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Sagen aus Franken

Sagen aus Franken

Titel: Sagen aus Franken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: unbekannter Verfasser
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war dieser genötigt, viele Jahre länger zu läuten.
    Das Glöcklein aber, das so hell klingt, daß man's unter allen Glocken von Würzburg heraushört, nannte man von der Zeit an s' Reierer Freßglöcklein. Immer noch, wenn mittags um zwölf Uhr das Glöcklein ertönt, sagen die Leute zueinander: »Hörst es, s' Reierer Freßglöckle läutet.«

Das Stundenhorn
    In alter Zeit gab es auf den Nürnberger Kirchen und Türmen noch keine Uhren mit Schlagwerken. Weil es aber auch noch keine Taschenuhren gab, richteten sich die Nürnberger, wie damals alle Welt, nach der Sonne. Aber da gab es manche Meinungsverschiedenheiten. Und es war nicht leicht, die Zeit für ein Zusammentreffen auszumachen.
    Einmal während eines glänzenden Reichstages im Jahre 1487 war Nürnberger voll von Fürsten, Rittern und ihren Knechten. Der Markgraf von Ansbach hatte allein 700 Berittene dabei. Die Fremden waren in der Stadt einquartiert. Da gab es Feste und Turniere, aber jeden Tag mußte man auf Leute warten, die zu spät kamen. Da gab der Kaiser Friedrich III den Befehl, auf dem Sinwellturm ein großes zinnernes Horn anzubringen, das aussah wie eine große Orgelpfeife und das man mit einem Blasbalg treten konnte. Ein Mann wurde auf dem Turm angestellt, der mußte alle Stunden das Horn blasen. Die tiefe Orgelstimme den »Stundenhorns« klang über die ganze Stadt hin und über die Mauern hinaus bis in die Wälder. Von da an konnte keiner der Herren und keiner der Knechte mehr sagen, wenn er zu spät kam: »Ich habe nicht gewußt, wie spät es war!«

Das Vesperläuten zu Aub
    Nahe bei Aub liegt die Ruine der Burg Reichelsberg. Hier hauste in alten Zeiten ein Rittergeschlecht. Noch sieht man verschiedene Gewölbe, den Burghof, die Burgkapelle und andere Reste des Baues.
    Einmal, an einem rauhen Winternachmittag, ging ein Burgfräulein von Reichelsberg in den Wald hinunter, um sich mit einem Ritter zu treffen, den sie liebte. Aber sie verfehlte den Weg und fand den Erwarteten nicht. Mittlerweile brach der Abend an, ein dichtes Schneegestöber hüllte Wald und Feld ein, und alle Wege waren im Nu verschneit. Das arme Fräulein fand den Rückweg in die Burg nicht mehr. In ihrer Angst rief sie immer wieder laut um Hilfe. Aber kein Mensch regte sich, kein lebendes Wesen ließ sich blicken, auch die Tiere des Waldes hatten sich in ihre Verstecke zurückgezogen. Fürchterlich heulte der Sturm, eisige Kälte drang dem zitternden Fräulein bis auf die Knochen.
    In dieser Not flehte die Arme zum Himmel und bat Gott inständig, sie doch aus ihrer jammervollen Lage zu retten und ihr ein Zeichen zu geben, damit sie einen Ausweg aus dem Elend finde. Während sie noch schluchzend im Schnee kniete, hörte sie von einem nahen Dorf her eine Glocke läuten. Neue Hoffnung zog in das Herz des verzweifelten Fräuleins, freudig ging sie dem Schalle nach und kam auch bald an die Gollach, an der entlang der Weg nach der Burg Reichelsberg führte. Diesen Weg kannte sie; nun war sie gerettet. Voll Dankbarkeit gelobte sie, ein Geläute zu stiften, das in Aub aufgehängt werden sollte.
    Und heute noch ertönt der Schall dieses Glöckleins allabends um sieben Uhr von Martini bis zu Petri Stuhlfeier. Der helle Klang hat schon manchem verirrten Wanderer auf den richtigen Weg geholfen.

Das zerhackte Lederkoller
    Der Schwedenkönig Gustav Adolf wollte keinen Panzer anziehen. Er wollte auch keinen Schild und sagte, wenn man ihm von den Gefahren des Kampfes erzählte: »Gott ist mein Schild«. Er trug wie seine einfachen Soldaten ein ledernes Koller, das gegen Stiche und Hiebe immerhin eingen Schutz bot. Gustav Adolf war immer einfach gekleidet. So trug er, solange er in Deutschland war, ein altes Lederkoller, das von Hieben und Stichen zerhackt und zerfetzt war und das Sonne und Regen unansehnlich gemacht hatten.
    In Nürnberg war ein berühmtes Zeughaus, in dem die schönsten Panzer ausgestellt waren, die es überhaupt auf der Welt gab. Da sah man mit Silber und mit Gold eingelegte, prächtige Rüstungen. Als der König zu diesen schönen Waffen kam, sagte einer der Herren, die ihn führten: »In diesen Rüstungen haben manch tapfere Männer und große Helden um Ehre und Heimat gekämpft doch ist wohin in keiner ein so unvergleichlicher Recke gesteckt, wie in dem zerhackten Lederkoller das Eure Majestät tragen.«
    Diese Worte waren ein wenig dick aufgetragen; aber der König ärgerte sich nicht. Am andern Tag kam ein Paket zu dem Zeugmeister der Stadt Nürnberg und

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