Saga von Dray Prescot 25 - Spikatur-Zyklus 03 - Die Legionen von Antares
Lichter an, und die Gerüche eines Abendessens stiegen uns anregend in die Nase. Eine Wächtergruppe eilte herbei, um die Kameraden abzulösen, und mußte ebenfalls schlafen gelegt werden. Nur zwei überlebten den Zwischenfall nicht.
Nulty hatte sich ein Stück Seil verschafft und veranlaßte Nath und Lardo, ihm einen Schwertgriff am rechten Handgelenk und an der verkrampften Hand festzubinden. Die Klinge saß einigermaßen fest, und so war er es, der einen der ablösenden Wächter mit zornigem Hieb niederstreckte, konnte er doch die Schlagkraft der festsitzenden Waffe nicht genau berechnen.
»Ich wollte ihn nicht töten, Herr. Aber sein Gott muß sich von ihm abgewandt haben. Dieser Rast!«
Ich lachte nicht, denn Nulty hätte damit nicht gerechnet. So ernst und schrecklich die Situation auch war, hatte sie doch auch etwas Komisches in Anbetracht der Ziele, die wir uns gesetzt hatten im Vergleich zu den Hilfsmitteln, die uns zur Verfügung standen.
Trotzdem gab es im Tal Männer und Frauen, die Nulty treu gehorchten, weil er der Crebent war und ein gerechter Mann, und die nicht nur mit ihm gegen Hardil kämpfen wollten, weil Hardil sich als machtgieriger Rast erwiesen hatte.
»Wenn es zu einem schweren Kampf kommt, Nulty, wirst du dich heraushalten müssen. Daß du dir das Schwert angebunden hast, ist ja schön und gut, aber ...«
»Ich kämpfe, Herr, du wirst es sehen.«
Während er den Stahl starr im Kreis führte, fuhr ich fort: »Außerdem mußt du viel vorsichtiger damit umgehen. Sonst stichst du uns noch die Augen aus oder schlägst uns die Köpfe ab.«
Amüsiert-angewidert schnaubte er durch die Nase – ihn erfüllte eine Mischung aus Ärger über seine Behinderung und Entzücken über die lächerliche Vorstellung, die Köpfe seiner Freunde ins Stroh rollen zu sehen.
»Ich werde vorsichtig sein, Herr.«
Wir mußten energisch und schnell vorgehen. Das erste Haus, das Nulty aussuchte, wurde von einer Familie bewohnt, die Hardil zu gern am höchsten Baum aufgeknüpft hätte. Der Hausherr, ein abgehärteter Mann mit narbigem Gesicht, breitete die Hände aus.
»Wir sind außer uns vor Freude, daß der echte Amak zurückgekehrt ist. Aber wir besitzen keine Waffen, denn der Amak – Hardil der Mak – hat alle beschlagnahmt.«
Ganz so schlimm wie am Anfang sahen wir dieses Problem nicht. Nath und Lardo rollten die Decke aus, in der wir die Ausrüstung der Wächter verstaut hatten. »Triff deine Wahl!«
Das veränderte die Situation schlagartig.
»Dort, wo diese Waffen herstammen, gibt es noch viel mehr«, sagte ich.
Von einer naiven, zerlumpten kleinen Gruppe, die einen mächtigen Herrn stürzen wollte, wuchsen wir allmählich zu einer ordentlichen kleinen Streitmacht heran. Die bezahlten Söldner waren das größte Problem. Sie mochten zwar nicht von erster Güte und ein wenig nachlässig sein; dennoch handelte es sich um Männer, deren Beruf das Töten war. Ich gebe zu, daß ich zögerte; nachdem ich aus dem Gefängnis heraus war, wäre es mir ein leichtes gewesen, ein Flugtier zu besteigen, das Paline-Tal zu verlassen und nach Ruathytu zu fliegen. Nüchtern überlegt, hätte ich wohl auch so handeln müssen. Das Leben unter Hardil war für diese Menschen gerade noch erträglich. Er war hinterlistig und grausam, doch würde auch seine Herrschaft enden. Blieb ich so beharrlich, weil es um meine eigene Selbstachtung ging? Dürstete mich nach Macht? Das Tal brauchte ich allenfalls dazu, mir einen Namen zu geben; Nulty hätte den Bezirk auch ohne mich bestens verwalten können. Warum sollten Männer ihr Leben für einen Amak riskieren, der sich nur sehr selten blicken ließ?
Dann sagte einer der Männer, die sich in den Besitz eines erbeuteten Schwerts gesetzt hatten: »Notor! Wir preisen den Tag, an dem du zu uns zurückkehrst, denn jetzt werden wir von einer großen seelischen Last befreit!«
Vielleicht war dies der Wendepunkt. Körperliche Mühen, damit konnten sie leben; aber eine seelische Last ...?
So wandten wir uns gegen Hardil den Mak und seine gekauften Klingen und bekämpften sie.
Wir mußten es schlau anstellen. Wir mußten alle Vorteile ausnutzen, die man, wenn man auf heimatlichem Grund kämpft, nun mal besitzt. Junge Burschen brüllten begeistert und warfen Lassos von den Dächern und fingen Söldner. Netze wirbelten aus dem Schatten herbei und behinderten Kämpfer, die sich kaum noch wehren konnten. Die Söldner waren es schnell satt, sich ihren Sold zu verdienen, denn sie waren
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