Sag Onkel - Psycho-Thriller (German Edition)
stand Ed Kelleher vor genau dieser Kommode, arrogant und groß und schwerfällig, mit groben, schmutzigen Händen, die einen kleinen Kamm hielten, den er jeden Morgen zum Aufstellen seines Bürstenschnitts benutzte, während er meine Mutter mit seiner barschen, unangenehmen Stimme anbellte; und wenn ich ihm von der Türschwelle aus zusah, reagierte er, als würde ich ihn herausfordern, in sein Territorium eindringen, auf seinen Rasen pinkeln wie ein streunender Kater, der gekommen war, um mit ihm um sein kleines Fleckchen auf der Welt zu kämpfen. Nur war es nicht sein Fleckchen. Es war meines. Es war Angelas, das von meiner Mutter. Doch das war etwas, das weder er noch ich vollständig begriffen hatten, bis zu dem Tag, an dem er mit einem Freund aus dem Krankenhaus angefahren kam. Er blieb im Auto, auf dem Beifahrersitz zusammengesunken, den Kopf gesenkt, den Blick auf den Boden gerichtet, eine dunkle Sonnenbrille vor den Augen. Ich erinnerte mich an sein Gesicht an diesem Tag und die hölzernen Krücken, die hinter dem Vordersitz verstaut waren und hinter der Kopfstütze herausstanden wie deplatzierte Knochen.
Ich erinnerte mich, wie ich auf den Stufen stand und Angelas Hand hielt, als der Freund Eds Sachen aus dem Haus holte, und wie meine Mutter ihm half, wie sie in peinlich berührter Geschäftigkeit versuchte, mit etwas zu hantieren, statt sich mit dem Mann draußen im Auto zu beschäftigen. Einem Mann, der zu verängstigt war, um auch nur einen von uns noch anzusehen. Ein Mann, den die gleiche Gewalt gebrochen hatte, mit der er versucht hatte, uns zu brechen. Ein Mann, der übel zugerichtet und verletzt war, nachdem er verprügelt und eine Treppe hinuntergeworfen worden war, während Onkel jetzt irgendwo saß und etwas trank oder eine Zigarette rauchte, sich umgab, mit wem immer er sich umgab, das Lächeln eines Eroberers im Gesicht, eines Alphamännchens, das das Rudel beschützt hatte und das lachte, als wäre mit der Welt alles in Ordnung.
Angela, die damals erst fünf Jahre alt war, hob eine Hand, um ihm zu winken, aber ich ergriff ihr Handgelenk und drückte ihre Hand sanft zurück an ihre Seite. Sie sah unschuldig zu mir auf.
»Es ist okay«, sagte ich zu ihr. »Wink einfach nicht.«
»Weil er mich geschlagen hat?«, fragte sie mich flüsternd.
Ich nickte, unfähig, meine Augen von dem in diesem Auto zusammengesunkenen Mann abzuwenden.
Die Bilder verblassten. Stattdessen sah ich Angela vor mir, jetzt ein wenig älter, wie sie durch den Wald hinter unserem Haus rannte, einen Ausdruck von Schrecken und Verwirrung in ihrem kleinen Gesicht, während ihre Tränen strömten und ihr Mund offen stand, als sei er von groben Händen aufgerissen worden und so erstarrt. Ihr stummer Schrei hallte in meinem Kopf wider. Und aus den Schatten hinter ihr erschien Michael Ring, holte sie ein, kam näher und näher … erreichte sie … packte sie ... zog sie hinunter in den Dreck.
Tränen stiegen in meinen Augen auf. »Wo warst du?«, fragte ich den Mann am Kreuz.
Onkel, wie er Michael Ring erbarmungslos zusammenschlug, ihn blutig prügelte, ihn exekutierte, ihn in einem Meer aus spritzendem Blut und Gedärm zerlegte.
»Bist du hier?«
Ich hatte bis zu diesem Moment nicht bemerkt, dass ich Halt suchend nach der Lehne der Kirchenbank vor mir gegriffen hatte, so fest, dass meine Knöchel weiß wurden.
»Wo bist du?« Meine Stimme hallte durch den leeren Raum, aber sie klang wie die eines anderen.
Und vielleicht war sie das auch.
14
Es war noch kälter geworden, doch das berührte mich nicht, meine Gedanken waren eine Million Meilen weit weg. Ich fuhr mit drei Drinks im Leib von der Bar davon und quer durch die Stadt zur South Street, zur Covington Avenue und zu Joey Peluso, dem Mann, der meinen Onkel ermordet hatte.
Louise sprach aus der Dunkelheit zu mir. »Peluso? … Haben Sie den Verstand verloren? Glauben Sie, Sie können einfach vor seiner Tür auftauchen und anfangen, ihm Fragen zu stellen, wie Sie es mit mir tun? … Diese Leute werden Sie umbringen, verstehen Sie?«
Ich versuchte, mir vorzustellen, wie er aussah. Groß. Er würde groß sein. Muskulös und mit wilden Augen, die Art Mann, die man als gefährlich einstufen würde, sowie er einen Raum betrat. Ein professioneller Dieb mit einer gewalttätigen Ader, ohne Furcht vor dem Töten, vielleicht sogar der Typ, der es genoss, dem es einen Kick gab, der sich männlich fühlte, wenn er andere verletzte und quälte.
Der Wagenheber aus meinem
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