Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sagen aus Schwaben

Sagen aus Schwaben

Titel: Sagen aus Schwaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
Vom Netzwerk:
gegen die eigene Obrigkeit ungebührlich. Da sich niemand offen an ihn heranwagen wollte, ersann der Stadtrat eine List, um ihn gefangenzunehmen. Der Bürgermeister gab dem Riesen den Auftrag, eine schwere eiserne Truhe aus dem tiefen Verließ des Diebsturmes heraufzuschaffen, und versprach ihm dafür eine gute Belohnung. Arglos stieg Romeias hinab. Kaum aber hatte er sich von der Leiter entfernt, da zog sie einer der Stadtknechte schnell herauf und schloß den starken Mann damit in den Turm ein, der seitdem Romeiasturm genannt wird. Zur Ernährung des Riesen wurde täglich ein Kalb oder ein Schaf in das Verließ geworfen. Romeias sammelte die abgenagten Knochen, und als er genug beisammen hatte, steckte er sie in die Ritzen und Löcher der Mauer, stieg an ihnen wie auf einer Treppe hinauf, durchbrach die Balkendecke und gelangte bis unter das Dach des Turmes. Dort fand er eine Menge Stroh, drehte daraus ein starkes Seil und ließ sich bei Nacht daran auf die Ringmauer herab. Von hier aus gelang es ihm in der folgenden Nacht, während eines Gewitters aus der Stadt zu entkommen.
    Romeias begab sich geradewegs vor das befestigte Schloß Busenberg und belagerte es allein so lange, bis es sich ihm ergab. Darauf nahmen ihn die Villinger wieder in Gnaden auf und gewährten ihm bis zu seinem Tode den nötigen Lebensunterhalt. Sein lebensgroßes Bild wurde später an der Mauer am oberen Tor angebracht.

Der Rottweiler Esel
    Die Bürger von Rottweil fanden einst, als ihre Stadt noch eine freie Reichsstadt war, einen großen Kürbis auf dem Felde und hielten ihn für ein Ei. Allerdings vermochten sie nicht herauszubringen, was für ein Vogel es wohl gelegt haben könnte. Sie beschlossen daher, um Klarheit zu bekommen, daß der Bürgermeister es ausbrüten solle. Da half kein Weigern und Widerreden des Bürgermeisters, es wurde ihm einfach eine Frist gesetzt, in der er das Ei auszubrüten habe. Als nun nach Verlauf der bestimmten Zeit nichts Lebendiges zum Vorschein kommen wollte, beschloß man, das Ei, weil es vielleicht schon faul geworden, über die Mauer zu werfen. Und das tat man auch. Wie aber der Kürbis auf die Erde fiel und mit einem Knall zerplatzte, da sprang ganz erschreckt ein Hase, der an der Mauer geschlafen hatte, auf und davon, so daß man hätte glauben können, er sei aus dem Kürbis oder dem Ei herausgekommen. Die Rottweiler glaubten das auch steif und fest und schrien, als sie das langohrige Tier davonlaufen sahen: »Da schaut, ein Esel!« Seitdem führen die Rottweiler den Spottnamen Esel.
    Ein Maler, der die Geschichte kannte, malte einen Esel auf die Stadtfahne von Rottweil. Bei seinem Werk malte er die Flucht Christi nach Ägypten mit Wasserfarben auf die Fahne, nur für den Esel benutzte er Ölfarbe. Als nun bei einer Prozession einmal ein heftiger Regen fiel, wurden die Wasserfarben verwischt und fast ausgelöscht. Nur der Esel allein blieb übrig.

Der Schatz im Keller
    In einem Hause beim Pforzheimer Roßwehr war eines Abends die Frau allein in der Stube. Da rief die Stimme eines Unsichtbaren herein, sie solle in den Keller gehen, den Hafen mit Eiern holen, der dort auf einem bestimmten Platze steht, und an dem Schatz auch die Armen teilnehmen lassen. Unverzüglich begab sich die Frau in den Keller, fand an der bezeichneten Stelle den Hafen mit Eiern und nahm ihn mit sich. Am nächsten Morgen waren die Eier zu Gold geworden, und die Frau und ihr Mann gaben den Armen reichlich davon.

Der Schatz in Handschuhsheim
    In Handschuhsheim wohnte ein armer Mann in einem kleinen Boden-Häuslein. Der hatte zwei Kinder. Einmal hörte er nachts ein furchtbares Krachen in der Stubenkammer. Er ging dem Lärm nach, da war der Kammerboden durchgebrochen, und seine beiden Kinder lagen unten in einem Gewölbe und schrien. Der Mann stieg auf einer Leiter hinab, um die Kinder wieder heraufzuholen. Als er unten war, sah er sich um und bemerkte in einer Ecke einen großen irdenen Hafen, in einer anderen Ecke einen ebenso großen. Der Mann deckte das erste Gefäß auf, da war es mit lauter blanken Dukaten bis zum Rande gefüllt. Er deckte den anderen Hafen auch auf, da stieg ein dünner Rauch heraus; es war ein Geist darinnen. Der trieb von nun an sein Unwesen im Hause und war nicht mehr zu vertreiben.

Der Schimmelreiter bei Wankheim
    Im Elsenwäldle, in einem kleinen Tal zwischen Tübingen und Wankheim, reitet der Schimmelreiter auf einem weißen, riesigen Gaul durch das Gehölz und trägt seinen eigenen Kopf wie einen

Weitere Kostenlose Bücher