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Sagen aus dem Rheinland

Sagen aus dem Rheinland

Titel: Sagen aus dem Rheinland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Kalkbrenner zum reichen Mann zu machen und sein Geschäft glänzend auszugestalten. Als Bedingung stellte er aber, wie bei ihm üblich, daß der Kalkbrenner ihm seine Seele verschreibe, die er nach zehn Jahren abholen werde.
    Nach langem Zögern ging der Mann auf diesen Vertrag ein. Der Teufel hielt Wort, und das Gold floß dem Birkenfelder in Strömen zu. Nach zehn Jahren fand sich der Teufel auch richtig am Kalkofen ein, um sein Opfer abzuholen. Der Kakbrenner bettelte um weitere zwei Jahre Frist, aber der Teufel ließ sich nur auf zehn Tage Verlängerung ein.
    Sie vereinbarten nun nach langem Feilschen, daß der Teufel den Kalkbernner nach dieser Frist pünktlich mittags um zwölf Uhr mit einem Sack am Feuerloch seines Kalkofens in Empfang nehmen solle. Als der Tag heranbrach, kam der kluge Birkenfelder mit einem starken jungen Eber über den Zinnerbach zum Palmsberg gegangen. Er führte das halbwilde Tier an einem Strick. Mit Mühe und Not gelang es ihm, den Eber in den Kalkofen zu schaffen und die Tür zu schließen.
    Zur festgesetzten Stunde traf auch der Teufel mit seinem Sack von Emmerichsberg herkommend, beim Kalkofen ein, freute sich, als er den Höllenlärm, das Poltern, Grunzen und Quieken aus dem engen Raum heraus hörte, und dachte, es sei der Kalkbrenner, der in seiner Seelenangst solchen Lärm anstelle. Mit großer Vorsicht machte er die Tür des Kalkofens auf und hielt den geöffneten Sack davor; der durch das Feuerspeien wildgewordene Eber war mit einem Satz im Sack, machte aber gleich darauf alle Anstrengung, dem neuen Gefängnis zu entrinnen. Nicht ohne Mühe brachte ihn der Teufel zur Hölle, frohlockend über seinen guten Fang.
    Doch wie erschraken er und seine Großmutter, als beim Öffnen des Sackes nicht der Birkenfelder, sondern der wilde Eber daraus hervorbrach und rücksichtslos, wie Schweine nun einmal sind, zwischen ihren Beinen hindurch in der Hölle herumsauste und dort eine heillose Verwirrung anrichtete.
    Seitdem ist man im Reich des Höllenfürsten recht vorsichtig geworden; Kalkbrenner sind dort nicht mehr beliebt, besonders solche aus Birkenfeld. Jakob aber lebte noch viele Jahre in Glück und Zufriedenheit und sah Enkel und Urenkel.

Der Mäuseturm
    Wo aus dem Rheinstrom unterhalb von Bingen weiße Klippen gefahrdrohend emporragen und nur einen schmalen Raum – das sogenannte Binger Loch – für die Durchfahrt freilassen, da erhebt sich in der Nähe der Ruine Ehrenfels und unweit des Rheinsteins inmitten der schäumenden Fluten ein finsteres, halbzertrümmertes Gemäuer. Es ist »Hattos Turm«. Von Eulen und Fledermäusen umflattert, erscheint er dem Beschauer wie das Haus eines Bösen, wie das Denkmal eines ungeheuren Frevels. »Mäuseturm« nennt die Sage jenes Gemäuer, von dem der Schiffer mit Grauen das Gesicht abwendet.
    Einst lebte zu Mainz ein Erzbischof namens Hatto, dessen Herz rauh und hart war und unempfänglich gegen die Not der Bedrängten. Um diese Zeit brach am Rhein und rings in der Gegend eine große Hungersnot aus, so daß viele Menschen umkamen. Der Bischof jedoch, dessen Speicher mit Korn gefüllt waren, öffnete diese dem Wucher, aber nicht den Armen seines weiten Sprengels.
    Als nun die Not seiner Untertanen größer und größer wurde, fielen sie in Scharen zusammen und flehten den gefühllosen Mann um Erbarmen und Nahrung an, und als dies umsonst war, murrten sie und fluchten in ohnmächtiger Wut dem Tyrannen. Und ob sein Herz sich nicht vor Mitleid regte, wurde es doch rege vor Zorn. Er ergrimmte und schickte seine Schergen aus, um die Murrenden zu fangen, sperrte sie in eine große Scheune ein und ließ Feuer daranlegen. Als die Unglücklichen von den Flammen ergriffen wurden und ihr Todesgeschrei bis in den Bischofspalast drang, bis herauf an die Ohren des Unmenschen und aller derjenigen, die mit ihm an der üppigen Tafel saßen, da rief er in teuflischem Hohn: »Hört ihr die Kornmäuslein unten pfeifen?«
    Aber still wurde es unten, und die Sonne verhüllte ihr Antlitz. Im Saal wurde es dunkel, und die angezündeten Kerzen vermochten nicht, die Dämmerung zu durchbrechen, die den finsteren Mann von nun an umlagerte. Und siehe! Im Saal begann es sich zu regen, und aus allen Winkeln, aus den Ritzen des Fußbodens, zu den Fenstern herein und von der Decke herab krochen und liefen Scharen nagender Mäuse und erfüllten alsbald alle Gemächer des Palastes. Ohne Scheu sprangen sie auf die Tische und benagten die Speisen vor den Augen der erstaunten

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