Sagen aus Hessen
alle Schlemmer der Umgegend anzog. Wie der Herr, so auch die Knechte; sie trieben gottlosen Frevel mit dem lieben Brot und fütterten die Pferde damit. Eines Tages aber, als die Frau vom Hause gerade irgendeinen Schmutz mit Brot abwischte, versank Haus und Hof mit Mann und Maus in die Tiefe, und ein Sumpf trat an die Stelle. Kein Mensch aus dem Hof ist jemals wieder gesehen worden, zu nächtlicher Stunde aber kommen die Geister der Versunkenen als Lichter zum Vorschein und tanzen zischend auf dem Sumpf umher.
Der Werwolfsriemen
Bei einem Mann in Ehlen (Habichtswald), der im Verdacht stand, daß er ein Werwolf sei, fand man nach langem vergeblichen Suchen im Keller ein tiefes Loch, darein war ein Faß gesteckt und das Ganze mit einer Steinplatte belegt, so daß es schwer zu entdecken war. Das Faß war ganz voll Fleisch, das der Werwolf gesammelt hatte. Den Werwolf selbst fanden sie nicht. Wie sie nun bei der Familie danach fragten, sagte das jüngste Kind: »Wo mein Vater ist, das weiß ich nicht. Wenn er aber den Riemen umtut, der da an der Wand hängt, dann kann er über die Haustür springen« (d. h. über die Untertüre, die Türen waren geteilt). Einer von den Leuten, die das hörten, bekam Lust nach dem Riemen und schnallte ihn sich um den Leib. Kaum war das geschehen, so flog er hinaus. Er sprang nicht etwa über die Gärten und Hecken, wie es wohl Menschen können, sondern war auf einmal weg, und soviel sie auch suchten, er war nirgends zu finden. Nach vier Wochen fanden sie ihn tot im Walde. Das war die Strafe für seinen Vorwitz. Er verstand die Sache nicht.
Der Wiener Schmied zu Limburg
In Limburg in einem alten großen Schloßgebäude (Walderdorferhof) hatte einst ein Schmied seine Werkstätte, der verstand sein Handwerk, und war weit und breit bekannt. In Mannesgröße hatte er den Schutzpatron aller Schmiede über der Tür am Giebel des Hauses in einer Nische stehen, der den Ein- und Ausgang aller bewachen sollte. Nun hatte der Schmied einen Sohn, der ging schon in jungen Jahren in die Fremde, kam auch nach Wien und arbeitete dort lange Jahre. Als er glaubte, genug gelernt zu haben, kam er heim. Er war ein Schmied geworden, wie sonst keiner mehr, wollte aber auch alles besser wissen als der Vater, dadurch entstand bald Unfrieden zwischen den beiden. Und durch den Ärger, sowie durch böse Gesellen und Neider wurde der junge Schmied zu Spiel und Trunk verleitet, sein Geschäft ging zurück, so daß ihm kein Wirt mehr etwas pumpen wollte. Da beschwor er des Nachts auf dein Heimweg vom Wirtshaus den Teufel, und schloß einen Vertrag mit ihm. Und richtig, am folgenden Morgen, als es eben dämmerte, kam der Teufel in die Werkstätte zu dem Schmied schon vor der festgesetzten Stunde, mit einem ganzen Sack voll Geld. Als der »Wiener Schmied« das Geld sah, schmunzelte er und sagte: »Nun, Meister Satan, bleibt es bei unserer Abrede? Errätst du, was ich hier schmiede, so ist meine Seele dein, doch triffst du fehl, so bleibt das Geld mir, du aber kannst meine Seele nicht bekommen!« Der Teufel grinste und sprach: »Es bleibt dabei!« Da zog der Wiener ein glühendes Eisen aus dem Feuer, mit drei Zinken, rief: »Was gibt dies? jetzt schnell, damit ich losschlagen kann, ehe es kalt ist!« – »Eine Heugabel!« schrie der Teufel und machte einen Freudensprung. Der Schmied aber legte die Gabel auf die Amboßkante und schlug die Zinken krumm: »Ein Karst ist's!« rief er, »wie jeder sehen kann«, und hielt ihn dem Satan vor die Augen. Da ließ der Teufel sein Geld zurück und entwich mit großem Gepolter, der Schmied aber freute sich und wurde wieder fleißig und sparsam.
Die böse Fee Schwalba
In uralter Zeit wetteiferte das Tal der weltberühmten Badestadt Schwalbach an landschaftlicher Schönheit mit dem benachbarten Rheingau. Doch all die Herrlichkeit schwand plötzlich dahin, als die böse Fee Schwalba hier ihren Wohnsitz nahm, um Ruhe vor solchen höllischen Geistern zu finden, über die ihre Zauberkünste keine Macht hatten. Als diese Geister ihr aber auch hierher folgten und sie quälten, riß sie in ihrem Zorn die Blumen und Reben aus, entwurzelte die Fruchtbäume und vergiftete mit ihrem kalten Hauch den Erdboden, so daß ihm heute noch keinen Blumen entsprießen und keine edlen Früchte reifen, die einst die Zierde und der Reichtum des Tales waren. Anstatt der lauen Winde und des lieblichen Sonnenscheins nahmen rauhe Stürme, schaurige und heftige Fröste überhand. Wohl wehklagten die Bewohner
Weitere Kostenlose Bücher