Saga von Dray Prescot 25 - Spikatur-Zyklus 03 - Die Legionen von Antares
dasselbe passieren konnte. Nachdrücklich sagte ich: »Wenn du Jaezila das nächste Mal siehst, solltest du dich allein von deinem Herzen lenken lassen.«
Dies ließ ihn hochfahren, doch ich lenkte das Gespräch behutsam wieder auf die schlechte militärische Lage Hamals. Deshalb war ich in Hamal. Wenn wir unsere Invasion begannen, wollte ich möglichst viele Tatsachen in Erfahrung gebracht haben. Wir mußten entscheiden, wo wir den Hebel ansetzen mußten; eine entscheidende Frage. Das Schicksal zu vieler Menschen hing von solchen Entscheidungen ab, als daß ich mir Fehler erlauben konnte.
Tyfar schüttelte den Kopf. »Die Fanatiker von Spikatur Jagdschwert brennen unsere Voller-Werften nieder. Wir bewachen sie inzwischen sehr aufmerksam und konnten die Verluste auf diesem Wege reduzieren. Aber solche Wachdienste binden viele Männer.«
»Und die Famblehoys?«
Er schaute mich überrascht an. »Du bist gut unterrichtet. Wir versuchen sie von den Städten fernzuhalten. Sie sind nicht sehr beliebt.«
»Verständlicherweise. Und neuerdings werden sogar Clums in die Armee aufgenommen ...«
»Die gute alte Zeit ist vorbei. Heute muß jeder kämpfen. Und die eisernen Legionen Hamals können Männer formen, können Soldaten aus ihnen machen. Die Armee wird kämpfen, mag der Luftdienst auch noch so schlecht abschneiden.«
Ich war mir selbst zuwider und hatte Mitleid mit Tyfar, als ich sagte: »Aber die Armee ist in Vallia auf der Verliererstraße. Die eisernen Legionen weichen vor den Kämpfern Vallias zurück. Und wir alle wissen, was bei der Schlacht von Jholaix geschehen ist.«
»Dort hatten die Vallianer großes Glück. Wir haben nur knapp verloren. Wird allgemein behauptet.« Mit beiden Händen umfaßte er sein volles Glas. »Die Armee wird kämpfen!«
»Natürlich. Ich habe in jüngster Zeit wenig Neues aus Pandahem gehört.«
»Dort regiert der Hyr Notor auf Vollmacht der Herrscherin. Es ist ruhig auf der Insel. Aber was du über Vallia gesagt hast, stimmt, Jak, und macht mir Kummer. Ich glaube, dort oben ist mehr als eine unserer Armeen aufgerieben worden.«
Unter der Bezeichnung Hyr Notor arbeitete Phu-Si-Yantong, der verrückte Zauberer aus Loh, in seinem teuflischen Bündnis mit Thyllis, die er allerdings hinters Licht führte. Beide hatten denselben dummen Ehrgeiz. So unglaublich es auch klingen mag – beide wollten die Welt beherrschen oder, realistischer gesagt, unsere Insel- und Kontinentgruppe, jene prächtige Vielfalt von Ländern und Völkern, die unter dem Namen Paz zusammengefaßt sind. Beide hatten den Verstand verloren.
Ehe Lobur sich zu uns setzte, wollte ich das seltsame Gespräch doch etwas hoffnungsvoller beenden und sagte: »Ich glaube, ich brauche nicht noch einmal zu wiederholen, wie sehr ich deinen Vater bewundere. Ich muß dir allerdings sagen, daß meine Verpflichtungen in gewissen Aspekten erfüllt sind.«
Ruckhaft hob er den Kopf. Nicht nur er lebte in der von mir geförderten Überzeugung, daß ich insgeheim für Herrscherin Thyllis tätig war. Dieser Trick hatte seine Schuldigkeit getan. Ab sofort hatte ich es auf dickere Beute abgesehen. Ich fuhr fort: »Du verstehst, was ich damit sagen will, Tyfar?«
»Ich – ich glaube ja. Aber sollte es jemanden geben, der nicht begreift, was du da sorgfältig umschreibst, könnte sich zwischen deinem Kopf und deinen Schultern schnell eine Lücke auftun, das kannst du mir glauben!«
10
Liebe und Kampf bilden in vielen kregischen Philosophien eine untrennbare Einheit und verleihen den ewigen Zyklen der Legenden Feuer und Farbe. Dabei ist der Weg zu diesen beiden Dingen denkbar unterschiedlich. Während die Steppe unter uns dahinraste und der Voller bei der wackligen Holz-Palisade zur Landung ansetzte, überlegte ich, daß sich bei Besatzung und Soldaten sicher neunundneunzig von hundert lieber auf die Liebe als auf den Krieg vorbereitet hätten.
Der eine, der anders denkt, ist in der Tat die seltsame Ausnahme, doch findet man sie überreichlich auf Kregen, vermutlich häufiger als auf der Erde. Diese Männer lieben den Kampf; ich verabscheue sie. Aber es gibt sie, sie gehören zu dem Universum, das wir bewohnen, und in Krisenzeiten begreifen wir, warum es sie geben muß.
Vad Homath, der sich mit dem Zeigefinger ewig die narbige Wange streichelte, war ein solcher Mensch.
Er schaute aufmerksam nach vorn, und sein Gesicht erinnerte mich an das eines Raubvogels. Ein übermäßig verzierter Helm bedeckte sein borstiges Haar, das
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