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Sagen aus Hessen

Sagen aus Hessen

Titel: Sagen aus Hessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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daherreitet!«
    Da hielt die alte Glasern an und schrie: »Ich hack, mein Beil in den Eggenbalken.« Zugleich ertönte ein Schlag, der Bursche schrie laut auf, und seit dieser Zeit war er an einem Beine lahm. Nun ging er zum Pfarrer und erzählte ihm alles. Dieser meinte: »Ich weiß dir keinen anderen Rat, als dein Leid ein Jahr lang zu tragen; aber komm am Abend vor der nächsten Walpurgisnacht wieder zu mir, dann will ich dir sagen, wie dir geholfen werden kann.«
    Als der Bursche im folgenden Jahr an dem bestimmten Abend erschien, empfing ihn der Pfarrer: »Jetzt stelle die Eggen wieder zusammen, wie sie im Vorjahr gestanden haben, lege dich darunter, und wenn du die alte Glasern vorüberziehen siehst, dann bitte sie dreimal um Gottes willen, sie möge dich von deinem Übel befreien.«
    Der Bursche tat, wie ihm der Pfarrer geraten hatte, und als er zum drittenmal bat, sprach das Weib: »Hier hab, ich vor einem Jahr mein Beil eingehackt, das will ich wieder mitnehmen.« In diesem Augenblick fühlte der Bursche einen Ruck in seinem Bein, und von dieser Stunde an konnte er wieder gehen wie früher.

Der Hexenschmied von Hirzenhain
    Als im Dreißigjährigen Kriege einstmals viel Reitervolk durch Hirzenhain zog, hatte der dortige Schmied, der sein Handwerk von Grund auf verstand und nebenbei noch mehr konnte als Brot essen, alle Hände voll zu tun. Die Kriegsleute waren mit seiner Arbeit stets zufrieden. Aber wenn er ein Pferd beschlagen hatte, sagten sie nicht einmal Dank, geschweige denn, daß sie gefragt hätten, wieviel die Eisen kosteten. Der Schmied sprach bei sich selbst: »Wenn das so weitergeht, habe ich bald keine Kohlen und kein Eisen mehr; aber auch keinen Batzen Geld.«
    Am Tag darauf fanden sich wiederum zwei Reitersmänner ein, ließen ihre Pferde beschlagen und ritten wieder ohne Abschied davon. Auf dem Wege nach Dillenburg kamen sie an ein Wasser; aber die Pferde waren nicht zu bewegen, den Bach zu beschreiten, sondern liefen wie wild am Ufer auf und ab, bis sie ihre Hufeisen verloren hatten. Die Reiter kamen nun wieder zum Schmied nach Hirzenhain, ließen von neuem Eisen aufschlagen und vergaßen diesmal auch nicht, den Schmied für seine Arbeit zu entlohnen. Ehe sie wieder fortritten, winkte ihnen der Lehrjunge und sagte heimlich zu ihnen: »Wißt ihr auch, warum ihr nicht über das Wasser gekommen seid? Wenn ihr gleich bezahlt hättet, so könntet ihr jetzt schon in Dillenburg sein! «

Der Holleabend
    In Rehe war einmal eine Frau, die den größten Teil des Tages und sogar die halbe Nacht fleißig spann. Zu der kam eines Abends, es war am letzten Donnerstag vor dem heiligen Christfest, eine Holl, brachte zwölf leere Spulen mit und gab mit strenger Miene der fleißigen Spinnerin auf, diese zwölf Spulen bis um zwölf Uhr voll zu spinnen, sonst würde sie ihr den Kopf umdrehen. Lächelnd entfernte sich die Holl, die erschrockene Frau aber wußte sich nicht zu raten und zu helfen. Sie ging daher zu ihrer Nachbarin und erzählte ihr, was ihr geschehen. Diese sagte: »Die zwölf Spulen bis um zwölf Uhr voll zu spinnen, ist für dich allein ein Ding der Unmöglichkeit. Spinne deshalb über jede Spule nur einmal.« Und die Spinnerin tat so, Schlag zwölf Uhr nachts kam die Holl wieder und verlangte ihre zwölf Spulen. Zitternd reichte die Frau sie ihr hin. Als die Holl die Spulen besehen hatte, fragte sie heftig: »Wer hat dich das gelehrt?«, und als die erschreckte Frau nichts darauf erwiderte, sagte die Holl: »Das hat dir der Teufel gesagt! « Und sogleich verschwand sie bei zugemachter Türe. Deshalb heißt dieser Abend (Donnerstag vor Weihnachten) der Holleabend, und viele alte Frauen hüteten sich früher, an diesem Abend ihr Rädchen zu drehen, aus Furcht vor der Holl.

Der Hülfenberg
    Eine Stunde von Wanfried liegt der Hülfenberg, auf diesen Berg befahl der heilige Bonifatius eine Kapelle zu bauen. Unter dem Bauen kam nun oft ein Mann gegangen, der fragte: was es denn geben sollte? Die Zimmerleute antworteten ihm: »Ei, eine Scheuer soll's geben.« Da ging er wieder seiner Wege. Zuletzt aber wurde die Kirche immer mehr fertig und der Altar aufgebaut und das Kreuz glücklich gesteckt. Wie nun der böse Feind wiederkam und das alles sehen mußte, ergrimmte er und fuhr aus, oben durch den Giebel; und das Loch, das er da gemacht, ist noch bis auf den heutigen Tag zu sehen und kann nimmer zugebaut werden. Auch ist er inwendig in den Berg gefahren und suchte die Kirche zu zertrümmern, es war aber

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