Sagen aus Bayern
Kapelle und 116 von da auf den Engelsberg.
In der Michels-Kapelle steht ein gnadenreiches Muttergottesbild, die hl. Maria zu den Engeln, der von den zahlreichen Wallfahrern aus der Nähe und Ferne eine besondere Verehrung gewidmet wird.
Früher stand bei der Michels-Kapelle nur ein kleines Haus, die Wohnung des Kirchendieners. Im Jahre 1629 erhielten die Kapuziner die Erlaubnis, sich auf dem Engelsberge anzusiedeln und diese errichteten in den darauffolgenden Jahren das kleine Kloster, das seit des Jahres 1829 von den Franziskanern bewohnt wird.
Der Engländer und sein Diener
Zu einem reichen Engländer, welcher immer an den heftigsten Zahnschmerzen zu leiden hatte, sprach einst ein altes Weib: »Wenn du von deinen Schmerzen befreit sein willst, so verschaffe dir von Luthers Bett, welches sich auf der Veste Coburg befindet, einen Span und stochere damit in deine Zähne!«
Kaum hatte der Engländer diesen Rat des Weibes vernommen, so gab er seinem treusten Diener Paddy den Befehl, sofort nach Coburg zu reisen und einen Span von Luthers Bett zur Beseitigung seiner Schmerzen zu holen. Nach langer, mühseliger Reise gelangte Paddy auch an einem heißen Sommertage in Coburg an. Da er großen Durst verspürte, so kehrte er in dem Ratskeller ein, wo er dem schäumenden Zollhofsbier so wacker zusprach, daß sich sein Körper vor lauter Wonne und Wohlbehagen über diesen Zaubertrank in nichts auflöste. Als nun in mitternächtlicher Stunde der Geist Paddys ohne Span vor seinem Herrn erschien, so fuhr dieser aus der Haut. Zur Strafe für diese Freveltaten wurden beide vom Schicksal nach der Coburger Veste verbannt, wo sie sich von Zeit zu Zeit zur Mitternacht als Gespenster bis auf den heutigen Tag sehen lassen.
Der Freier von Rothenburg
Zu Rothenburg an der Tauber ist zum öftern einer, welcher sich nicht allein in Kleidern prächtig und stattlich gehalten, sondern sich auch großen Reichtums und vornehmen Geschlechtes gerühmt, in eines ehrlichen Mannes Haus gekommen. Zwei andere Gesellen, die er bei sich gehabt, waren gleichermaßen schön und herrlich gekleidet, und einer von ihnen konnte pfeifen, der andere geigen. Er hatte auch öfter stattliche Gastereien und Abendtänze ausgerichtet und getan, als wollte er um des Hauswirtes Tochter freien. Er gab darum an, er wäre eines vornehmen adligen Geschlechtes, hätte auch großes Gut und Reichtum an Schlössern, Landgütern und vielen Städten in fremden und fernen Ländern, so daß es ihm an keinem Dinge als an einem frommen und tugendreichen Ehegemahl mangelte. Der Wirt aber hatte an dieses Gastes Weise und Wesen ein großes Mißfallen, verweigerte ihm darum seine Tochter, zumal sie nicht edel wäre, und verbot ihnen allen das Haus, daß sie nicht mehr sollten zu ihm kommen. Aber der Gast ist mit seinen Mitgesellen so unverschämt gewesen, daß er nichtsdestoweniger etliche Abende schön geputzt wiedergekommen in der Absicht, seinen Handel und sein Vorhaben zu vollstrecken. Das hat dann den Wirt bewogen, daß er auch die Prädikanten des Orts zu Gast geladen, mit denen hat er dann über Tisch aus Gottes Wort konferiert und allerlei gelehrte Unterhaltung gepflegt. Diese christlichen Gespräche sind dem Gast und seinen Gesellen sehr verdrießlich gewesen, sie haben darum angefangen, von anderen Dingen zu reden und gesagt: Das reime sich ja gar nicht, daß er die Gäste mit Predigen wolle fröhlich machen, es wären doch sonst wohl andere scherzhafte und kurzweilige Reden, die in einem solchen Konvivio zur Lustigkeit viel dienlicher, als daß man viel predigte und von Gottes Wort und der Heiligen Schrift disputierte. Daran erkannte der Wirt dieser Gäste teuflische Art und Natur, und weil er mit Gottes Wort gegen Teufels List und Betrug wohl gerüstet war, hieß er sie in Christi Namen von ihm weichen. Darauf ist der Bösewicht samt seinen Gesellen mit großem Brausen alsbald verschwunden und hat einen großen Gestank und drei tote Körper von Personen, die wegen ihrer Missetaten mit dem Strang vom Leben zum Tod befördert waren, in der Stube zurückgelassen.
Der Geißfuß
Vor vielen Jahren hörte einmal ein Fischer von Langenprozelten auf der anderen Seite des Maines »Fährer hol! « rufen. Es war schon Nacht und ein abscheuliches Wetter; ein dichtes Schneegestöber ließ kaum drei Schritte weit sehen und der Sturm heulte, daß man fast sein eigenes Wort nicht hörte. Dennoch klang das »Fährer hol!« deutlich und laut herüber. Den Fischer dauerte die arme Seele,
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