Sagen aus dem Rheinland
dem Drachen geopfert werde, damit keine Zwietracht unter den Häuptern des Volkes entstehe.
In weißem Gewand, einen Blumenkranz im Haar, wurde die Jungfrau den Berg hinaufgeführt und in der Nähe der Felsenhöhle, worin der Lindwurm lag, an einen Baum gebunden. Viel Volk hatte sich in einiger Entfernung versammelt, um dem Schauspiel zuzusehen; aber es waren wenige, die das Los der Armen nicht vom Herzen bedauerten. Die Jungfrau stand ruhig da und schaute mit frommer Ergebung zum Himmel auf.
Eben stieg die Sonne hinter den Bergen hervor und warf ihre ersten Strahlen an den Eingang der Höhle. Bald kroch das geflügelte Untier heraus und eilte nach der Stätte, wo es seinen Raub zu finden gewohnt war. Die Jungfrau erschrak nicht, sie zog vielmehr ein Kreuz mit dem Bilde des Erlösers aus ihrem Gewande hervor und hielt es dem Drachen entgegen. Dieser bebte zurück und stürzte mit fürchterlichem Gezische und Dröhnen in den nahen Abgrund. Man hat ihn niemals mehr gesehen.
Da eilte das Volk, aufs tiefste ergriffen von dem Wunder, zur Jungfrau hin, löste ihre Bande und sah mit Erstaunen das kleine Kreuz an. Die Jungfrau aber erklärte ihnen die Bedeutung des heiligen Zeichens, und alle fielen zur Erde und baten sie, zu den Ihrigen zurückzukehren und ihnen einen Priester zu schicken, der sie unterweisen und taufen möge.
So kam das Christentum in die Gegend des Siebengebirges, und bei der Drachenhöhle wurde eine Kapelle erbaut.
Die Kanzel-Ley bei Nideggen
In einer Felsenhöhle bei Schloß Nideggen brachte in alter Zeit ein Eremit seine Tage mit Gebet und Bußübungen zu. Jeden Sonntag hielt er dem von nah und fern herbeiströmenden Volke eine erbauliche Predigt über Gottes Wort. Als Predigtstuhl diente ihm ein Felsblock, die Kanzel-Ley; rings im Kreise standen die andächtig lauschenden Zuhörer.
Da geschah es einmal, daß der Prediger eine halbe Stunde später zum gewohnten Dienste kam. Zu seinem größten Erstaunen sah der Herbeieilende auf seiner Felsenkanzel inmitten des zahlreich versammelten Volks einen Kuttenträger, der in Gestalt und Gesichtszügen sein leibhaftiges Ebenbild war. Auch glaubte er seine eigene Stimme zu vernehmen.
»Das kann nur der Teufel sein! « dachte der Klausner und hob sein Kreuz hoch empor vor des Predigers Gesicht. Der sprang mit einem gewaltigen Satze vom Predigtstuhl und entfernte sich eilenden Laufes mit flatternder Kutte, indem er den einen Fuß etwas nachzog. Bei Kühlenbusch kam er an eine breite Schlucht. Er schätzte in seiner Hast die Entfernung bis zum jenseitigen Rande zu kurz und sprang, statt oben auf den Rasen, unten auf ein Felsstück, wobei sich sein Pferdehuf tief in das Gestein drückte. Noch heute ist jene Stelle, »Düvelstrett«, zu sehen.
Die Kapelle auf dem Petersberg
In alten Zeiten stand in Neef an der Mosel ein kleines Kirchlein mitten in einem Friedhofe, auf dem die Dorfbewohner seit Menschengedenken zur letzten Ruhe gebettet wurden. Wie nun das ehrwürdige Gotteshaus baufällig wurde, rissen die Neefer es ab, um an seiner Stelle ein größeres und schöneres zu errichten. Alt und jung beteiligten sich in frohem Wetteifer an der Arbeit, und bald lagen Holz und Steine in Fülle auf der Baustelle. Als aber die Steinmetzen eines Morgens ans Werk gehen wollten, um das Gebäude aufzuführen, da war der Bauplatz leer, Holz und Steine waren verschwunden. Und wie man suchte, fand man alles auf der Höhe des Petersberges, fein säuberlich zu hohen Stapeln aufgeschichtet. Zuerst dachte man an einen losen Scherz mutwilliger Buben, doch die Umlagerung war ohne jeden Lärm vor sich gegangen; kein Hund hatte in der Nacht angeschlagen.
Mühsam schafften die fleißigen Neefer die Vorräte auf die alte Stelle. Vergebens! Morgens lagen sie wieder auf der Höhe des Berges. In der nächsten Nacht standen die Männer des Dorfes Wache, um zu sehen, wer ihnen wohl den bösen Streich spiele. Bis Mitternacht blieb alles still, der Bauplatz lag friedlich im Mondenschein. Da stiegen aus einer Wolke leuchtende Gestalten hernieder und trugen Holz und Steine durch die Luft erneut zur Bergesspitze empor. Nun erkannten die Neefer, daß die Kapelle nach Gottes Willen hoch oben über ihren Weinbergen errichtet werden sollte. Sie fügten sich dem göttlichen Befehl, und heute noch steht das Kirchlein inmitten des stillen Friedhofes an der Stelle, die Gott durch ein Wunder gezeigt hatte.
Die kegelschiebenden Bauern
Auf dem Kreuzwege zwischen Mettmann und Lüttges kegeln häufig
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