Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia
wirst du sie niederstrecken und auf sie einhacken, bis kaum noch etwas von ihr übrig ist. Für mich, für Fiacola den Blick, denn ich habe die Macht über dich, Jilian die Süße!«
Delia beobachtete ihre Freundin und war von Qual und Kummer erfüllt. Jilian zitterte und schwankte. Sie erbleichte, bis ihr Gesicht eisiger wirkte als das von Nyleen. Schweißtropfen perlten.
»Du hast die Macht, Fiacola. Und ich habe dir geglaubt.«
»Werde darin nicht wankend. Was kann schon gegen die Dinge stehen, zu denen ich dich zwingen kann? Kämpfe gegen die Herrscherin, Jilian! Kämpf und streck sie nieder!«
Als habe sie von dem Kampf der Willenskräfte nichts mitbekommen, plapperte Nyleen dazwischen: »Wenn das nur stimmt! Es muß stimmen! Dann haben wir ja gesiegt! Aber eins, Jilian - du bekämpfst sie, wie von Fiacola befohlen. Ich möchte allerdings vorschlagen, daß du sie nicht tötest. Wir wollen sie in Ketten legen und dann sterben lassen - auf andere Weise. Ja?«
»Sie anketten?« fragte Jilian und schwankte. »Ich soll Delia auf Leben und Tod bekämpfen und sie nicht töten, sondern dir überlassen, damit du…«
»Natürlich nur, wenn Fiacola damit einverstanden ist.«
Delia ließ ihre Freundin nicht aus den Augen, aber sie schwieg.
Jilian streifte sich mit der nackten linken Hand das dunkle Haar aus der Stirn, wohin es sofort zurückfiel. »Bindet ihr die Klaue fest«, sagte sie zu den Kampfmädchen. »Holt meinen Balasskasten.«
Delia atmete tief durch.
Der Kasten wurde hereingebracht und auf den Tisch gestellt, und die ganze Zeit über mühte sich Tandu ächzend. Niemand beachtete ihn. Jilian schloß das Behältnis auf, klappte den Deckel hoch und nahm die Klaue heraus. Das funkelnde Werkzeug des Todes war ein prächtiges Exemplar der Jikvar-Waffenschmiedekunst. Ihr Blick fuhr zu Nyleen herum.
»Du würdest auch tun, was du befiehlst, Kovneva?«
»Selbstverständlich. Was sonst? Meine liebe Jilian, jetzt mußt du tun, was Fiacola anordnet, damit dieser Abend weitergehen kann. Nun wird es wirklich toll. Sobald die Herrscherin tot ist, können wir unseren Weg viel frohgemuter fortsetzen. Wie aufregend!«
Jilian die Süße bewegte sich wie eine Schattenrißpuppe hinter dem weißen Schirm. Sie wirkte sonst meistens nachdenklich und konzentriert, schien sich jetzt aber mehr denn je nach innen zu konzentrieren. Mit schwerer Stimme fragte sie: »Du befiehlst es, Fiacola der Blick?«
»Ich befehle es, Jilian, und ich habe die Macht über dich.«
Die Klaue drehte sich in Jilians rechter Hand und wurde angehoben, um über den linken Arm geschoben zu werden. Jedes raffiniert geformte stählerne Glied, eingeölt, vielfach untergliedert, funkelnd im Fackelschein, war scharf geschliffen. Diese Hand des Todes brauchte Delia nur einmal durch das Gesicht fahren…
»Fiacola behauptet, die Macht zu haben, Jilian«, sagte Delia. »Und du hast dich zu dem Glauben verleiten lassen, daß sie die Wahrheit spricht.«
Fiacolas Kopf fuhr herum, ihre Augen schienen flüssiges Feuer zu verströmen.
»Schweig! Shastum!«
»Fiacola der Blick«, sagte Delia und spürte einen streichelnden Druck wie ein Spinnengewebe, das sich auf ihrer Haut spannte. Sie hob den Kopf. »Du behauptest, eine Hexe zu sein. Es gibt aber Kräfte, von denen du nichts weißt.« Die Verachtung in ihrer Stimme traf ins Ziel wie Peitschenschnüre. »Du hast keine Gefühle. Es gibt auch Mächte, die deinen engen Horizont überschreiten.«
»Ich befehle über dieses Mädchens, das dich gewißlich niederstrecken und töten wird…«
»Du, Fiacola die Bösartige, befiehlst über gar nichts. Durchaus möglich, daß du die jämmerliche Nyleen und ihre widerlichen Genossinnen täuschen konntest. Ich glaube aber nicht, daß du dich gegen Mächte behaupten kannst, von denen du keine Ahnung hast.«
Die kindlichen Gesichtszüge verzerrten sich. »Ich bin Fiacola der Blick! Ich habe große Macht! Jilian - greif sie an, vernichte sie! Ich befehle es!«
Das Karmesinrot der Augen war weiter fest auf Delia gerichtet. Sie erwiderte diesen Blick, ohne eine Regung zu zeigen. Sie spürte, wie Spinnweben ihr Denken einzuhüllen versuchten, und wehrte sich. Ein zweites Leben hatte sie nicht…
»Jilian!« sagte Delia mit lauter, hell klingender Stimme. »Jilian!«
Augenblicklich hörte Tandu auf, sich in seinen Ketten zu winden. Die Hexe, den Blick unverwandt auf Delia gerichtet, zuckte zusammen. Jilian die Süße bewegte auf seltsame Weise den Kopf zur Seite.
»Du
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