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Saeuglingsschwimmen

Saeuglingsschwimmen

Titel: Saeuglingsschwimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Ahrendt
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eine kritische Anmerkung: In mehr traditionellen Kulturen in Afrika, Asien und Südamerika gehört das tägliche Massieren und Transportieren des Säuglings bei jeder Arbeitsverrichtung auf der nackten Haut am Körper der Mutter zur täglichen Routine (vgl. Liedloff, 1999 2 ). Der Säugling wird ständig mitbewegt und damit körperlich stimuliert.
    In Studien mit afrikanischen Kindern wurde nachgewiesen, dass diese Säuglinge weiter entwickelt sind als europäische. Nahe liegt, dass deren schnellere Entwicklung durch die engere Beziehung zwischen Mutter und Kind mitbedingt ist. Afrikanische Mütter tragen ihre Säuglinge stets mit sich und stillen sie zum Beispiel, wenn sie anfangen zu weinen. Dieses enge Zusammenwirken zeigt, dass das Verhalten des Kindes zwar durch Lernen im Sinne von Training verändert werden kann, aber dass kindliche Entwicklung vorrangig vom Klima des Vertrauens und Zutrauens zwischen Mutter und Kind abhängt.
    Noch ein weiterer kleiner Exkurs: An Affen wurde beobachtet, dass im Pflegeverhalten der Muttertiere große Variationen auftreten. Dabei wurde festgestellt, dass das Temperament des Muttertiers Einfluss auf die Bewegungen des Jungtiers hat: Eine nervöse, leicht zu irritierende Mutter kann häufig ihr Kind mit raschen und für dieses nicht vorherzusehenden Bewegungen erschrecken.
    Auch das Maß der Erfahrung bestimmt den mütterlichen Umgang mit dem Kind mit; die Unterschiede wurden bei erst- und mehrfachgebärenden Müttern nachgewiesen. Die Letzteren gehen mit ihren Kindern deutlich ruhiger und sicherer um. Nachgewiesen ist, dass eine ausgewogene mütterliche Anregung in größerem Maße auf die Entwicklung des Säuglings einwirkt als Reichhaltigkeit der physischen Umwelt oder Anzahl der Spielmaterialien.
    Die Mutter-Kind-Interaktion kann auch gestört werden. Besonders gefährdet ist die Eltern-Kind-Kommunikation, wenn sich Entwicklungsschwierigkeiten ergeben, z. B. beim schwierigen Säugling oder Schreibaby, beim entwicklungsverzögerten oder von Behinderung bedrohten Säugling. Das Verhalten dieser Säuglinge ist häufig schwieriger zu entschlüsseln und durch vermehrt negative Gefühlsäußerungen gekennzeichnet: Sie vermeiden soziale Kontakte, sind leichter zu verunsichern und häufig unberechenbar, schreien vermehrt und sind schwierig zu beruhigen. Als Folge entgleist die intuitive Kommunikation und ein Zustand elterlichen Versagens mit Ohnmachts- und Schuldgefühlen stellt sich ein, welches Niedergeschlagenheit auslösen kann, weil das Kindinnerlich nicht akzeptiert wird. Kennzeichen dafür sind z. B. eine verminderte Antwortbereitschaft (Responsivität), vermehrtes Lenken und Beharren auf Vorschriften (Dirigismus) sowie Vermeiden von spielerischen Zwiegesprächen. Und als Ersatz kann sich bei den Eltern auf der Verstandesebene ein gesteuertes, leistungsorientiertes Training von Einzelfähigkeiten einstellen, das wiederum sozial aufgeschlossenes Verhalten behindert.

    Die sichere Mutter-Kind-Bindung mit freier, unverkrampfter Kindesentwicklung kann des Weiteren durch eine Vielzahl möglicher Belastungen gefährdet sein, welche hier nur stichwortartig genannt werden: Eltern können durch eigene psychische Erkrankungen, ungelöste psychosoziale Konflikte, ungünstige Kindheitserfahrungen, tatsächliche und neurotische Ängste um das Überleben des Kindes, frühe Trennungen infolge von Frühgeburt, vorzeitiger Ablehnung des Kindes, schwerer Erschöpfungszustände, übertriebener Kopflastigkeit und Leistungsorientierung oder Verunsicherung den Umgang mit dem Säugling beeinträchtigen. Dabei können die Eltern derartig von den eigenen Problemen beherrscht sein, dass ihre intuitiven Verhaltensbereitschaften gehemmt werden. Dies wird spürbar, indem sie die spielerischen Kontakte mit dem Kind vermeiden, seine Signale überhören und seine Bedürfnisse vernachlässigen oder dazu neigen, es übermäßig zu stimulieren.

    Der gemeinsame Aufenthalt im Wasser ermöglicht den Eltern intensive körperliche Kommunikation mit ihrem Kind über die Haut. Berührung drückt Zuneigung aus. Die herkömmliche Interaktion zwischen Mutter und Kind, welche über die blickbezogene so genannte Protokommunikation durch die mütterliche Mimik und Sprechmelodie übermittelt wird (vgl. Karch, 1994, S. 136f.), wird im Wasser die ganzkörperliche

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