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Sag Onkel - Psycho-Thriller (German Edition)

Sag Onkel - Psycho-Thriller (German Edition)

Titel: Sag Onkel - Psycho-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg F. Gifune
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Kofferraum lag jetzt auf dem Sitz neben mir, eiskalt und schwarz und tödlich, und spielte Spielchen mit meinen Gefühlen.
    Ich halte vor der Werkstatt. Sie ist geschlossen und dunkel, ein altes Schild, schartig und dreckig, hängt am Dach. Ich stelle den Motor ab und schalte die Scheinwerfer aus. Das Auto rollt lautlos auf das Gebäude zu. Ein einzelnes Licht am anderen Ende, wo die Werkstatt in den bewohnten Teil des Gebäudes übergeht, zieht meinen Blick auf sich.
    Bevor ich mir dessen bewusst bin, bin ich aus dem Auto gestiegen. Meine Füße knirschen auf dem hartgefrorenen Schnee, als ich quer durch den Hof auf die Vordertür zugehe. Bevor ich sie erreiche, bewegt sich ein Schatten am Fenster, schaut hinaus zu mir. Joey Peluso ist nicht die Sorte Mann, an die man sich heranschleicht. Er ist die Art Mann, die in Lokalen oder Bars immer mit dem Gesicht zur Tür sitzt, damit er sehen kann, wer kommt oder auch nicht. Er ist die Art Mann, der über seine Schulter sieht. Das hat er sein Leben lang getan, und er wird es bis zum Ende seiner Tage tun. Bis zu der Nacht, in der er stirbt. Heute Nacht.
    Ich zögere, als ich den Schatten im Fenster sehe. Aber als er sich fortbewegt, gehe ich weiter zur Tür, halte den Wagenheber nach unten an mein Bein und von meinem langen Mantel verdeckt. Mit der freien Hand klopfe ich ein paarmal kräftig an die Tür.
    »Wer ist da?«, fragt eine tiefe Stimme hinter der Tür.
    »Ich bin nur auf der Durchreise«, sage ich. »Hatte einen kleinen Blechschaden, wollte es richten lassen, bevor ich morgen weiterfahre. Ich habe Ihr Schild gesehen und …«
    »Wir haben geschlossen.«
    »Ich zahle gut, das muss wirklich repariert werden. Ich habe Bargeld.«
    Das Schloss klappert, wie ich es vorhergesehen habe. Die Tür wird geöffnet, langsam, vorsichtig. Peluso ist so groß, wie ich ihn mir vorgestellt habe, über eins achtzig und mehr als hundert Kilo schwer. Er trägt ein Sweatshirt ohne Ärmel, Jeans und Stiefel. Er ist kein junger Mann, aber seine Statur ist nach wie vor kraftvoll und in Form. Seine Arme sind muskulös, mit dicken Venen und etlichen Tätowierungen bedeckt. Sein Haar ist kurz geschoren. Er hat sich schon ein paar Tage lang nicht mehr rasiert. Er sieht mich flüchtig an, kommt näher. »Sind Sie taub? Wir sind nicht mehr im Geschäft. Ich könnte Ihr Auto selbst dann nicht reparieren, wenn ich es wollte.«
    Seine Augen sind blutunterlaufen, und ich rieche Alkohol in seinem Atem. Ich frage mich, ob er auch an mir Alkohol riecht oder ob er meine Angst spüren oder mein Herz in meiner Brust hämmern hören kann. Ich frage mich, ob er genauso ausgesehen hat in der Nacht, in der er Onkel in den Hinterkopf geschossen hat und sein Gehirn durch das Loch in seiner Stirn auf die gesamte Windschutzscheibe spritzte. Ich frage mich, ob er zuerst Onkel oder den anderen Mann erschossen hat – Ronnie Garrett. Haben sie gelacht und geredet, bevor er sie erschoss? Hatte Onkel Angst? Hatte er Zeit, Schmerz oder Furcht zu verspüren, oder war er in einem Augenblick lebendig und im nächsten tot?
    »Könnten Sie nicht schnell einen Blick darauf werfen?«, frage ich stupide, und ich weiß, dass er das Zittern in meiner Stimme diesmal bemerkt.
    Er sieht an mir vorbei, als wolle er sich vergewissern, dass ich allein bin, dann wendet er sich wieder mir zu. »Sind Sie schwachsinnig, Freundchen? Haben Sie ein Wort von dem verstanden, was ich gerade gesagt habe?«
    Ich spüre, wie ich lächle. Der Wagenheber ist so kalt in meiner Hand wie ein totes, gefrorenes Glied.
    Peluso runzelt die Stirn, hebt den Kopf und ändert fast unmerklich seine Haltung. »Wer sind Sie?«
    »Andrew«, sage ich leise. »Andrew DeMarco.«
    Als er meinen Familiennamen hört, verstärkt sich sein Stirnrunzeln. Er kommt näher, so nahe, dass ich seinen Atem auf meinem Gesicht spüren kann, heiß und sauer. »DeMarco?«
    Mein Verstand schreit mich an, fleht mich an, zu rennen, umzukehren und fortzurennen und so weit ich kann vor all dem hier zu fliehen. Doch ich stehe da wie einzementiert, die Augen wie gebannt auf die seinen gerichtet. »Ich bin Paulies Neffe.«
    Er legt die Hände auf die Hüften und sein Misstrauen verschwindet und macht Belustigung Platz. » Paulies Neffe? Wusste nicht, dass er einen hatte.«
    Ich nicke, blinzle schnell, schwitze trotz der Kälte.
    »Wirklich schade um Ihren Onkel«, sagt er mit einem Grinsen. »Wir waren lang eng befreundet.«
    Ich sage nichts.
    »Also sind Sie gar nicht wegen einem Auto

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