Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye
hatte sie den Kleinen mehr Fernsehzeit zugestanden als jemals sonst; überdies jede Menge Zuckerzeug. Sharon hatte bereits ihr Nachmittagsschläfchen gehalten; und was Donna betraf, so begannen ihre Hände zu ermüden von all dem Bemalen und Kneten und Ausschneiden; und ihre Stimme war fast heiser von unablässigem Vorlesen.
Adam trat wieder ins Zimmer. Mit jenem Schmollmäulchen, das Donna inzwischen für sich sein Samstagsschmollmäulchen nannte. Gott behüte, daß ich ihm diese Geschichte ein weiteres Mal erzählen muß, dachte sie und meinte die Geschichte von dem kleinen Jungen namens Roger und dem kleinen Mädchen namens Bethanny. In allen nur denkbaren Varianten hatte sie diese Story abgehandelt – und seit dem Morgen wenigstens zwanzig Mal. Ein weiteres Mal bitte nicht.
»Erzähl mir eine Geschichte«, bat er, als könne er ihre Gedanken lesen.
»Nicht jetzt, Adam.« Sharon bewegte sich wieder, drückte hart gegen einen Nerv in Donnas Bein. Donna versuchte, ihre Tochter sacht an eine andere Stelle zu schieben. Doch Sharon beharrte darauf, wieder in die alte Position zu rücken.
»Erzähl mir eine Geschichte von einem kleinen Jungen namens Roger und einem kleinen Mädchen namens Bethanny, und
wie sie in den Zoo gingen, um sich die Giraffen anzusehen. Erzähl mir die .«
Ungeduldig betrachtete Donna ihren Sohn. »Geht jetzt nicht, Adam. Ich lese gerade Sharon eine Geschichte vor. Du kannst ja zuhören, wenn du magst.«
Adam grabschte nach dem Buch. »Das ist meine Geschichte.«
»Es ist dein Buch«, räumte Donna ein.
»Sie kann’s nicht lesen!« rief er.
»Ich lese ihr daraus vor.«
»Nein!« Er zerrte an dem Buch in Donnas Händen.
»Adam, du zerreißt es...«
»Sie kann’s nicht lesen. Du kannst ihr nicht daraus vorlesen.«
»Adam, hör auf!«
»Es ist mein Buch! Sie kann’s nicht lesen!«
Jetzt grabschte auch Sharon nach dem Buch. »Nein!« schrie Adam und versuchte, Sharons Finger zurückzubiegen. »Laß das Buch los, du!«
»Adam...«
»Sie darf’s nicht anfassen.«
»Hör mit solchen Albernheiten auf...«
»Sie darf’s nicht anfassen!« Er stieß gegen Sharons Schultern.
»Adam, sie wird fallen!« Donna hob unwillkürlich die Stimme.
»Soll sie doch! Ich will, daß sie von dir weg ist! Ich will mein Buch!«
»Seit zwei Jahren hast du’s dir nicht mehr angesehen!«
»Aber jetzt will ich’s mir ansehen.«
»Natürlich.«
»Ich will’s!« Hart stieß er Sharon gegen die Brust. Und plötzlich begann die Kleine, bislang ziemlich ruhig, schrill zu schreien.
»Sollst es ja haben!« schrie Donna. Und während sie sich abrupt erhob, hörte sie, wie das Buch zu Boden fiel, und fühlte, wie
Sharon sich aus ihren Armen wand; dann sah sie ihre beiden Kinder dort unten auf dem Boden; irgendwie lagen sie unentwirrbar ineinander verschränkt, und sie strampelten und kreischten um die Wette.
Etwa fünf Minuten später klopfte es an die Tür. Inzwischen leckten – wenn man so wollte – alle drei ihre Wunden.
»Wer ist da?« fragte Donna, während sie langsam auf die Haustür zuging.
»Terry Randolph«, antwortete die Frauenstimme auf der anderen Seite. Donna öffnete sofort. Terry Randolph und ihr Sohn Bobby hüpften geradezu aus dem Regen herein. Adam kam herbeigelaufen. »Tut mir leid, komm Ihnen wohl gerade ungelegen, wie?« fragte die Frau, der nicht entging, wie erschöpft Donna aussah.
»Nun ja, so ein typischer verregneter Samstag«, erwiderte Donna.
»Genau aus diesem Grund bin ich hergekommen«, erklärte Terry Randolph fröhlich und zeigte in breitem Lächeln ihre Zähne.
»Möchten Sie eine Tasse Kaffee?«
»Oh, nein, nein«, sagte die Frau. »Wir bleiben nicht lange. Ich hätte auch kurz mal anrufen können, aber Bobby wurde mir so unruhig, wo er doch den ganzen Tag ins Haus eingesperrt war, daß ich dachte, so ein kleiner Spaziergang durch den Regen könnte uns nicht schaden. Schließlich wohnen wir ja nur zwei Häuser weiter.«
Was wollte diese Frau?
»Wir saßen so herum und erzählten Geschichten und so«, fuhr Terry Randolph fort, »und plötzlich meinte Bobby, es wäre doch schön, wenn Adam zum Spielen herüberkommen könnte...«
Oh, nein, dachte Donna, nicht an diesem Wochenende.
»Darf ich, Mami?« fragte Adam, hellauf begeistert.
»Wir dachten, er könnte bei uns spielen und essen und über Nacht bleiben. Der Wetterdienst sagt, auch morgen wird’s den ganzen Tag regnen.«
»Mann, toll! Ganz toll! Darf ich, Mami?«
»Liebling«, sagte Donna, und sie
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