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Sagen aus Hessen

Sagen aus Hessen

Titel: Sagen aus Hessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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darüber. Sie sah die Wichtelmännchen nie wieder und blieb ihr Leben lang auf dem rechten Auge blind.

Die Glocke läutet von selbst
    Zu der Zeit, da Philipp der Großmütige die Reformation in Hessen einführte, vertauschten auch die Bürger von Frankenberg den alten Glauben mit dem neuen, helleren und freudigeren, den der Wittenberger Doktor Martin Luther gelehrt hatte. Das nahmen ihnen besonders ihre Nachbarn im kölnischen Sauerland übel, denn diese waren katholisch geblieben und machten sich eines Tages auf, Frankenberg zu erobern und zu zerstören. Die Frankenberger lebten just damals mit aller Welt im tiefsten Frieden und ahnten das Schicksal nicht, welches ihnen bevorstand. Sie hatten zwar ihre Mauern und Türme mit Wächtern besetzt, denn so war es vom Landgrafen allen Städten anbefohlen worden, aber auch den Wächtern fiel es im Traum nicht ein, daß ihnen die Gefahr so nahe sein könnte. So kamen die Feinde um 9 Uhr abends unbemerkt vor der Stadt an und trafen ihre Vorkehrungen zu einem Überfall. Da ertönte urplötzlich der Sturmglocke furchtbarer Hall und rief die sorglosen Bürger zur Wehr. Niemand war der Glocke nahegekommen, sie hatte sich ganz von selbst in Schwung gebracht. Die Feinde, als sie das Gestürme hörten, glaubten sich verraten und machten sich eilig auf den Rückzug.
    Trotz ihrer Wächter wäre die Stadt verloren gewesen, hätte nicht im Augenblick der höchsten Gefahr die tote Glocke ihren metallenen Mund aufgetan. Noch heute wird mit derselben, zur Erinnerung daran, jeden Abend um 9 Uhr geläutet.

Die Hollen
    Die Hollen waren kleine Berggeister, welche vor Zeiten hauptsächlich in dem Klugstein, dem weißen Berg gegenüber unweit Obernburg ihre Wohnsitze hatten. Sie entfernten sich erst von dort, als die Gegend sich mehr und mehr bevölkerte und sie durch den Bergbau in ihren friedlichen Wohnungen gestört wurden. Böse Menschen hatten viel von ihnen zu leiden, gegen gute aber bewiesen sie sich wohltätig und gefällig. Die Spinnerinnen hatten sich stets zu beeilen, ihren Rocken abzuspinnen, sonst kamen die Hollen hinein und verwuschelten alles. Wenn man an manchen Tagen an dem Weißenberg vorbeiging, konnte man an den Felsenritzen den Dampf von ihren Pfannenkuchen riechen.

Die Hollen in der Klus
    In der Klus, einer Bergschlucht zwischen Volkhardinghausen und Landau, haben früher Hollen gewohnt; in dem Gestein dort ist noch deutlich die Spur der Wohnung zu sehen. Sie lebten von Wurzeln und Kräutern; Geld besaßen sie nicht. Eine aus Braunsen herbeigeholte Hebamme wurde mit Steinen belohnt, welche sie später zu hohem Preis verkaufte. Alte Hollen kommen oft zu Einwohnern benachbarter Ortschaften, doch nur in einzelne bestimmte Häuser, wahrscheinlich, wenn dieselben familienlos waren. In Twiste wurden sie durch eine List aus einem Haus vertrieben, da man sich gehütet hatte, sie zu beleidigen. Man machte nämlich bei dem Feuerherd eine Zeremonie, welche auf Zauberei deutete, worüber die Holle entrüstet das Haus verließ.
    Wo eine Holle eingekehrt war, da passierte so leicht kein Unglück. Insbesondere nehmen sich die Hollen der Pflege und Aufsicht der Kinder an. Als einst eine Holle aus einem Haus zu Twiste wieder in ihre Heimat zurückzukehren wünschte, wußte sie die Gegend nicht zu bezeichnen, wo sie denn zuhause war. Der Hausherr wußte besser Bescheid. Er nahm die Holle auf den Arm, um sie in die Klus zu tragen. Als sie jedoch in die Nähe des Bilsteins gekommen waren, verbat sich die Holle das Weitertragen mit der Äußerung, sie wolle sich nun schon zurechtfinden, weil sie diesen Berg bereits vor hundert Jahren gekannt habe.
    Die Hollen verloren sich, als sich die jetzige Generation der Menschen vermehrte und ihr Treiben störte, es ihnen auch nicht mehr gelang, ihre Zwergrasse durch Stehlen von Kindern zu veredeln.

Die Jungfern von Döngessee
    Bei dem Dorf Dönges in Hessen liegt der Dönges- oder Hautsee, der an einem bestimmten Tag im Jahr eigenartig rot wird. Als Ursache erzählt man sich folgendes:
    Als einst im Dorf Dönges Kirmes war, erschienen zwei fremde, schöne Jungfrauen, die mit den Bauernburschen tanzten und sich lustig unterhielten, aber um Mitternacht dann verschwunden waren, während doch jeder Kirmes Tag und Nacht fortdauert.
    Am andern Tag waren sie wieder da, und ein Bursche, der es gern gesehen hätte, wenn sie noch geblieben wären, nahm einer von den beiden Jungfrauen während des Tanzes die Handschuhe weg. Die beiden Mädchen tanzten nun

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