Sag einfah: Ja, ich will
erneut zu streiten begannen, ging Gina aus dem Wohnzimmer. Eine weitere Diskussion wollte sie sich nicht anhören.
Nachdem sie die Haustür hinter sich geschlossen hatte, schlenderte Gina über den Hof zu ihrem Häuschen und trat ein.
Es war still. Leer. Niemand wartete auf sie, nicht mal ein Haustier. Weil sie so viel Zeit mit ihren Pferden verbrachte, wäre es ihr auch komisch vorgekommen, noch ein weiteres Tier um sich zu haben.
Im Wohnzimmer sah sie sich um. Sie kannte hier ja alles, aber plötzlich war ihr, als sähe sie alles mit anderen Augen.
Wie im Hauptgebäude hingen auch hier viele gerahmte Fotos. Bilder ihrer Nichten und Neffen. Lachende Kinder mit Zahnlücken. Schnappschüsse von Ausflügen in Vergnügungsparks, Kinder auf Pferden, Kinder beim Essen an Ginas Küchentisch. Und Kinderzeichnungen an der Wand, liebevoll von den kleinen Künstlern signiert mit „für Tante Gina“.
Auch Spielzeug gab es bei ihr. Manches lag auf ihrem Kaffeetisch verstreut herum. Der Rest war in einer Truhe unter ihrem großen Fenster verstaut. Puppen und Feuerwehrautos. Malbücher und ein Gameboy.
Das war ihr Leben, ihr Schicksal. Und so würde es wohl immer sein. Immer die Lieblingstante. Die Kinder, die sie liebte, würden nie die eigenen sein. Und sie würde als alte Jungfer enden, vereinsamt, vielleicht mit drei, vier Katzen um sich.
Als sie sich das so ausmalte, die Jahre, die verrannen, ohne Änderung, ohne Bewegung, traten Gina Tränen in die Augen. Ihr Haus war kein Zuhause, es war der Ort, an dem sie übernachtete. Ein Ort, den Kinder aufsuchten, um dann wieder zu gehen. Ein Ort, heimgesucht nur von den Kindern, die sie gerne gehabt hätte und nie haben würde.
Wenn sie nicht etwas dagegen unternahm, etwas schier Undenkbares.
Etwas, mit dem niemand rechnete. Am allerwenigsten Adam King.
4. KAPITEL
Eines war schon mal klar: Ein Date mit Adam King – und zumal dieses – verlangte nach einem neu gekauften Kleid.
Gina drehte sich vor dem Spiegel und befand, dass sie verdammt gut aussah. Das schwarze Kleid endete knapp über den Knien. Der Ausschnitt war nicht sündig-tief, aber doch so, dass man zumindest ahnte, was unter dem Seidenstoff verborgen war. Ginas Haar hing in vollen Locken auf die Schultern. Und in den neuen hochhackigen Sandaletten wirkte sie ein ganzes Stück größer.
„Siehst du“, sagte sie lächelnd zu ihrem Spiegelbild, „so geht das schon mal. Das wird toll laufen. Ich bin so was von bereit.“
Ihre Miene spiegelte noch leise Zweifel. Doch bevor Gina weiter darüber nachdenken konnte, klopfte es an der Tür.
Schnell griff Gina nach ihrer Handtasche und eilte zum Eingang. Aber als sie die Tür öffnete, stand nicht Adam, sondern ihr Bruder Tony vor ihr.
„Hallo“, sagte er. „Ich habe gerade mit Mom gesprochen und dachte, ich schaue lieber mal vorbei.“
„Keine Zeit“, erklärte Gina kurz angebunden und schaute an ihm vorbei zur Auffahrt.
„Warum denn nicht?“
„Ich habe ein Date.“ Sie machte eine Handbewegung, um ihren Bruder zum Gehen zu bewegen. „Danke für den Besuch und tschüß.“
Unbeeindruckt ging er an ihr vorbei ins Haus. Gina sah missbilligend auf die Staubspuren, die seine Stiefel auf dem Boden hinterließen. „Was willst du hier?“
„Mom hat mir erzählt, was Pop getan hat.“
„Na super.“ Wahrscheinlich hatte ihre Mom auch gleich noch Peter und Nicky angerufen, um alle über Ginas erbärmliches Liebesleben auf dem Laufenden zu halten. Am besten setzte sie es gleich in die Zeitung.
„Ich wollte dir nur sagen … Pop lag natürlich völlig daneben. Du brauchst ihn nicht, um einen Mann zu finden.“
„Oh, danke für das Vertrauen“, sagte Gina und schob Tony spielerisch in Richtung Tür. Er sollte verschwinden, bevor Adam ankam.
„Denn … wenn du einen Typen willst, kann ich einen für dich finden.“
„Was?! Nein!“
Tony zuckte mit den Schultern. „Ich meine ja nur … Kennst du übrigens Mike von der Bankfiliale? Netter Typ. Hat einen guten Job und …“
„Hat die Sache mit Papà denn nicht gereicht?“
„Pop hat den Fehler gemacht, auf Adam zu setzen“, erklärte Tony. „Das ist nichts. Sicher, er ist ganz in Ordnung, aber er ist, äh, emotional verkümmert.“
„Emotional verkümmert, ja?“ Gina schüttelte den Kopf. „Hast du wieder in Vickies Frauenzeitschriften gelesen?“
Tony grinste. „Man muss eben auf dem Laufenden bleiben. Frauchen soll ja nicht denken, dass ich nur ein dummer Rancharbeiter mit nichts in
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