Sag Onkel - Psycho-Thriller (German Edition)
hergekommen.« Seine Augen werden dunkler als zuvor, schwarze Schleier sinken hinter dem blutunterlaufenen Weiß herab. »Was zur Hölle wollen Sie?«
Ich bin mir der Bewegung kaum bewusst, als hätte ich meinen Körper verlassen und mich woanders hinbegeben … ins Auto vielleicht, als würde ich dort ruhig und sicher sitzen und uns beide an der Tür beobachten, wie ich mit einer fließenden Bewegung den Arm unter dem Mantel herausziehe, den Wagenheber hoch über meinen Kopf schwinge und ihn von oben auf den Schädel von Joey Peluso krachen lasse. Ich tue das zweimal, schneller, als ich es mir zugetraut hätte. Aber Peluso bewegt sich nicht. Er fällt nicht und versucht auch nicht, den Schlägen auszuweichen oder auch nur ein Geräusch zu machen. Er starrt mich an, verwirrt, als hätte ich ihm gerade einen Witz erzählt, den er nicht ganz verstanden hat.
Wir stehen da – starren einander in die Augen – scheinbar eine Ewigkeit lang, bis ich ein schmales Rinnsal dunkles Blut bemerke – so dunkel, dass es fast schwarz wirkt – das sich langsam von seinem Scheitel in sein Gesicht vortastet.
Zuerst rinnt es langsam wie Ahornsirup über seine Stirn, zur Nasenwurzel, seine Mundwinkel entlang auf sein Kinn. Ich sehe zu, wie das Blut allmählich schneller und stärker fließt. Dann scheint es Peluso auch zu bemerken. Aber er bewegt sich noch immer nicht. Er starrt mich einfach noch eine Weile an, dann bricht er ohne ein Wort zusammen, fällt zu Boden, als sei er von einer darüberliegenden Plattform gestoßen worden. Sein Körper macht ein seltsames, dumpfes Geräusch, als er auf den Boden aufschlägt.
Ich sehe auf ihn hinunter. Seine Augen sind offen, aber sie sehen nichts mehr. Seine Brust hebt und senkt sich alle paar Sekunden, aber die Abstände werden von Mal zu Mal länger. Er stirbt langsam, das Blut aus seinem Kopf bildet eine wachsende Pfütze, die sich wie ein satanischer Heiligenschein um ihn herum ausbreitet. Er macht ein plötzliches, keuchendes Geräusch und sein Rücken krümmt sich, seine Beine strecken sich so plötzlich, als hätte er einen Elektroschock abbekommen.
Ich bemerke, dass die Blutpfütze meine Füße fast erreicht hat. Ich trete ein Stück zurück, um ihr auszuweichen, sehe zu, wie sie als winziger Fluss über die Türschwelle rinnt und mich nach draußen in Eis und Schnee treibt.
Pelusos Körper wird wieder schlaff und ich höre, wie ihm ein harter Schwall Luft in einem gurgelnden Strom entweicht. Dann liegt er still, das fließende Blut ist das einzige, das sich bewegt.
Gegen mein Auto gelehnt, die Arme verschränkt, eine Zigarette im Mundwinkel hängend, sehe ich Onkel. Er beobachtet mich. Er hat keinen erkennbaren Gesichtsausdruck, weder Billigung noch Missbilligung. Nichts. Nur ein leeres, totes Starren, gemischt mit Blut und Gehirn, die über sein Gesicht verspritzt sind, ein Starren, das alles bedeutet … und gar nichts.
… Ich hielt den Wagen am Straßenrand an, mein Kopf drehte sich. Der Wagenheber lag nach wie vor auf dem Sitz neben mir. Weder mit Blut noch mit Splittern eines Schädels befleckt, er war so sauber und neu, wie er es gewesen war, als ich ihn nur Augenblicke zuvor aus dem Kofferraum genommen hatte. Ich stand in einer Seitenstraße geparkt, nahe der Gegend, in der ich aufgewachsen war, und holte ein paarmal tief Luft, bis meine dunkle Fantasie verblasste.
Ich hätte es beinahe getan. Ich befand mich nur ein paar Blocks von der Covington Avenue und der alten Autowerkstatt entfernt, die sich dort mit Sicherheit befand. Ohne auf meine zitternden Hände zu achten, legte ich den Gang ein und machte kehrt.
Ich wusste jetzt, wohin ich fahren musste.
Martha sitzt auf der hinteren Bettkante, die Beine angewinkelt, das Kinn auf die Knie gelegt, die Arme um die Unterschenkel geschlungen. Reglos, nachdenklich. In Schatten gehüllt sieht sie aus wie eine lebende Skulptur, eine Mischung aus geschmeidigem Fleisch und meisterlich geschnitztem Holz.
Ihr Haar hängt nach vorne, bedeckt im Stil von Veronica Lake eine Hälfte ihres Gesichts, sodass nur eines ihrer Augen zu sehen ist. Auf den ersten Blick erscheint sie sehr viel jünger als sie tatsächlich ist. Die Haut in ihrem Gesicht ist weich, straff und klar, wie sie es immer war. Sie behauptet zwar, die jahrelange Anwendung von exotischen Feuchtigkeitspräparaten, Cremes und Lotionen sei dafür verantwortlich, aber ich glaube, es ist einfach eine Eigenschaft, die ihr von höheren Mächten verliehen wurde, so wie
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