Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia
schwenkte nach rechts, aber Delia ließ sie vorbeihuschen und benutzte ihre Klaue, um eine blutende Wunde in die schimmernde Haut zu reißen.
Chica schrie auf.
Mit erhobenem Dolch und Klaue stürzte sie sich auf Delia.
Mit einem Können, das sie wie in einem inneren Quell zu wecken vermochte, fintete und blockte Delia ab, packte die Klaue und ließ den Dolch vorwärtsgleiten. Es war ein heimtückischer Stich, perfekt angesetzt, hervorragend geführt. Sein Ziel lag zwischen Chicas Rippen, die nun ungeschützt waren, und sollte dahinter ihr Herz treffen.
Nicht zu verfehlen…
Warum? Warum drehte Delia den Dolch ein wenig, änderte die Richtung des Stoßes? Warum ließ sie die Klinge an Chicas Rippen entlanggleiten, anstatt sie zu töten? Warum?
Wieder schrie Chica auf und sackte zurück, und Delia stürzte sich auf sie wie ein Leem.
Die Klaue zuckte vor Chicas Augen. Die Schneiden der Krallen, messerscharf, verharrten zitternd dicht über ihrem Gesicht.
Unter den Zuschauerinnen waren viele, die sich mit Kampftechniken auskannten. Sie mochten nicht selbst in den Ring steigen, konnten sich aber ein Urteil bilden. Sie wußten Bescheid. Sie sahen, wie die Klinge vom Weg abgebracht wurde. Nun sahen sie Chicas scheußliche Entstellung, ihren qualvollen Tod voraus.
Chica blickte empor, Schaum auf den Lippen, die Augen weit aufgerissen und doch ausdruckslos, glasig von der schrecklichen Erkenntnis, daß es um sie geschehen war.
»Ein Kampf, Dom«, sagte sie. »Ein Kampf.«
»Und du hast verloren, Chica die Verlorene - wie ich eben schon sagte. Ich werde dich nicht töten. Mit dir habe ich anderes vor.«
Mit diesen Worten drehte Delia die Klaue herum und schlug Chica die Reißzähne mit einer stumpfen Fläche bewußtlos. Schlaff lag das Mädchen am Boden. Ihre Hand sackte klirrend auf den Boden, der Dolch entsank ihrer Hand und rutschte über den Boden zwischen die Füße der Kovneva.
Delia stand auf und ließ dabei Klaue und Dolch herabhängen. Sie starrte Nyleen an, und ihr Gesicht zeigte Verachtung. Prächtig sah sie in diesem Augenblick aus, Delia, Herrscherin von Vallia, die in diesem Augenblick aber nur Delia war. Lediglich ein dünner Schweißfilm schimmerte auf ihrem Körper. Sie atmete tief durch. Ein gefährliches, tödliches Raubtier.
Nyleen starrte an ihr vorbei zur Tür und riß die Augen auf. Ein freudiger Ausdruck breitete sich auf ihrem eiskalten Gesicht aus. Sie lächelte. Dann kicherte sie, wie über einen vorzüglichen Witz.
»Sklavin! Du kämpfst gut. Du bist geschickt. Chica stellte sich in meinen Diensten mit Peitsche und Klaue sehr geschickt an. Jetzt aber, jetzt wirst du doch einer noch stärkeren Gegnerin begegnen. Jetzt wirst du auf das äußerste gefordert!«
Delia drehte sich nicht um. Hölle und Verdammnis! Sie hatte gut gekämpft und gesiegt. Wenn die Bogenschützinnen sie aufs Korn nahmen, nun, dann wollte sie versuchen, die Pfeile zur Seite abzulenken, wie es ihr Mann oft genug getan hatte. Allerdings war das eine sehr schwierige Übung, bei Vox! Als sich knallend die Tür öffnete und den Neuankömmling einließ, hatte sie einen Funken der Hoffnung in sich gespürt, den sie nun aber schnell wieder unterdrückte. Eine offenkundige Hoffnung, ein aufgestautes Verlangen, das wie eine Feuersbrunst um sich greifen konnte, wenn sie nicht aufpaßte. Er wäre nicht zum erstenmal gekommen, um sie in höchster Not zu retten. Sie war als Opfer ausersehen, hatte schon in Ketten gestanden, bedroht durch Stahl und Krallen und Reißzähne. Und er war hereingestürmt wie der unbändige wilde Kerl, der er in Wahrheit war, und hatte sie vor dem Tod bewahrt.
Aber nicht hier.
Sie hatte gesiegt, und sie spürte, wie die erste Erschöpfung sie heimsuchte, eine Müdigkeit, die sie zurückdrängte und mißachtete, die aber dazu führte, daß ihr die Beine zitterten und die Muskeln weich wurden. Und da schickten diese gemeinen Frauen einen neuen Champion ins Feld!
Nach Nyleens Worten zu urteilen, nach ihrem Gesichtsausdruck und dem zufriedenen Oh und Ah, das die Runde machte, war der Neuankömmling wirklich ein vorzüglicher Kämpfer.
Wenn die Frau besser als Chica war - das war sie garantiert! - , würde Delia ihre Mühe haben.
Ach - warum hatte sie nur nicht mehr geübt!
»Bringt Chica fort!« befahl Nyleen. »Gebt der Sklavin ihre Peitsche. Nun wollen wir mal einen richtigen Peitschen- und Klauen-Kampf sehen!«
Laut rief sie in den Saal, eine rotgesichtige, befehlsgewohnte Frau, die ihre Macht
Weitere Kostenlose Bücher