Saga von Dray Prescot 26 - Spikatur-Zyklus 04 - Die Verbündeten von Antares
hatten dicke Flugfelle übergezogen, uns glühten die Gesichter vor Kälte. Immer weiter flogen wir und hielten sorgfältig Ausschau, auf jede Gefahr gefaßt.
Dieses Flugboot – es hatte keinen Namen, sondern nach hamalischer Sitte nur eine Nummer – trug uns über die Schneefelder und vorbei am Bergsattel. Im Spiralflug verloren wir zwischen steilen Felswänden an Höhe. Wir mußten der Angst begegnen, in ein unentrinnbares Massiv einzudringen. Wir rasten über Senken davon, überquerten schwungvoll Geröllhänge und wirbelten wieder ins Leere hinaus. Wir drei waren erfahrene Kämpfer. Keiner von uns kam auch nur auf den Gedanken, in die höheren Bereiche zu steigen und einfach über den Gipfel zu fliegen.
Wir wollten ungesehen eintreffen, ganz überraschend.
Die Wilden, die tief unter uns den Voller belagerten, verhielten sich nicht so vorsichtig. Schließlich befanden sie sich hier in ihren Bergen, wo sie das Sagen hatten. Wir schwebten im Schatten einer zerklüfteten Felswand vorwärts und konnten die Situation überschauen. Aus dem zerbröckelt wirkenden Gestein ragte ein Vorsprung ins Leere, etwa auf halber Höhe der Formation über einem tief unten verlaufenden Fluß, der von hier oben wie ein Silberfaden wirkte. Die vorstehenden Felsen weiter oben überschatteten uns. Die Wilden flogen im Kreis und beschossen das auf dem Felsvorsprung gestrandete Flugboot. Einige Männer waren gelandet und krochen zwischen großen Felsbrocken herum, die auf der Felsterrasse lagen. Sie schlichen von beiden Seiten an, schienen aber doch zu zögern, und wir sahen aus dem Flugboot und der unmittelbaren Umgebung Pfeile in die Luft steigen.
»Es ist nur eine Sache der Zeit«, sagte Seg und griff nach dem Langbogen, den er nie aus den Augen ließ. Jaezila saß an den Kontrollen.
»Könntest du ...?« wollte Seg sagen, hielt dann aber inne. Geschickt zog Jaezila den Voller in die Schatten dicht an der Felsklippe. Behutsam steuerte sie uns im Kriechflug weiter. Wie ein Gespenst schurrten wir mit der Steuerbordflanke gegen Felsauswüchse. Vor und unter uns schimmerten der Felsvorsprung und der Voller und die herumfliegenden Wilden in der Sonne.
Ich nahm einen Langbogen zur Hand. Seg nickte. »Eine gute Wahl, Dray. Diesen Bogen habe ich gebaut, während ich als Kov in Falinur war.«
»Andauernd machst du Bögen, Seg; mir ist nur schleierhaft, wie du sie alle behalten kannst.«
Im Grunde aber war das kein Rätsel ...
»Jeder Bogen ist anders«, bemerkte Seg und zog die ersten Pfeile aus dem Köcher, der an der Reling des Vollers festgemacht war. »Jeder hat seinen eigenen Charakter. Das ist dir bekannt.«
»Ja, und in ganz Kregen gibt es keine Bögen, die mit den Waffen Seg Segutorios mithalten könnten.«
»Das stimmt«, sagte Jaezila, ließ das Boot in der Schwebe anhalten und nahm die Hände von den Kontrollen.
»Wie viele zählst du, Dray?«
Acht Moorkrim kreisten wie von Sinnen vor dem Felsvorsprung, stiegen empor, verloren wieder an Höhe, flogen herbei, um zu schießen, und tauchten dann ab oder rasten davon.
»Es handelt sich um die mutigen Jünglinge des Stammes«, antwortete ich. »Du kannst dir die Hackordnung vorstellen und die Notwendigkeit, sich bei der Spitzengruppe Respekt zu verschaffen. Die reiferen Krieger befinden sich in Deckung auf dem Felsvorsprung.«
»Ja, ich sehe auf dieser Seite sieben Sattelflieger ...«
»Und zehn auf der anderen Seite«, meldete Jaezila und griff nach ihrem Langbogen. Wie die anderen Waffen, kam er aus Loh und war von Seg gebaut worden. Wenn man auf Kregen unbedingt ein Steckenpferd reiten will, ist es ganz nützlich, wenn es die Überlebenschancen bessert.
»Fünfundzwanzig«, sagte Seg. »Es gab Tage, da haben wir schon vor dem Frühstück mehr erledigt.«
»Mag sein, Seg. Doch jedesmal, wenn wir so etwas tun, könnte es das letzte Mal sein. Also nimm dich in acht, mein alter Dom!«
Er warf lachend den Kopf in den Nacken, sein schwarzes Haar wehte wirr, und in seinen auffällig blauen Augen zeigte sich nun der ruhige, entspannte Blick des Bogenschützen – wild und impulsiv und schlau und praktisch sind die Leute aus Erthyrdrin, und genauso kam mir Seg vor, der in diesem Augenblick die Sehnenschlinge zum Haken führte.
»Vater!« Jaezila schaute mich an, und der Pfeil in ihrer Hand war so lang und tödlich wie die Pfeile, die Seg und ich zum Abschuß vorbereiteten. Ihr Ausruf überraschte mich.
»Lela?«
»Als ich klein war, erzähltest du mir, beim Schießen
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