Saga von Dray Prescot 25 - Spikatur-Zyklus 03 - Die Legionen von Antares
vor ihren Augen keine Gnade, flog man in hohem Bogen auf das Pflaster.
Die kecken Klingenschwinger des Viertels behaupteten lachend, das Ding bestehe aus Blei und sei nur mit Blattgold überzogen!
Wie dem auch sei, drinnen war der Goldene Zhantil luxuriös eingerichtet und duftete angenehm und verhieß Wein und viele andere Annehmlichkeiten des Lebens. Hier wurde bestimmt nicht mit Mitteln der Täuschung gearbeitet. Hamal mochte im Krieg stehen und sich mit immer größerer Verzweiflung der Feinde zu erwehren versuchen, die es sich selbst geschaffen hatte; hier atmete die Dekadenz noch in vollen Zügen, hier herrschten noch Reichtum und Privilegien.
Ich fragte mich, was Nedfar an einem solchen Ort suchte, ein ehrlicher, rechtschaffener Mann, dem jede Art von niederem Vergnügungssinn fremd zu sein schien. Als einige Gläser später Tyfar zu uns stieß, erhielt ich Antwort auf diese Frage. Und wie weit riß Tyfar die Augen auf, als er mich erblickte!
Als wir uns das letzte Mal sahen, war er mit der verwundeten Jaezila fortgeflogen. Ich hatte ihn zornig ermahnt, an seine Ehre zu denken und unsere Gefährtin zu retten, während ich um mein Leben kämpfte. Einen Augenblick lang stand er starr da, der alte Tyfar, offen, ehrlich, und funkelte mich an – dann umfing er meine Schultern. Er brachte kein Wort heraus.
»Ich habe mich nicht von den Eisgletschern Sicces zurückkämpfen müssen, Prinz!« rief ich und schlug ihm auf die Schulter. Ich durfte nicht vergessen, ihn wie einen Prinzen zu behandeln, der mir eine große Ehre antat, indem er meine Existenz hier in Hamal überhaupt zur Kenntnis nahm. »Es freut mich, dich wiederzusehen.«
»Bei Krun, Jak! Ich hatte meine Hoffnungen schon beinahe aufgegeben. Dabei müßte man immer wieder auf Wunder gefaßt sein, wenn es um dich geht.«
Wir hatten nichts übrig für rührende Szenen; unsere Kameradschaft, die auf Blut gegründet war, stand über jeder Sentimentalität.
Nach Tyfars Ankunft kam Prinz Nedfars Gruppe, zu der Kov Thrangulf interessanterweise nicht gehörte, zur Sache. Die Männer, mit denen man zusammenkommen wollte, hochstehende Offiziere des Luftdienstes, wollten das Thema aus der Welt haben, um sich anschließend den Freuden widmen zu können, die die Taverne bot.
»Es besteht praktisch kein Zweifel mehr, Prinz«, sagte einer der Kapts aus dem Luftdienst, ein gewisser Vad Homath. Er war ein hagerer Mann mit Narbengesicht und Borstenhaar und zahlreichen goldenen Litzen auf der Brust. »Unsere Spione bestätigen die Gerüchte voll und ganz.«
»Aber du weißt nicht, wohin er verschwunden ist?«
Vad Homath fuhr sich mit einem Finger über die vernarbte Wange. »Zurück nach Vallia, würde ich meinen, dieser Cramph!«
Ich hatte das Gefühl, mir müßten die Ohren auffällig weit vom Kopf abstehen, so sehr spitzte ich sie. Vallia!
»Also, Homath«, sagte ein anderer Kapt ungeduldig, »das mag ja sein. Aber wir müssen gegen Hyrklana losschlagen, und zwar sofort, ehe man dort bereit ist, uns anzugreifen.«
»Bei Barfurd! Das ist richtig gedacht!«
Der zweite Kapt nickte mürrisch. Er wurde als Kov Naghan angeredet, ein eisenharter, ledergesichtiger Berufssoldat. Ob er nun auf dem Rücken eines Sattelfliegers saß oder das Kommando an Deck eines Himmelsschiffes führte oder die eisernen Legionen Hamals lenkte – dies war die Sorte Mann, der wir uns stellen, die wir besiegen mußten.
Aber – Vallia! Und – ein Cramph, der dorthin zurückgekehrt sein sollte? Ich beschloß, einen Pfeil abzuschießen und zu sehen, welches Ziel ich damit traf.
»Ihr sprecht, Notors, von dem Gretchuk-Reich Vallia?« Ich schaute Nedfar an, als erbäte ich seine Erlaubnis weiterzusprechen. Er nickte. »Aber Hyrklana? Ist dieses Land nicht mit uns verbündet?«
Tyfar warf mir einen seltsamen Blick zu.
»Nur weil wir der Führung dieses Landes unseren Willen aufzwangen, Horter Jak.« Kov Naghan zeigte eine Höflichkeit, wie er sie mir als geschätztem Begleiter von Prinz Nedfar schuldete, der in den höchsten Tönen von unseren gemeinsamen Abenteuern und meinem Wunsch gesprochen hatte, dem Luftdienst beizutreten. »Aber ich kann offen sprechen, denn die Nachricht wird sich bis morgen überall herumgesprochen haben. Hyrklana hat sich gegen uns erklärt. Dabei hat der Herrscher von Vallia seine Hand im Spiel, dieser havilverfluchte Rast!«
»Der Herrscher von Vallia!« sagte ich. Und dann konnte ich nicht an mich halten und mußte wieder einmal meiner abscheulichen
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