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Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye

Titel: Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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ein gutes Heim gegeben?«
    »Unseren Kindern, ja.«

    »Oh, natürlich, verzeihen Sie. Ich danke Ihnen, Mrs. Cressy. Das war’s dann wohl.«
    Es war vorbei.
    Sekundenlang saß Donna regungslos. Fast widerstrebte es ihr, den Sitz zu verlassen, auf dem sie all diese Stunden gesessen hatte. Irgendwie fühlte sie sich ein bißchen wie eine »Königin des Tages«, die nunmehr gezwungen wurde, ihrem Thron zu entsagen. Sie blickte zum Richter. Ich bin eine gute Mutter, hätte sie ihm am liebsten zugerufen. Und wenn ich gerade erklärt habe, Victor sei ein guter Vater, so spricht das wohl nicht gegen meine eigene Eignung als Mutter. Und wenn er sich um sie kümmert und für sie sorgt, so heißt das doch keinesfalls, daß ich das etwa nicht täte. Ich war’s, die sie ausgetragen und zur Welt gebracht hat; die sie fütterte und badete und wiegte; die ihre Windeln wechselte, die sie säuberte, die endlos mit ihnen spielte. Die sie liebte. Die sie liebt. Oh, wie sehr liebe ich sie. Bitte, bitte, nehmt mir nicht meine Kinder. Ich weiß nicht, wie ich ohne sie leben sollte. Nehmt mir nicht meine Babys.
    Aber natürlich sagte sie nichts davon – außer einem schlichten »Danke«. Und dann verließ sie den Zeugenstand und setzte sich rasch neben ihren Anwalt.
    Sobald sie Platz genommen hatte, begann der Richter zu sprechen. »Da es Freitag nachmittag ist«, hob er in einem so feierlichen Ton an, daß Donna kaum begriff, was er sagte, »werden wir uns auf Montag vormittag vertagen, und dann werde ich Sie von meiner Entscheidung unterrichten. Wünsche ein angenehmes Wochenende.«
    Donna blieb sitzen, bis alle den Gerichtssaal verlassen hatten. Mel wartete draußen in seinem Auto auf sie; ihre Kinder befanden sich bei Annie und Mels Haushälterin. Ja, in wenigen Minuten würde auch sie sich erheben, den Saal verlassen und sich von Mel nach Hause fahren lassen – sozusagen in das letzte Wochenende, das sie sich noch als »Vollzeit-Mutter« betrachten konnte.
Angenehmes Wochenende, hatte der Richter allen gewünscht. Nun, das war wahrhaftig ein frommer Wunsch; und sie hoffte nur, daß sie nachts wenigstens leidlich schlafen konnte. Allerdings wußte sie schon jetzt, daß sie überhaupt nicht würde schlafen können.
    Donna blickte sich im nunmehr leeren Saal um. Drei Tage lang hatte sie gesessen und sie sich angehört, die Donna-Cressy-Story. So wie sie dargeboten wurde – einem Saal voller Fremder. So wie sie erzählt wurde: von Victor Cressy, seinen Freunden, Nachbarn, diversen Vertrauten. Schließlich hatte sie auch ihre Version erzählt, die einzig authentische. Alle hatten samt und sonders dazu beigetragen, am »Mythos« der Donna Cressy zu flechten und zu weben. Allerdings: Genau wie bei Augenzeugen am Tatort eines Geschehens differierten die Aussagen ganz beträchtlich, ohne daß man irgendwen als Lügner hätte bezeichnen können.
    Donna blickte zum leeren Platz des Richters. Schien ein freundlicher Mensch zu sein: Ein Mann, der sich alle Mühe geben würde, fair zu entscheiden. Fair – was war fair? Donna beugte den Kopf auf den langen Tisch, stützte ihn in ihre Hände und begann zu schluchzen.
     
    Donna saß im orangefarbenen Wohnzimmer, Sharon auf dem Schoß. Das Kind drehte und wendete sich unruhig. Donna lauschte auf den Regen, der draußen unablässig niederprasselte. Herniederflutete, schien das präzisere Wort zu sein. Ja, jawohl. Die Sintflut. Die Große Flut, gleichsam auf allgemeinen Wunsch zurückgekehrt. Donna versuchte ihr Töchterchen in eine bequemere Position zu setzen. Doch sofort nahm das Kind die vorherige Lage ein. Nein – allem Anschein nach wollte das Wochenende ganz und gar nicht gemäß Donnas Wünschen verlaufen.
    Als erstes war da der Regen. Der hatte jeden Gedanken an Parks oder Strände zunichte gemacht. Sie mußten also innerhalb
der eigenen vier Wände bleiben, was zumal Adam unruhig, wenn nicht gar aufsässig werden ließ. Und zweitens wurde Donnas Hoffnung, mit ihren Kindern eine ruhige harmonische Zeit zu verbringen, schlicht vernichtet: Ihre Kinder waren weder ruhig noch harmonisch. Sie waren ganz normale und ziemlich laute Kinder, von denen sich die Erfüllung solch idyllischer Wünsche nicht erhoffen ließ. Gleichsam um die Sache abzurunden, sagte der Wetterdienst für morgen einen gleichartigen Tag voraus. Donna gab einen erschöpften Seufzer von sich – woher neue Ideen nehmen, neue Anregungen? Was in einschlägigen Büchern stand, hatte sie schon samt und sonders ausprobiert; auch

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