Sag einfah: Ja, ich will
Tage kürzer werden und die Nächte lang, viel zu lang.
Sein Leben würde kalt sein ohne Gina. Und leer.
„Esperanza hat recht“, murmelte er und schlenderte zurück zum Schreibtisch, wo das Telefon stand. „Na ja, wenigstens teilweise. Ich war tatsächlich ganz schön dumm. Aber damit ist es jetzt vorbei.“
Gina amüsierte sich köstlich über die Begeisterung des kleinen Jungen. Zwar saß er noch etwas unsicher auf dem Pferd, aber seinem stolzen Grinsen nach zu urteilen, fühlte er sich schon wie der König der Cowboys.
Eigentlich trainierte ihr Bruder Nick ja die Football-Mannschaft der Highschool. Nebenher führte er jedoch mit seiner Frau noch eine kleine Ranch, die etwas außerhalb lag. Einmal Rancherjunge, immer Rancherjunge, dachte Gina. Es tat ihr richtig gut, hier zu sein. Sie verbrachte viel Zeit mit ihren Neffen und ihrer Nichte.
Außerdem lenkte die Arbeit auf dem Anwesen Gina von ihrem Kummer ab, sodass sie nicht mehr jede Minute an Adam denken musste. Sondern nur noch alle zwei Minuten.
Das war schon ein Fortschritt.
„Du denkst doch schon wieder an ihn.“
Ertappt wandte Gina sich um und lächelte ihren Bruder an. „Ach, nur ein ganz kleines bisschen.“
„Ich habe gestern Abend kurz mit Tony telefoniert.“ Nick lehnte sich an den Zaun der Koppel. „Falls es dich tröstet – er meinte, Adam sieht ganz schön mitgenommen aus.“
Das ist ein äußerst schwacher Trost, überlegte Gina, aber besser als nichts. „Ist es schlimm, wenn ich jetzt sage: ‚Gut zu wissen‘?“
„Überhaupt nicht.“ Um sie zu necken, zog Nick an ihrem Pferdeschwanz. „Tony meint, er würde Adam liebend gern für dich zusammenschlagen. Brauchst nur ein Wort zu sagen.“
„Ach, ihr Jungs seid doch die Besten.“
Er grinste zufrieden. „Das haben wir dir doch schon immer gesagt.“
Plötzlich fuhr ein gelber Lieferwagen auf den Hof und hielt in einiger Entfernung von ihnen. Als der Fahrer ausstieg, blieb Gina fast das Herz stehen.
„Na, das haut mich um“, murmelte Nick.
„Adam“, flüsterte Gina und seufzte. Im selben Moment wünschte sie, sie hätte etwas anderes angezogen. Im Grunde spielte ihr Outfit gerade keine Rolle, das war Gina klar. Trotzdem hätte sie lieber etwas eleganter und mondäner gewirkt. Es störte sie, dass sie nur verwaschene Jeans und ein altes T-Shirt trug – jetzt, da Adam überraschend hierherkam.
Sie sah, wie er auf sie zuging, und wandte sich noch kurz an ihren Bruder. „Nick, achtest du bitte auf Mikey?“
„Klar“, murmelte er. „Aber wenn du Adam loswerden willst, gib mir nur kurz Bescheid. Ich erledige die Sache dann für dich.“
Adam loswerden? Um Himmels willen, nein! Das war das Letzte, was sie wollte. Allein seinen Anblick, während er langsam näher kam, genoss sie. War das erbärmlich, nach allem, was geschehen war? Aber er sah einfach zu verführerisch und zu gut aus! In natura war seine Ausstrahlung noch aufregender, als sie es in Erinnerung hatte. Und Gina hatte ständig an ihn gedacht. Sobald sie die Augen schloss, sah sie ihn vor sich.
Ihr Herz schlug höher, ihr Mund wurde trocken. Ohne zu zögern, ging sie auf ihn zu. Sie zwang sich, langsam zu gehen, obwohl sie am liebsten rennen wollte. Auf ihn zustürmen und sich an seine Brust werfen, ihn umarmen und nie wieder loslassen wollte. Wie lange würde es dauern, bis diese überschwängliche Liebe zu ihm verflog? Monate? Jahre?
Dann standen sie sich gegenüber. „Gina“, sagte er nur und sah sie an.
„Adam. Was machst du denn hier?“
Er rieb sich den Nacken. „Ich musste dich einfach sehen. Ich habe einen der Familienjets genommen. Am Flughafen habe ich dann den erstbesten fahrbaren Untersatz gemietet …“ Er blickte verärgert auf den knallgelben Lieferwagen.
„Immerhin geräumig. Und hübsche Farbe.“
„Das war alles, was sie auf die Schnelle dahatten.“
Sie lächelte. „Ich wollte übrigens auch gar nicht wissen, wie du hergekommen bist. Sondern warum.“
„Um dich zu sehen. Um dir zu sagen …“
Sein Blick spiegelte so viele Gefühle wider – das kannte sie überhaupt nicht von ihm. Was war nur los? Hoffnung keimte in ihr auf – aber Gina riss sich zusammen. Jetzt wollte sie bloß keine zu hohen Erwartungen haben, die Adam doch wieder zerstören würde.
Prüfend musterte er sie von Kopf bis Fuß. „Geht es dir gut? Solltest du nicht lieber das Bett hüten?“
„Wie bitte?“, fragte sie und lachte nervös. „Natürlich geht’s mir gut. Was ist denn nur
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