Saga von Dray Prescot 25 - Spikatur-Zyklus 03 - Die Legionen von Antares
verkrampfte, und mußte mich beherrschen. Diese Szene bedurfte dringend einer Klärung – vielleicht hatten die vier ja wirklich eine Strafe verdient? Allerdings würde der ergebene Nulty solche schweren Strafen nur verhängen, wenn es sich um ein ungemein schlimmes Verbrechen handelte.
Der Deldar, der meine Begleitung kommandierte, rief frohgemut: »He, Manchi – hast du noch einen Platz für diesen Rast?«
Mit erhobenem Griffel hob der Schreiber den Blick. Seine Lippen waren sehr rot. »Für mich ist einer wie der andere, Deldar Hruntag. Bring sie mir, ich lasse sie jikaider-peitschen!«
Die Paktuns kicherten, und schon verschwanden wir unter dem gegenüberliegenden Dach und folgten einem Korridor, in dem Armbrustschützen und Lanzenträger Wache standen, bis wir das Vorzimmer des Amaks erreichten. Hier machten wir halt und warteten. Deldar Hruntag sagte: »Durchaus möglich, daß du ein elender Spion der Flutsmänner bist. Aber der Amak hat andere Pflichten. Du wartest.«
Trotz der Dinge, die ich hier hatte sehen müssen und obwohl ich Nulty so etwas nicht zutraute, war ich im tiefsten Inneren darauf gefaßt, Nulty auf dem Thron sitzen zu sehen. Ich hätte ein solches Verhalten nie und nimmer von ihm erwartet, doch rechnete ich in einem Winkel meines Verstandes damit, daß er den Titel des Amaks für sich reklamiert hatte.
Als wir schließlich den großen, bunten, provinziell-prächtigen Saal betraten, schaute ich auf den Mann in dem erhöhten Thronsessel und empfand sofort eine große Erleichterung.
Und sofort meldete sich meine Sorge um Nulty.
Der Amak des Paline-Tals schien sein erstes halbes Jahrhundert noch nicht vollendet zu haben, ein nervöser, sich hektisch bewegender dunkelhäutiger Mann, dessen Gesicht unangenehm schmal war – Nase, Kinn und Lippen. Das dunkle Haar lag eng am Kopf an und ließ ihn wie ein Wiesel aussehen. Er starrte mich an. Schon auf den ersten Blick war er kein netter Mensch.
»Dies ist also der Spion der Flutsmänner.«
Ich wartete und schaute mich um. Ich war nicht gefesselt. Ich trug mein Schwert. Der Bursche auf dem mit Gold und Elfenbein verzierten Stuhl saß auf einem prächtigen Zhantilfell. Er stemmte das spitze Kinn auf die Faust, die sehr knochig aussah, und blickte mich finster an.
Ich wartete nicht mehr.
»Ich bin kein Flutsmann. Wo ist Nulty, Crebent des Paline-Tals?«
Der befehlshabende Deldar versetzte mir mit dem Handrücken einen Schlag ins Gesicht – jedenfalls wollte er das, doch bewegte ich mich zur Seite, so daß er an mir vorbeistolperte. Ich gab mich damit zufrieden, ihm ein Bein zu stellen, so daß er zu Boden ging.
»Antworte, Usurpator! Was hast du mit Nulty getan?«
Wie Sie sehen, benahm ich mich dämlich wie immer.
Als ich in meiner Zelle erwachte, fielen mir natürlich alle möglichen anderen schlauen Tricks ein, die ich hätte anwenden können.
Eine Fackel, die außerhalb der Gitterwand angebracht war, verbreitete schwaches Licht. Schmutziges Stroh bedeckte notdürftig den Steinboden. Die Wände waren kahl. Hier und dort lagen Eisenketten, die an den Wänden festgemacht waren. Da darin keine grotesk verkrümmten Skelette hingen, vermutete ich, daß der Amak seine Gefangenen einigermaßen schnell beseitigte. In den Schatten bewegte sich ächzend ein Bündel, und ein zweites ließ sich herumrollen. Von der anderen Seite meldete sich eine Stimme.
»Lieg still, Nath! Dein Rücken muß sich erholen können.«
Ich kannte diese Stimme.
»Nulty?« fragte ich.
Die Stimme flüsterte. »Bist du es – der Amak – wirklich ...?«
Eine gedrungene Gestalt huschte bis ans Ende ihrer Kette in meine Richtung. Fackelschein fiel auf das verschmutzte, erschöpfte bärtige Gesicht meines Kameraden Nulty, Crebent des Paline-Tals.
»Wenn wir hier heraus sind, Nulty«, sagte ich, »soll der Bursche, der sich Amak nennt, diese Ketten zu spüren bekommen!«
Nulty sank auf die Knie. Ich kannte ihn als rundlichen fröhlichen Mann, der sich in unserem Viertel allerlei Abenteuern widmete, von denen ich nichts wußte. Dann sah ich seine Hände. Sie waren völlig entstellt und verkrampft. Die Krämpfe, die ihn schon damals plagten, hatten ihm seine Geschicklichkeit genommen!
»Nulty! Kopf hoch! Wir stecken nicht zum erstenmal in Schwierigkeiten ...«
»Aye, Herr. Aber nicht in solchen. Dabei war er mein Sohn, mein Adoptivsohn – und dies ist der Lohn für meine Liebe.«
Als Nulty sein Erstaunen über mein Hiersein überwunden hatte, erfuhr ich allmählich
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