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Sagen aus dem Rheinland

Sagen aus dem Rheinland

Titel: Sagen aus dem Rheinland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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willkommen war. Wenn aber in Zukunft auf Burg Lorch ein Kindlein in der Wiege lag, dann erschien jedesmal bei Gerlind und Ruthelm die Alte mit kostbaren Geschenken und erfreute sich am Anblick des jungen Lebens.

Die Meerfrau im Altwasser
    Zwischen Birten und Xanten liegt ein tiefer See, der wahrscheinlich aus einem alten Rheinarme entstanden ist. In diesem See sind schon viele Leute zugrunde gegangen. Ein Mann, der in Birten die Weihnacht mitgefeiert hatte und aus der Kirche durch das nächtliche Dunkel nach Hause gehen wollte, suchte seinen Weg durch eine geweihte Weihnachtskerze zu beleuchten. Dennoch geriet er auf Abwege, und bald war der Nebel so feucht um ihn, daß das Licht zu erlöschen drohte. Mit Mühe hielt er es brennend und konnte endlich ein anderes Licht durch den Nebel schimmern sehen. Er gelangte nun bald an ein stattliches Haus, öffnete die Tür, um sich nach dem Wege zu erkundigen und trat in eine weite, erleuchtete Halle, an deren Wänden er eine Menge von seltsamen Töpfen stehen sah. Als er sich nun in der Halle umschaute, ob nicht jemand da sei, der ihm den Weg zeigen könne, hörte er sich plötzlich bei Namen rufen. Da er niemand sah, erschrak er anfangs und wollte sich entfernen. Da der Ruf sich jedoch wiederholte, ging er auf den Schall zu und gelangte so an einen der Töpfe. »Wer will hier etwas von mir?« sagte der Bauer. Da entgegnete die Stimme: »Ich bin's, dein Großvater! Mich hat die Meerfrau in die Tiefe hinabgezogen und hütet mich in ihrem Nelkentopf.« »Ihr seid ja hier in einem stattlichen Hause«, entgegnete der Bauer. »Da irrst du«, sagte die Stimme. »Du bist hier tief im Altwasser. Trügst du nicht die geweihte Kerze, wärst du längst ertrunken. Das, was dir Nebel schien, war Wasser, in dessen Tiefe du geraten bist, und dies ist das Haus der Meerfrau. Du mußt dich sputen, sonst kehrt die Wasserfrau zurück und wird dich fangen.« »Wie soll ich den Weg nach Hause finden?« fragte der Bauer ängstlich. »Nimm den Hausschlüssel, den du in der Tasche trägst und schlage den Deckel auf dem Topfe entzwei. Lege aber die Kerze nicht aus der Hand, sonst bist du verloren. Ist der Deckel in drei Schlägen entzwei, so bekreuzige dich dreimal mit dem Schlüssel und eile hinaus. Ich will dir dann leuchten, du folge mir; tu es aber rasch und schau nicht hinter dich! «
    Der Bauer tastete nun in die Tasche, fand den Schlüssel und führte damit drei Schläge gegen den Deckel des Topfes, der unter dem dritten Schlage zerbrach. Dann bekreuzte er sich und suchte so rasch wie möglich durch die Tür zu entkommen. Draußen sah er auch bald ein Licht, das lustig vor ihm her flatterte. Dem folgte er so rasch wie möglich, sorgte aber, daß seine Kerze nicht erlosch. Es ging ziemlich bergan, bis endlich der feuchte Nebel verschwand und die Sterne über ihm funkelten. Er erkannte nun die Gegend und erreichte seine Wohnung.
    Als der Morgen anbrach, fand er seine Fußbekleidung voll Schlamm, obschon die Wege allenthalben fest und hart gefroren waren. Da wußte er, daß er tief unten im Altwasser gewandert war.

Die Nachtwandlerin zu Düssel
    Auf einem Bauernhofe zwischen Düssel und Wülfrath lebte einst eine Bäuerin, welche sehr geizig war. Den ganzen Tag hörte man ihr Zanken und Schelten durch das ganze Haus. Versah die Magd nur das Geringste im Dienst, so folgte eine Flut von Schimpfwörtern aus dem Munde ihrer Herrin.
    Namentlich war die Bauersfrau hart gegen die Armen. Nahte jemand ihrer Türe und bat um ein Stück Brot oder eine kleine Gabe, so wies sie ihn hart ab. Das Essen, welches übrig blieb, schüttete sie regelmäßig in den Schweinetrog.
    Da starb die Bäuerin. Aber sie konnte keine Ruhe im Grabe finden. Regelmäßig, wenn am Abend die Schweine gefüttert wurden, erschien sie klagend und stöhnend. Dann wurden die Schweine und die andern Haustiere in ihren Ställen sehr ungebärdig.
    Lange war man auf dem Hofe ratlos, wie diesem Unwesen zu steuern sei, da man die Nachtwandlerin nicht zu erblicken vermochte. Aber man war überzeugt, daß nur ein Geist diese Beunruhigung des Viehs hervorbringe. Dagegen konnte nur ein Mittel empfohlen werden: Der Geist mußte »besprochen« werden. Dazu wollte sich lange Zeit niemand verstehen, bis endlich eine Magd sich bereit erklärte.
    Als am nächsten Abend der Geist wieder sein Wesen trieb, rief die Magd herzhaft: »Wer ist da?« Eine Stimme antwortete: »Die Frau vom Hause!« Die Magd erkundigte sich nun, was jene wünsche. Da erwiderte

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