Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia
Rüstung unter der enormen Rundung seines Brustkorbes knacken. Er bot einen angsteinflößenden Anblick - aber er sah nicht nur so aus, als könne er Gewalt ausüben.
»Danke, Tandu«, sagte Delia mit gelassener Stimme. Sie hatte ihre Atmung wieder unter Kontrolle und konnte die schreckliche Müdigkeit ein wenig verdrängen. Sie lächelte.
Dieses Lächeln brachte Tandu beinahe zum Überlaufen.
»Bringen wir sie gleich um«, sagte Sly Oswalk, »oder hinterher?«
Tandu brüllte seine Verachtung hinaus.
»Zuerst müßt ihr mich töten, ihr Blödiane!«
»Das, Tandu der Onker, wird uns mühelos gelingen«, sagte Hirvin und sprang los.
Delia schleuderte ihren Dolch.
Schwer, simpel, aber wirkungsvoll gearbeitet, bohrte sich die Waffe in Hirvins Hals.
Er bekam einen Silberblick, während er die Waffe vergeblich aus der Kehle zu ziehen versuchte.
»Hai!« brüllte Tandu und fügte dann erst hinzu: »Dalki!«
Schwerter fuhren hoch, und ehe Hirvin zu Boden torkeln konnte, hatte der Nahkampf bereits begonnen.
Es war eine schwache Auseinandersetzung, die in dem Augenblick zu Ende ging, als Dalki, eine jüngere Ausgabe Tandus, wütend hereinstürmte.
Sly Oswalk war der einzige, der durch die offene Tür entkommen und in die Nacht davonschlüpfen konnte.
Tandu und Dalki wollten sofort die Verfolgung aufnehmen und den Burschen gnadenlos niederschlagen.
»Majestrix! Er hätte es verdient, in der tiefsten aller Herrelldrinischen Höllen zu schmoren oder auf ewig kreischend durch die Eisgletscher Sicces zu wandern!«
»Aye«, sagte Delia. »Mag sein. Aber er konnte sich noch einen Bogen schnappen, ehe er aus der Hütte schlüpfte. Tandu, du und dein Sohn Dalki stehen mir viel zu nahe, als daß…«
Tandu stolperte über einen Toten und unterdrückte eine unflätige Bemerkung.
Delia ließ sich auf den Rand einer Koje sinken. Mit einer Hand glättete sie das wirre Haar, das im Licht der Lampe aufregend braun und rot schimmerte. Tandu atmete noch immer schwer und blickte strahlend auf seine Königin nieder.
»Ich erinnere mich an dich, Tandu, ja, ganz klar. Du heißt Tandu Khynlin Jondermair, nicht wahr?«
»Jawohl, Majestrix, möge Djan Kadjiryon dich beschützen.«
»Und als du aus Djanduin nach Valka kamst, um unsere jungen Männer in der Handhabung von Flutduins zu unterrichten, hast du eines unserer Mädchen geheiratet, habe ich recht? Ja, mir fällt es wieder ein, Valli, die schöne Valli mit den violetten Augen. Und Dalki ist dein Sohn.«
Tandu atmete so tief ein, daß der bronzebesetzte Harnisch zu ächzen begann. »Valli lebt leider nicht mehr, Majestrix. Sie fiel den djanverfluchten Aragorn zum Opfer. Bei unseren Kämpfen in Valka.«
»Das tut mir leid, Tandu. Wir haben schlimme Zeiten zusammen durchgestanden.«
»Wie wahr! Aber hier kommt mein Sohn Dalki…«
Dalki, kleiner und nicht ganz so furchterregend wie der Vater, bewegte in ehrlichem Respekt vor der berühmten und unbeugsamen Frau den Kopf auf und nieder - sie war Herrscherin von Vallia, Stromni von Valka - offenkundig hatte er schon von Delia aus Vallia gehört und spürte dieselbe fanatische Ergebenheit wie sein Vater. Allerdings trug Dalki die Rüstung nur über zwei Armen; er war kein echter Dwadjang mit vier kräftigen Kampfarmen. Er war ein Mischling, doch war sein Blick klar, zeugte sein Gesicht von Kraft, Entschlossenheit und Stolz - ein echter Sohn seines Djang-Vaters und der valkanischen Mutter.
»Können wir heute nacht hierbleiben, Tandu? Ich bin müde.«
Tandu ging sofort zu den Kojen, bewegte Decken, schüttelte strohgefüllte Matratzen auf, suchte zwischen den Kissen nach den besten.
»Majestrix, hast du Hunger oder Durst?«
»Ich könnte das gesamte Sonnenuntergangsmeer austrinken, wenn es nicht voller Salzwasser wäre.«
»Etwas zu essen! Dalki, eine Mahlzeit für die Königin!«
Die Grenzsöldner waren mit Proviant nicht gerade verwöhnt; dem Djang und seinem Mischlingssohn gelang es aber, die besten Sachen zusammenzustellen. Sie kochten einen starken kregischen Tee und stellten einen Teller bereit, auf dem sich die gelbgoldenen Paline-Beeren häuften. Delia trank den Tee und kaute eine Paline, während der Rest der Mahlzeit zubereitet wurde. Sie lehnte an einem Berg von Kissen und ließ den Blick der braunen Augen gelassen und leidenschaftslos über die Szene wandern. Sie war schlimm in Bedrängnis gewesen - allerdings nicht zum erstenmal - und wohl nicht zum letztenmal in ihrem Leben.
Die Leichen wurden nach draußen
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