ja.«
    »Uff, uff!«
    Er legte die Hand an die Augen und blieb eine lange Zeit so sitzen; dann ließ er sie wieder sinken und sagte:
    »Ich bin reich. Warum hast du mir weiter nichts gebracht als ein Kleid?«
    »Ich durfte nicht.«
    »Ich bin ohne Pferd und besitze doch viele Pferde. Wurde es dir auch verboten, eines für mich mitzunehmen?«
    »Ja.«
    Da richteten sich seine Augen mit angstvollem Ausdruck auf das Gesicht seines Enkels, und er fragte, vor Angst fast stotternd, was er für eine Antwort erhalten werde:
    »Aber mein schwarzer Mustang, mein Hengst, der für mich mehr bedeutet als das Leben, will man auch ihn mir vorenthalten?«
    »Auch ihn.«
    Da sprang er auf; die Wut trieb ihn in die Höhe; er wollte seinem Grimme in Worten Luft machen; Ik Senanda aber hob warnend den Finger und sagte in beruhigendem Tone:
    »Tokvi-Kava ist ein großer Häuptling; er weiß, daß ein Krieger sich beherrschen muß; sollen die Leute, welche dort sitzen und alle auf uns sehen, denken, daß er es verlernt habe, der Herr seiner Gedanken und Gefühle zu sein?«
    Da setzte sich der Alte wieder nieder, doch dauerte es einige Zeit, bis er äußerlich ruhig schien und zustimmend erwiderte:
    »Der Sohn meiner Tochter hat recht. Ich will jetzt nicht an den Schmerz denken, den man mir bereitet, aber dann, wenn ich

Weitere Kostenlose Bücher