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Saftschubse - Lies, A: Saftschubse

Saftschubse - Lies, A: Saftschubse

Titel: Saftschubse - Lies, A: Saftschubse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Lies
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dass ich mich je einer anderen Kultur als der bayerischen unterwerfen könnte. Und das war schon eine Höchstleistung in Sachen Integration gewesen.
    Natürlich könnte ich meinen Haarwurzelkanal-Versuch auch gemütlich in Schwabing durchführen, beim trendigen Wax in the City , aber bisher habe ich mich einfach nicht getraut. Meinen Beobachtungen nach gehen da nämlich nur Frauen hin, die ohnehin so aussehen, als wachse ihnen kein unerwünschtes Härchen irgendwo. Und ich bin nun mal dunkelhaarig und vermutlich die einzige Frau auf der Welt, die dasselbe Problem hat wie Samson aus der Sesamstraße . Summa summarum also das perfekte Opfer für die zahlreichen Beautysalons, die hierzulande versprechen, mich als Leinwandgöttin wieder zu entlassen.
    Naiv, willig, jedes einzelne meiner Härchen leid und verhältnismäßig vermögend dank Spesen, recherchiere ich mit TATORT-reifer Verhörtaktik auch bei den ortskundigen Kolleginnen. Die aber haben angeblich keine Erfahrung mit »so was«.
    »Ich nehme die Pille, daher habe ich keinen Haarwuchs mehr«, ist noch die aufschlussreichste aller Antworten.
    Nach der Pleite mit Malte Breuer brauche ich mich gottlob nicht mehr künstlich mit Gestagen zu versorgen, was wegen der Zeitverschiebung sowieso immer ein Problem war. Meine neue (und zu hundert Prozent effiziente!) Verhütungsmethode besteht aus Weißgold mit einem kleinen Brillanten darin – meinem Fake-Ehering! Ihn habe ich mir von meinem Ebay-Erlös gekauft und zwar bei Tiffany in New York und lasse ihn allen Männern mit Streifen an der Kleidung demonstrativ entgegenfunkeln.
    Gemäß Entdecker-Vorbildern wie Christopher Kolumbus schwinge ich mich als frischgebackener »Maniküre-Marco-Polo« allein in ein klimatisiertes Taxi und lasse mich vom Fahrer mit seinen weißen Baumwollhandschuhen, wie sie in Asien alle Taxifahrer tragen, zur berühmt-berüchtigten Khao San Road kutschieren, einer sehr belebten Straße der thailändischen Metropole.
    Kaum habe ich einen prüfenden Blick auch nur in Richtung einer der Beauty-Tempel geworfen, winkt mir auch schon eine typisch winzige, zierliche und extrem geschäftstüchtige Thailänderin zu und packt meinen Arm, kaum, dass ich in Reichweite bin. Dann schubst sie mich sanft ins kleine Foyer von Kate’s Salon .
    Sofort versöhnt mich die auch hier angenehm klimatisierte Luft und der Zitronengras-Tee, den sie mir sogleich serviert. Ein künstlicher Wasserfall, ein paar Goldfische und geschmacklose bunte Bilder, die paradiesische Orte mit Delfinen als Hologramm abbilden, zieren den gefliesten Raum.
    Ich frage mich, ob das Gerücht stimmt, dass in Läden, in denen die Mafia Schutzgelder erpresst, schwarze Goldfische im Becken schwimmen. Ein Gerücht, das meine Mutter im China-Restaurant in Oer-Erkenschwick in die Welt gesetzt hat. Vorsichtshalber gucke ich genau hin.
    »You wanna buy fish?« , meint meine kleine Thailänderin sofort und stellte sich als »Candy« vor.
    »No, thank you. Just looking« , antworte ich. » Candy? Is that your real name? « Ich habe schon davon gehört, dass sich Asiatinnen amerikanische Namen geben, die Touristen besser aussprechen können.
    Verlegen kichernd entgegnet sie: »You clever, I Mai-Ling.« Na bitte, wer sagt’s denn? Jetzt haben wir doch eine Vertrauensbasis.
    Ich informiere Mai-Ling über meine Wünsche. Sie scheint sehr wohl bereits Bekanntschaft mit Kolleginnen gemacht zu haben, denn sie fragt prompt: »You airline?«
    Dann startet sie ihre Anamnese und wirft einen schnellen prüfenden Blick unter meine Cargohose, kurz oberhalb meiner Knöchel. Wieder kichert sie und zieht mich am Arm.
    »So, we do Landing Strip – for capt’n« , beschließt sie resolut.
    »Äh, maybe bikini area, only? «, kontere ich und unterdrücke meine aufsteigende Panik, die Mai-Ling professionell ignoriert. Vermutlich berechnet sie schon, dass sie an mir einen gesamten Monatslohn verdienen kann.
    Dann umfasst sie erneut mein Handgelenk und zieht mich hinter sich her, vorbei an Vitrinen mit amerikanischen Nagellacken, von Mermaid Aqua No. 1 bis hin zu Devil Diva Black No. 213 . Ich liebäugele spontan mit No. 17 (Red-Carpet-Red) und beschließe, mein Treatment später mit einem Neuanstrich ausklingen zu lassen.
    Wir erreichen das Ende eines engen Ganges, der in beruhigender Eierschale gestrichen ist und betreten einen winzigen Raum mit einer opulenten Liege, einem Kleiderbügel und einer Mikrowelle, die sich die vorgewärmten »Made in Peru-Handtücher« der

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