Sag niemals nie
Junge namens Malcolm klimperte auf der Gitarre
und sang einen uralten Song von James Taylor.
»Youjust call out my
naaame
And you knoiv
wherever I aaam
I'll come runnin' to see you again.«
»Mann, wär das nicht geil,
jetzt am Strand zu sitzen?« Jeremy stöhnte und fuhr mit dem Zeigefinger am Rand
der Bong entlang. »Das ist das Einzige, was jetzt noch fehlt. Dann wäre der
Abend echt perfekt.«
Nate nickte zustimmend. »Na ja,
bald sind wir ja am Strand. Meine Eltern machen doch diesen Partytöm zu den
Hamptons. Die Charlotte liegt schon im Jachthafen in Batteiy Park. Ihr fahrt doch mit, oder?«
Die auf der Dachterrasse
versammelten Elftklässler hoben hoffnungsvoll den Kopf. Vielleicht hatte Nate
ja sie gemeint.
Ts, träumt weiter.
»Na klar, wer würde sich das
entgehen lassen?«, sagte Anthony Avuldsen, und die Elftklässler fühlten sich
wie noch größere Loser. »Das ist der ultimative Sommerstartschuss!«
»Am nächsten Tag ist ja auch
der Frei-Tag der Abschlussklassen, ich glaub, an Blairs Schule planen die da
irgendwas Besonderes«, sagte Nate, als ihm plötzlich auffiel, dass Blair
überhaupt nicht auf die Terrasse gekommen war. Vielleicht stand sie immer noch
unter der Dusche. Oder hatte sie ihm etwa einen Abschiedskuss gegeben und war
nach Hause gegangen? Er konnte sich ganz ehrlich nicht erinnern. Falls sie
noch unter der Dusche stand, konnte er sich vielleicht zu ihr hineinschleichen
und sie überraschen. Der Gedanke an Blair... nackt und nass... ließ ihn selig
lächeln.
Charlie zog eine pralle, mit
Gras gefüllte Plastiktüte aus der Hosentasche und machte sich daran, die Bong
neu zu stopfen. »Du hast gesagt, euere Jacht liegt schon im Hafen?«
Bevor Nate antworten konnte,
klingelte sein Handy. »Blair« blinkte es auf dem Display.
Wenn man von der Teufelin
spricht.
Nate drückte sich das Handy ans
Ohr.
»Rate mal, wo ich bin?«, rief
Blair glücklich. »Im Plaza. Also schaff schnellstens deinen Götterkörper her.
Ich hab eine Suite genommen.«
Das Plaza lag ungefähr zwanzig
Blocks entfernt in Downtown Manhattan. Nate blickte in die ungefähre Richtung.
Es schien sehr weit weg, aber die Vorstellung, auf einem breiten weißen
Hotelbett zu liegen, Filme zu gucken und sich Essen aufs Zimmer zu bestellen,
war verlockend. Er war ziemlich hungrig.
Blair hatte da wohl etwas
andere Vorstellungen.
»Du musst bloß deine Zahnbürste
mitbringen, für alles andere sorge ich«, hauchte sie. Mit »allem anderen«
meinte sie die drei großen Ks: Kaviar, Krimsekt und Kondome.
»Klingt gut.« Nate war angetan.
»Dann bis gleich.« Er drückte sie weg und Jeremy schob ihm die Bong hin.
»Ich hab mir nämlich was
überlegte«, eröffnete er Nate mit dem typisch ernsten Gesicht, das alle
Superbekifften machen, wenn sie sich einbilden, einen genialen Geistesblitz zu
haben. Er hatte so lange an dem Krokodil an seinem schwarzen Lacoste-Polo
rumgeknibbelt, dass es wie halb abgekratzter Wundschorf von seiner Brust
baumelte. »Wir ziehen jetzt alle in eure Jacht um. Die Bar ist doch bestimmt
schon aufgefüllt und die Crew ist wahrscheinlich in der Stadt unterwegs. Die
merken das doch gar nicht, wenn wir sie uns für eine kurze Kreuzfahrt
ausleihen, oder? Du segelst wie ein Weltmeister. Wir könnten einen kleinen
vorgezogenen Segeltörn machen, und zwar...«
»Zu den Bermudas!«, schaltete
sich Charlie ein.
Anthony nickte anerkennend.
»Geile Idee, Alter!«
Die drei Jungs sahen Nate an.
Sie wussten, dass der Vorschlag ziemlich gewagt war, aber das Leuchten in
Nates Augen sagte ihnen, dass er ihn gar nicht so übel fand.
Nates Gedanken schössen im
Zickzackkurs durch sein vernebeltes Hirn. Zu den Bermudas segeln? Klar, warum
nicht? Sie waren in der zwölften Klasse... sie konnten machen, was sie wollten.
Blair konnte ja auch mitkommen und dann konnten sie Mimosas schlürfen und am
Strand unter der heißen Sonne Sex haben. Sie redete immer davon, dass sie mit
ihm zusammen verreisen wollte.
Lexie kam zu Nate und setzte
sich in seinen Schoß. Sie roch nach Amber-Räucherstäbchen und Gänseleber-Pate.
Die Spitze ihres pechschwarzen Pferdeschwanzes strich über das
Sonne-Mond-und-Sterne-Tattoo auf ihrem Schulterblatt. »Alors, und was machen wir jetzt?« Sie
gähnte und nahm Nate die Bong aus der Hand.
Nate wartete, bis sie ihren Zug
gemacht hatte, bevor er sie von seinem Schoß schob. Er klatschte in die Hände
wie ein bekiffter Pfadfindergruppenleiter. »Alle Mann aufstehen. Wir gehen auf
große
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