Saga von Dray Prescot 25 - Spikatur-Zyklus 03 - Die Legionen von Antares
Gewohnheit frönen, den Hamaliern möglichst viele Knüppel zwischen die Beine zu werfen. »Das ist eine schlimme Nachricht«, fuhr ich fort. »Ich habe sagen hören, der neue vallianische Herrscher sei eine sehr eindrucksvolle Person, die die Herrscherin Thyllis vernichten wird, wenn sie Gelegenheit dazu erhält.«
Nun starrte mich Tyfar erstaunt an. Ich erwiderte seinen Blick und fragte: »Wir kämpfen doch für Hamal, oder?«
Nedfar runzelte die Stirn. Offenbar war ich zu weit gegangen. Nedfar mochte Thyllis' zweiter Vetter sein, er mochte verabscheuen, was sie tat – aber er war Hamalier und wußte, was Pflichtgefühl und Loyalität forderten.
Gerettet wurde ich von meinem Klingengefährten Tyfar. »Was Jak da sagt, hört sich sehr unangenehm an. Aber es stimmt. Diese Nachricht bedeutet für uns einen Rückschlag. Wir kämpfen für Hamal, und wir müssen siegen.«
Wenn Prinzen das Wort ergreifen, und seien es auch Prinzen, denen Berufssoldaten mit leichtem Mißtrauen begegnen, und erst recht in Anwesenheit eines anderen Prinzen, dessen Integrität und Können über jeden Zweifel erhaben sind – dann geziemt es einfachen Sterblichen, die Ohren aufzusperren, selbst solchen mächtigen Sterblichen wie den Edelleuten, die hier im Goldenen Zhantil zusammensaßen. Sie nickten, die Generäle und Anführer, und stimmten darin überein, daß wir um so angestrengter kämpfen mußten, um diesen Rückschlag auszugleichen.
Während der detaillierteren Gespräche, die sich nun anschlossen, sonderte ich mich vorsichtshalber ab und nahm in einer entfernten Ecke Platz. Es kann nichts nützen, wenn man seinen Standpunkt zu aufdringlich vertritt. Nach einiger Zeit gesellte sich Tyfar zu mir. Er lächelte auf seine offene Weise; offenbar freute er sich, mich wiederzusehen, wenn ihn auch mein Auftauchen hier in Ruathytu verwirrte. Wenn ich absolut ehrlich sein will – was mir eigentlich unmöglich ist –, so muß ich sagen, daß ich von Anfang an etwas in der Art erhofft hatte, was nun geschehen sollte. Eine Position im Hamalischen Luftdienst würde mir auf hervorragende Weise Gelegenheit geben, meine Arbeit zu tun. Unweigerlich würde ich dabei an die Grenzen meiner Ehrbegriffe stoßen. Tyfar und ich waren echte Klingengefährten. Wie konnte ich mich dazu herablassen, diese Freundschaft für einen so gemeinen Zweck zu mißbrauchen? Einfach war das, mein Freund, verdammt einfach, wenn man für das Wohl und Wehe eines ganzen Reiches verantwortlich ist; und schwer, unglaublich schwer, wenn man mit dem Gefährten zusammensitzt und scherzt und sich unterhält und dabei keinen Moment vergißt, daß man ihn verrät. Beinahe, beinahe hätte ich alles hingeworfen und Tyfar offenbart, daß das Mädchen, das er als Jaezila kannte, die Prinzessin Majestrix von Vallia war – und ich ihr Vater. Und daß wir mit Hamal im Krieg standen. Beinahe – aber dann doch nicht.
Wir sprachen über viele Ereignisse, die seit unserer Trennung eingetreten waren, und meine Version war ziemlich zurechtgestutzt, das können Sie sich vorstellen. Tyfar hatte seine ganze Arbeitskraft dem Luftdienst gewidmet. Wenn die Sprache auf Jaezila kam, sagte ich nur, daß ich mich auf ein Wiedersehen freue, und fragte, ob Tyfar wisse, wann sie nach Ruathytu kommen würde. Er wußte es nicht und sagte schließlich: »Du mußt das verstehen, Jak. Ich habe das Mädchen im Grunde nie begriffen. Eben noch konnte ich glauben, sie sei mir freundschaftlich zugetan, im nächsten Moment ... nun ja ...« Er hob sein Glas und stellte es ab, ohne zu trinken. »Ich weiß, sie verachtet mich und hält mich für einen Nichtsnutz. Ich bin verzweifelt.«
»Das«, sagte ich und konnte mich dabei auf Gespräche mit Jaezila stützen, »brauchst du nicht zu sein. Wenn dieser dumme Krieg vorüber ist, werden du und Jaezila ...«
»So lange soll ich warten, Jak?«
»Vielleicht dauert es ja nicht so lange, Tyfar. Ihr habt neuerdings Probleme mit der Vollerversorgung, um so mehr nach dem Seitenwechsel Hyrklanas. Dein Vater ist ein vernünftiger Mann. Ich glaube, er merkt, woher der Wind weht.«
»Dieser Ton gefällt mir aber ganz und gar nicht.«
»Das kann ich verstehen. Aber du mußt den Tatsachen ins Auge blicken. Du und Jaezila, ihr steht mir so nahe, daß ich ...« Ich sprach nicht weiter. Langsam trank ich von meinem Wein, einem guten Tropfen, klar und hell. Ich mußte an Barty Vessler denken, den ein Rast von hinten erstochen hatte – eine unerträgliche Vorstellung, daß Tyfar
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