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Saftschubse - Lies, A: Saftschubse

Saftschubse - Lies, A: Saftschubse

Titel: Saftschubse - Lies, A: Saftschubse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Lies
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Bangkok.
    Schönheitsmodifikationen aller Art führt man ohnehin besser jenseits des eigenen Land- & Freundeskreises durch. Schließlich weiß man nicht erst aus Serien über verzweifelte Hausfrauen, dass ein Fruchtsäure-Peeling den gesellschaftlichen Tod bedeuten kann. Und auch der Kosmetikerin, die die ganze Wahrheit über meine Unterschenkel erfährt, muss ich hier nie wieder begegnen.
    Allerdings kann das Exil in Bezug auf diesen Themenkreis auch so seine Tücken haben. Eine Ahnung, die ich darauf stütze, dass meine mitteleuropäische, kaukasisch pigmentierte Durchschnitts-Epidermis nicht zum ersten Mal Bekanntschaft mit der asiatischen Kosmetikindustrie macht.
    Einer meiner Bon-Bon-Flüge ging nach Japan (Das sind seltene Einsätze mit besonders vielen freien Tagen vor Ort). Zwischen Stäbchen, sprechenden Ampeln und beunruhigend buntem Sushi, hielt ich mich zunächst an Vertrautes. Insbesondere nachdem unser Kopilot gleich am ersten Abend versehentlich ein Küchenmesser im Wert von zweitausend Euro erworben hatte, weil er sich bei der Umrechnung vertan hat.
    So streunte ich durch die Kosmetikabteilung der Shopping-Mall, in der Wattepads, Ohrenstäbchen und Feuchtigkeitscremes vertraut wie im Reformhaus aufgereiht waren, nur mit lustigen Schriftzeichen überall. Es gab sogar alle gängigen Nivea-Produkte, und ich schlummerte gegen sechs Uhr morgens generalüberholt ein, nachdem ich mir die schlaflose Tokioter Nacht mit einem prickelnden Peeling und der ausgiebigen Hydratisierung meiner oberen Zellschichten per Over-Night-Maske vertrieben hatte.
    Am nächsten Mittag sah ich mich im Bad einer mir fremden Geisha gegenüber. Ich fühlte meinen Puls, nahm eine Eisentablette und zog die Vorhänge weit auf. Immer noch sah ich aus wie Hui Buh auf Reha. Verstört beäugte ich mich im Vergrößerungsspiegel des kleinen Hotelbadezimmers und war sicher, dass bislang friedlich schlafende Gene über Nacht eine heimtückische Albino-Mutation durchlaufen hatten.
    Da ich mich aber erstaunlich gut fühlte, beschloss ich, erst mal ein Onigiri (ein klebriges kaltes Reisteilchen mit Lachs, Gurke oder Sonstigem darin) zu frühstücken und den Kreislauf mit einem Seetang-Kaugummi in Schwung zu bringen – als ich vor dem Aufzug auf ein weiteres Opfer der neuen Pandemie traf. Meine Kollegin Nina.
    Käsegesichtig sahen wir uns an, bevor ihre Lippen deprimiert die Worte formten: »Na, hast du dir auch Nivea White Moisture gekauft?«
    Das hat man dann davon, wenn man meint, man könne den Großkonzernen im Ausland ein Schnippchen schlagen und dort die eigenen Standard-Drogerie-Artikel günstiger erwerben. Im Land der aufgehenden Sonne nämlich enthalten gemäß dem nationalen Schönheitsideal nahezu alle Artikel aggressive Whitening-Substanzen, die bei uns nur in Zahnpasta und als Außenfarbe für Gartenzäune zugelassen sind.
    Auf dem Rückflug erntete ich besorgte Blicke der Fluggäste, die mir selbstlos ihre Getränke anreichten und mich ermunterten, mich doch einen Moment neben sie zu setzen.
    Schlimmer traf es nur Nina, die versucht hatte, den Effekt mit etwas Selbstbräuner umzukehren. Sie durfte in Deutschland erst nach ärztlicher Untersuchung wieder einreisen, da man bei ihr einen bisher unerforschten Stamm von Fleckfieber vermutete.
    Diese Anfängerfehler habe ich allerdings längst verdrängt, als ich jetzt im Sky Guide blättere, um ein für mein Vorhaben geeignetes Spa zu finden.
    Berauscht von der hohen Luftfeuchtigkeit, der Zeitverschiebung und verschiedenen thailändischen Werbeplakaten für kurze Röcke, durchforste ich eifrig die Rubrik »Gesund & schön« des kleinen Heftes, das es für jeden Zielort von Skyline gibt. Darin werden von Kollegen alle HotSpots einer Destination verzeichnet und laufend aktualisiert – vom Imbiss gegenüber bis hin zu »Eckard«, einem pensionierten Kapitän, der sich in Phuket niedergelassen hat und Boote mit Crewrabatt vermietet.
    Nicht selten kommt es vor, dass sich ein Purser in Nappa zur Ruhe setzt, um Trauben zu züchten, oder eine Stewardess in Paraguay ein Hotel Garni eröffnet, mit angeschlossener Hundepension.
    Bis zu meiner Beziehung mit Malte habe auch ich gedacht, ich würde nach spätestens drei Flügen dem Mann meines Lebens in eine ganzjährig mediterrane Ecke des Globusses folgen, aber es ist nicht passiert. Gott sei Dank, muss man eigentlich sagen, denn ich hänge im Grunde viel zu sehr an vierfach geschroteten Brotsorten, der Punica-Oase und Karin Tietze-Ludwig, als

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