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Saftschubse - Lies, A: Saftschubse

Saftschubse - Lies, A: Saftschubse

Titel: Saftschubse - Lies, A: Saftschubse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Lies
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fliegen wir mal zusammen!« auflöst.
    Die Psychologinnen sehen mich fragend an.
    »Also … es ist in meinem jetzigen Job so …« Ich erkläre ihnen meine Lage.
    »Ich verstehe Sie gut«, antwortet mir Frau Wilhelm, die über einen Schreibtisch gebeugt dasteht und die Blätter nacheinander aus den Klemmbrettern nimmt. Ich erhasche einen Blick auf meines: Die resümierende Handbewegung war ein einfacher Haken.
    »Nur leider können wir keine Ausnahmen machen.« Sie wirft den gesamten Stapel in den Papierkorb. Vermutlich gucke ich so entsetzt, dass sie sich verpflichtet fühlt, lächelnd und sehr leise zu erklären: »Das Mitschreiben dient nur der Verunsicherung der Bewerber.«
    »Oh.« Schnell fange ich mich wieder. »Das verstehe ich natürlich, dass Sie konsequent sein müssen. Trotzdem vielen Dank!« Mit diesen Worten bemühe ich mich um einen eleganten Abgang.
    Draußen werde ich erneut erwartet – Pessimismus-Barbie erklärt Kaugummi kauend, dass unser Rückflug erst in einer Stunde geht und schlägt vor, noch etwas essen zu gehen. Da meine Fluchtmöglichkeiten beschränkt sind, stimme ich zu.
    »War voll scheiße bei mir. Die Heindl hat gefragt, ob ich bereit wäre, abzunehmen für den Job, und ich habe ihr gesagt, dass sie mich mal kann«, gibt Sandra freimütig Auskunft über ihr Rollenspiel.
    In Anbetracht ihrer elfenhaften Figur und der in meinen Augen sehr netten Auswahlkommission vermute ich, dass es nur eine Provokation war, auf die sie voll eingestiegen ist.
    In diesem Moment klingelt mein Handy.
    »Charlotte Madeleine Loos? Hier ist Frau Dr. Hartmann. Wir machen jetzt doch eine Ausnahme für Sie, und ich möchte Sie daher bitten, über dieses Telefonat absolute Diskretion zu wahren.«
    Ich halte den Atem an.
    Frau Dr. Hartmann räuspert sich gewichtig. »Frau Loos, meinen Glückwunsch! Herzlich willkommen bei Skyline!«
    Meine Kündigung löst in der Agentur Verschwörungstheorien aus, wie sie sonst nur anlässlich der ersten Mondlandung entstanden sind. Wüste Spekulationen kursieren, nach denen ich ins feindliche Lager gewechselt bin, und die Personalchefin (und aktuelle Milky-Way-Geliebte) telefoniert sich durch sämtliche Konkurrenzagenturen und Headhunter, um herauszufinden, wer mich abgeworben hat. Denn dass ich Stewardess werde, glaubt mir schlichtweg niemand. Und fast wäre daraus auch nichts mehr geworden.
    Denn als Frau Dr. Hartmann mir die Mitteilung überbrachte, dass ich nun ein Engel der Lüfte bin, habe ich meinen Chili-Pommes eingeatmet und gespannt die Luft angehalten.
    Mein unrhythmisches Schnappen nach Luft hat Frau Dr. Hartmann zunächst als Fassungslosigkeit interpretiert, und sie fühlte sich bemüßigt, ihre Entscheidung näher zu begründen:
    »Nun, das Rollenspiel war nicht ganz das, was wir uns vorgestellt haben – aber Sie haben sich nach Kräften bemüht, auf den Gast einzugehen. Sie waren enorm engagiert, sind ruhig geblieben und haben mit Ihrer guten Laune angesteckt. Und genau darum ging es uns. Im Übrigen waren Ihre Filmkenntnisse beeindruckend, und im Ernstfall könnten Sie den kompletten Flieger sicher auch alleine unterhalten.«
    Als ich daraufhin nichts mehr sagte und man Sandra im Hintergrund nur noch kreischen hörte, war wohl klar, dass etwas nicht stimmte.
    Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich in einem weiß gekachelten Zimmer, das nach Desinfektionsmittel roch und mit stark vergrößerten Mikroskopaufnahmen von Malaria-Erregern an den Wänden eine wenig einladende Atmosphäre schuf. Über mir die besorgten Augen von Sandra, Frau Dr. Hartmann und einem gewissen Herrn Dr. Eckert, der eine gebogene Zange in der Hand hielt und sich mit einem Tuch die Schweißperlen von der Stirn tupfte.
    Als die Stimmen wieder deutlich wurden, hörte ich als Erstes Pessimismus-Barbie, die mir in betont langsamer Sprache zu vermitteln versuchte, dass sie uns umgebucht hatte:
    »Auf die Maschine um EINUNDZWANZIG UHR, hörst du?!«
    Nachdem ich schriftlich versichert hatte, dass ich meinen unter unschönen Geräuschen hinuntergewürgten Pommes frites, den der Flughafenarzt lieblos als »Bolusgeschehen« bezeichnete, notfalls noch operativ entfernen lasse, konnten wir gehen.
    Der Rückflug war dann weniger schön verlaufen, da Sandra nicht darüber hinwegkam, dass mir die frigide Ziege vorab das Ergebnis meines Assessment-Centers mitgeteilt hatte. Unser Abschied verlief nicht gerade innig.
    Der Milky-Way-Mann rückt jetzt bedrohlich näher.
    »Komm, Charlotte, entre nous !

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