Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye
versuchte, ihre Gedanken zu sammeln: Ihr Traum vom perfekten Wochenende, dem womöglich letzten mit ihren Kindern, wurde fortgespült von dem Regenguß draußen – und verdrängt von Terry Randolphs Superköder. »Adam, ich dachte, wir könnten...«
»Ich will mit! Ich will mit! Bitte!« Seine Augen verdüsterten sich.
Gib’s auf, dachte sie und spürte, wie ein leises Gefühl der Panik in ihr aufstieg.
»Bitte...«
Sie schluckte hart, unterdrückte das Gefühl der Panik. Dies ist längst nicht das Ende, sagte sie zu sich. Dreh doch bloß nicht gleich durch. Ihre Stimme war kaum hörbar. »Also gut«, sagte sie.
»Wunderbar!« rief Terry Randolph, und sie wirkte nicht weniger entzückt als die beiden Vierjährigen.
»Ich hol meinen Schlafanzug«, sagte Adam aufgeregt.
»Ich komme mit«, erklärte Donna. Rasch folgte sie ihrem Sohn. Doch als sie sein Zimmer erreichte, hielt er seinen Pyjama bereits in der Hand. »Vergiß deine Zahnbürste nicht«, sagte sie.
»Ist im Bad«, erwiderte er und wollte an ihr vorbei.
»Adam, willst du wirklich fort? Ich meine, wir könnten Geschichten erzählen. Ich könnte dir die Geschichte erzählen von einem kleinen Jungen namens Roger und einem kleinen Mädchen namens Bethanny, und wie sie eines Tages zum Zoo gingen, um sich die Giraffen anzusehen...«
»Ich will rüber zu Bobby«, unterbrach er sie mit fast jammernder Stimme.
Donna straffte ihre Schultern. »Okay, okay, geh nur rüber zu
Bobby.« Aber spiel drüben nicht auch noch zu allem den braven Buben, hörst du – hätte sie ihm am liebsten nachgerufen. Sei unartig, aufsässig, unleidlich – dann schickt sie dich vielleicht nach Hause, zu mir.
Die Haustür klappte zu. Donna nahm ihr Töchterchen, setzte es sich wieder auf den Schoß. Und sie griff nach dem Buch, das so lange Zeit irgendwo völlig unbeachtet gelegen hatte. »Hat ganz den Anschein, daß nur noch wir beide hier sind, mein Kleines«, sagte sie.
Sharon hob ihre Hand, strich ihrer Mutter damit sacht über die Wange, während der Blick ihrer schier riesengroßen Augen tief in Donnas Augen tauchte. Dann ließ sich die Kleine zurücksinken, fand mit unbeirrbarer Treffsicherheit jenen Nerv in Donnas Bein, der so überempfindlich reagierte, und ließ sich in aller Behaglichkeit darauf nieder. Noch einmal versuchte Donna, das Kind in eine für sie angenehmere Lage zu bringen. Doch sofort ruckelte sich Sharon wieder in der für sie bequemen Lage zurecht.
Der Richter sah so müde aus, als habe er das ganze Wochenende über mit Salomos Geist gerungen. Würde er vielleicht vorschlagen, daß sie ihre Kinder mittendurchschnitt? fragte sie sich unwillkürlich, während das übliche Ritual über die Bühne ging und sich alle setzten. Donna fühlte, wie ihre Knie zitterten, von Sekunde zu Sekunde mehr. Oh, Gott, bitte, murmelte sie lautlos. Ihr Anwalt schob seine Hand über ihre Hände. Fast unmittelbar darauf sprach der Richter.
»Im Rechtsfall Cressy gegen Cressy habe ich sowohl der eigentlichen Scheidungsklage als auch dem Sorgerecht für die Kinder ausgiebige Beachtung geschenkt. Was immer an Beweismitteln oder Indizien vorlag, ist von mir berücksichtigt worden, bevor ich meine Entscheidung getroffen habe. Was die eigentliche Scheidungsklage betrifft, von Mr. Victor Cressy gegen seine
Gattin Donna Cressy angestrengt, so entscheide ich zugunsten von Victor Cressy. Die Scheidung wird ausgeprochen aufgrund des von Mrs. Cressy eingestandenen Ehebruchs.«
Obwohl Donna von vornherein damit gerechnet hatte, daß Victor in diesem Teil des Prozesses siegen würde, spürte Donna deutlich, wie ihr das Herz sank. Allein die Worte »... entscheide ich zugunsten von Victor Cressy«, genügten, um in ihr ein leichtes Gefühl von Übelkeit aufsteigen zu lassen. Angestrengt hielt sie ihre Augen gesenkt, starrte mit gleichsam sichtlosem Blick verkrampft in ein absolutes Nichts.
»Was die Frage betrifft, wem die Kinder zugesprochen werden sollen«, fuhr der Richter fort, »so handelt es sich hierbei um alles andere als eine leichte und eindeutige Entscheidung. Drei Tage lang hat sich das Gericht alles angehört, was von seiten Mr. Cressys vorgebracht wurde, um die These zu untermauern, bei Mrs. Cressy handle es sich um eine Frau von einer psychischen Labilität, die sie als Mutter absolut ungeeignet mache. Was Mrs. Cressy selbst betrifft, so unternahm sie nicht den mindesten Versuch, ihre Beziehung zu Mr. Mel Segal oder ihr häufig, sagen wir einmal, sonderbares Benehmen
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