Sag einfah: Ja, ich will
Arbeit vergraben sollte – selbst dann verbannte er dieses Wort.
Es gehörte nicht zu seiner Lebensplanung. Nicht mehr.
Liebe. Er hatte es ja versucht und war einfach nicht gut darin. Liebe zerstörte Menschen. Liebe ruinierte die Existenz von Menschen, beendete sogar das Leben einiger. Das brauchte er nicht noch mal. Obwohl sein Herz, das er schon fast vergessen hatte, jetzt heftig pochte. Und schmerzte.
Aber so etwas würde Adam vor anderen natürlich nie zugeben.
„Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, Sal. Natürlich habe ich mir ein bisschen Sorgen gemacht. Aber wenn es ihr gut geht, war dein Besuch ja überflüssig.“ Er setzte sich wieder, griff nach einem Kugelschreiber und vertiefte sich wieder in einige Unterlagen. „Na, trotzdem danke, dass du vorbeigeschaut hast.“
Sal rührte sich nicht von der Stelle. Dann stützte er sich mit beiden Händen auf der Schreibtischplatte ab und wartete, bis Adam aufsah. „Ich muss dir etwas sagen, Adam. Ich finde, du hast ein Recht darauf, es zu erfahren.“
„Ja, dann mach schon. Raus damit.“ Was jetzt wohl kommen würde? Wenn es Gina gut ging, konnte es ja nicht allzu schlimm sein. Hatte sie sich vielleicht schon in einen anderen verliebt? Diese Vorstellung setzte Adam zu. Aber er hielt es für höchst unwahrscheinlich. Ihm mochte es ja wie Jahre vorkommen, dass sie fort war. Tatsächlich waren erst ein paar Wochen vergangen. Also, was konnte es sonst sein?
„Gina hat das Baby verloren.“
„Was?“ Adam fiel der Kugelschreiber aus der Hand. „Wann … Wann ist denn das passiert?“
„Gestern.“ Sorgenvoll sah Sal ihn an.
Gestern. Warum hatte er das nicht irgendwie gespürt?
Gina hätte ihn gebraucht, und er war weit weg von ihr gewesen, hier, in seiner selbst gewählten Isolation. Er war nicht für sie da gewesen.
„Und … wie geht es ihr?“ Dumme Frage, dachte Adam, gleich nachdem er sie gestellt hatte. Er konnte sich denken, wie es ihr ging. Sie hatte sich das Kind doch so sehr gewünscht! Sie war mit Sicherheit völlig fertig, am Boden zerstört.
Erstaunt bemerkte er, dass er sich genauso fühlte. Er war unsagbar traurig und hatte einen großen Verlust erlitten. Dass diese Nachricht ihn derart mitnehmen würde – darauf war Adam nicht gefasst gewesen.
„Sie wird darüber hinwegkommen“, sagte Sal leise. „Sie wollte nicht, dass du es erfährst, aber ich war der Meinung, du müsstest es wissen.“
„Ja, natürlich.“ In jedem Fall wollte er informiert werden. Ihr gemeinsames Kind war gestorben. Und obwohl Adam es ja kein einziges Mal auf den Armen hatte halten können, traf ihn der Verlust genauso wie der von Jeremy vor all den Jahren.
Es war nicht nur der Tod des Babys. Mit dem ungeborenen Kind waren Träume, Hoffnungen, ja die Zukunft gestorben.
„Ach ja, noch etwas“, fügte Sal hinzu. „Gina wird in Colorado bleiben.“
„Sie wird was?“, fragte Adam fassungslos. Er schüttelte den Kopf. Das war alles zu viel für ihn.
„Sie kommt nicht zurück nach Hause.“ Leise erklärte er: „Es sei denn, es passiert irgendwas … damit sie ihre Meinung ändert.“
Adam bemerkte kaum, wie Sal sich verabschiedete. Immer wieder erinnerte er sich an Gina. Und der Schmerz in seinem Herzen wurde schier unerträglich. Während der vergangenen Wochen hatte Adam ständig an sie denken müssen – obwohl er doch sein altes Leben wieder aufgenommen hatte. Er war wieder in die Einsamkeit zurückgekehrt.
Dennoch hatte er Gina nicht vergessen können. Immer wieder hatte er sich gefragt, wie es ihr ging. Wo sie jetzt wohl wohnte. Was sie wohl ihrem Kind über ihn erzählen würde.
Und jetzt hatte sie das Baby verloren.
Gina litt sicherlich furchtbar, viel mehr als er. Und sie stand allein mit ihrem Kummer da. Denn auch der Beistand ihrer Familienangehörigen würde die Trauer nicht wirklich lindern können. Nein, Adam war sich sicher, Gina fühlte sich in diesem Moment genauso einsam und verlassen wie er.
Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er sich viel stärker nach ihr sehnte als nach allem anderen auf der Welt. Er wollte Gina in den Armen halten. Ihr die Tränen trocknen. Sie trösten und sie fest an sich drücken.
Er wollte einschlafen, während er sie hielt. Und beim Aufwachen wollte er als Allererstes ihr wunderschönes Gesicht sehen.
Ruckartig stand Adam auf und ging zum Fenster. Er sah die ausgedehnte Rasenfläche, die Zufahrt zur Straße. Die Blätter der gepflegten alten Bäumen tanzten im Wind. Schon bald würden die
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