Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye
streiten.«
»Gut.« Donna erhob sich. »Ich werde ein Taxi rufen.«
»Ich werde dich fahren.«
»Nein.«
Er stellte seinen Drink auf die Glasplatte des Tisches. »Du möchtest nicht, daß ich noch irgend etwas für dich tue.«
Du hast genug getan, hätte sie am liebsten gesagt; doch sie tat es nicht. »Ich kann für mich selbst sorgen.«
»Hat ja niemand bezweifelt.«
»Du kapierst wohl überhaupt nichts, Victor, oder? Du weißt überhaupt nicht, was oder wie dir geschieht?« Nein, sie hatte es nicht laut gesagt, nur gedacht.
»Können wir uns darüber unterhalten?« fragte er.
»Ich habe nichts weiter zu sagen.«
»Hältst du das für fair?«
»Ja. Allerdings.«
»Was zu sagen war, ist gesagt, Victor.« Sie trat auf das Telefon zu. Er griff nach ihrer Hand.
»Donna, bitte. Was kann ich sagen?«
»Nichts, Victor. Es gibt nichts mehr zu sagen.«
»Ich habe gesagt, daß es mir leid tut. Himmelherrgott, wie oft habe ich gesagt, daß es mir leid tut! Ich würde sonst was tun, um jene Nacht ungeschehen zu machen...«
»Es geht nicht um jene Nacht, Victor.« Er musterte sie überrascht. »Lange habe ich selbst geglaubt, es sei im Grunde eben das. Doch es handelte sich nur um einen kleinen Teil des Gesamten. Vielleicht um den letzten Teil. Ich weiß es nicht.«
Augenscheinlich begriff er überhaupt nicht, wovon oder worüber sie sprach. »Ist da irgendein anderer?«
Donna blickte in Victors blaue Augen, und irgendwie glaubte sie, darin Abbilder von Mel zu sehen. »Nein«, sagte sie. Sie und Mel hatten einander seit einer Reihe von Monaten nicht gesehen. Zu diesem Entschluß waren beide gemeinsam gelangt. Zunächst einmal mußte Donna hinter ihre Ehe einen Schlußpunkt setzen.
Jawohl, aus eben diesem Grund und aus keinem anderen. Mel war gleichsam der Katalysator gewesen und keinesfalls der Grund.
Sie entledigte sich ihrer Ehe, oder versuchte es doch jedenfalls, weil sie in sich eine frische Hoffnung entfacht fühlte: von jenem ersten Nachmittag an, wo Mel sich sozusagen strikt weigerte, sich unter dem Felsbrocken des Sisyphos begraben zu lassen. Und sollte die end- und schier hoffnungslose Herausforderung an Sisyphos sozusagen die endgültige Bestimmung der Zukunft sein – auch gut; man würde sich einzurichten wissen. Jeder nach seinem eigenen Geschmack und seinen eigenen Bedürfnissen. Aber noch – das wußte sie recht genau – war sie nicht tot. Vielmehr schien sie im Begriff, die Hölle hinter sich zu lassen. »Ich werde dich wissen lassen, wenn ich richtig untergekommen bin«, sagte sie. »Dann kannst du die Kinder besuchen. Wir werden schon zu einer Regelung kommen, die für jeden die beste ist.«
»Das beste für uns alle wäre, daß wir zusammenblieben.«
»Nein. Durchaus nicht.«
Sie rief ein Taxi. Victor verhielt sich überraschend still. »Es wird auch für dich nicht ganz leicht sein, weißt du«, sagte er schließlich.
»Ich weiß.«
»Da bin ich mir nicht so ganz sicher.«
Donna zuckte mit den Achseln.
»Du kannst dir’s ja noch überlegen«, sagte er. »Denk drüber nach. Und falls du den Entschluß fassen solltest, zu mir zurückzukehren...«
Donna nickte, schwieg jedoch.
»Du wirst mich bald anrufen?« fragte er.
»Morgen.«
»Ich liebe meine Kinder, Donna.«
Sie fühlte, wie in ihr Tränen aufstiegen. »Ich weiß, daß du sie liebst.«
»Ich meine nur, wir sollten nichts Voreiliges oder Überstürztes tun...«
»Werde ich auch nicht.«
»Du rufst mich also an?«
»Ja.«
Sie hörten, wie draußen ein Auto vorfuhr und hupte.
»Ich liebe dich, Donna«, sagte Victor hastig.
Donna senkte den Kopf. »Ich weiß, Victor.« Sie holte tief Luft. Er trat auf ihre Koffer zu. »Nein, bitte«, sagte sie, und ihre Stimme schien ihn buchstäblich zu stoppen. »Das erledige ich schon selbst.«
»Sie sind schwer«, warnte er.
Sie ging zu der Stelle, wo zwei mittelgroße Koffer standen und hob diese hoch. »Kann ich eigentlich nicht finden«, sagte sie; und eine Minute später war sie verschwunden.
14
Auf ihre Bitte brachte man Donna ein Glas Wasser. Da war diese scheußliche Trockenheit in ihrem Hals. Den ganzen Vormittag über hatte sie ausgesagt und jetzt, am Nachmittag, noch einmal drei Stunden.
Sie hatte alles gesagt, was es zu sagen gab über die Ehe von Victor und Donna Cressy. Aus der Sicht der Donna Cressy natürlich. Sie hatte als Zeugin in eigener Sache gesprochen, langsam und mit Bedacht. Meist blickte sie zu ihrem Anwalt, bevor sie seine Fragen beantwortete;
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