Sagen aus Schwaben
solche Abenteuer vernahm und des Grafen Namen hörte, erkannte er ihn und fand seinen Namen in etlichen Briefen geschrieben, aus denen ersehen und bewiesen werden konnte, daß der Pfalzgraf des Königs Feind war, worüber der Pfalzgraf nicht wenig erschrak. Der König aber sagte zu ihm, er solle nicht erschrecken, bei ihm sei er an Leib und Gut sicher. Schließlich wurden der König und der Graf sich in allen Dingen einig, und der König ließ seine Ungnade fallen.
Nach einer gewissen Zeit, als der Graf mit seinem Jägerlein und mit Will und Wall Abschied nehmen wollte, bat ihn der König so ernstlich um die zwei Hündchen mit dem Anerbieten, er werde ihm dafür nichts versagen, um was er ihn auch bitten möchte. Darauf redete der Graf mit seinem Jäger Eppen. Aber dieser widerriet dem Grafen, es zu tun, und so versagte auch der Graf dem König die Bitte. Doch der König ließ nicht nach mit Drängen, so daß der Pfalzgraf endlich nachgiebig wurde und dem König die Hündchen schenkte. Aber das Jägerlein wollte sich von seinen lieben Hündchen nicht trennen und blieb beim König zu Prag.
Kurze Zeit danach rüstete der König von Böhmen den Pfalzgrafen von Tübingen mit Knechten und Pferden und auch mit anderen Geschenken aus und ließ ihn in allen Gnaden ziehen. Der Graf reiste wieder nach Pfalzgrafenweiler. Aber bald regte sich in ihm das Verlangen nach seinem Meister Eppen und den Jagdhündlein. Das wurde so stark ihn ihm, daß er anfing, an Leib und Seele abzunehmen. Er starb bald darauf. Seine Nachkommen verließen Pfalzgrafweiler, gleichwohl änderte der Ort den Namen nicht.
Vielen Vermutungen nach hat sich diese Geschichte unter Kaiser Heinrich III. zugetragen, der das Land des Königs von Böhmen mit. Krieg überzogen hatte.
Der Popele von Hohenkrähen
Eine der lieblichsten Landschaften Badens ist der Hegau. Schaut man vom Stettener Schlößle, dem Neuhewen, nach dem Bodensee zu, so stehen wie Riesen einer uralten Vergangenheit die Hegauberge in greifbarer Nähe. Vom kleinsten, aber steilsten unter ihnen, dem Hohenkrähen, weiß die Sage viel zu berichten.
Dort lebte einst, es war wohl zwischen 1200 und I300 n. Chr., ein Mann namens Johannes Christoph Popelius Maier, Burgvogt einer verwitweten Freifrau von Kraien. Seine Gebeine hat man in der Pfarrkirche zu Mühlhausen bei Engen gefunden, die früher gräfliche Grabkapelle war. Aber sein Geist war jahrhundertelang unruhig, bald hilfreich, dann auch wieder boshaft umhergeirrt. Man kennt das Gespenst unter dem Namen: der Popele von Hohenkrähen.
Die Hegäuer wissen verschiedene Gründe anzugeben, warum der Burgvogt nach seinem Tode umgehen mußte. Er soll während seines Lebens die Leute geplagt haben und daher im Tode keine Ruhe finden.
Einst sprach spätabends am Hohenkrähen ein vorbeifahrender schwäbischer Abt um eine Nachtherberge vor. Diese wurde ihm gastfreundlich gewährt. Nach dem Nachtessen zechten der Burgvogt und der Abt noch lange miteinander. Dabei tranken sie reichlich Hegäuer Wein, wurden lustig und neckten einander. Der Abt war sehr beleibt, Popelius aber klein und mager. Im Wortwechsel brüstete sich der Burgvogt mit seiner Stärke. Der Abt lachte darüber, der Burgvogt könne sich doch nicht seiner Stärke rühmen, er gleiche ja leibhaftig dem Knochenmann und könne durch ein Nadelöhr gezogen werden. Der Burgvogt, der keine Verulkung ertragen konnte, war darüber erbost, sprang von der Tafel auf und befahl, "das wohlbeleibte Pfäfflein" in das Burgverließ zu werfen und es bei Wasser und Brot so lange gefangenzuhalten, bis es auch so mager geworden sei, daß man es durch ein Nadelöhr ziehen könne. Das geschah: der Abt wurde in Verwahrung genommen, bis er so mager war wie sein ungastlicher Wirt, der Burgvogt. Doch der Abt sann nach seiner Entlassung auf Rache. In seiner Klosterbibliothek fand er ein Zauberbuch. Darin waren verhängnisvolle Beschwörungsformeln aufgezeichnet. Der Abt lud einen schrecklichen Fluch auf den Burgvogt. Dieser brach sich bald darauf das Genick und muß seither als Burggeist umgehen, der die ganze Gegend mit seinen Spukereien beunruhigt.
Die Äbtissin von Arnptenhausen reiste einmal nach Öhningen, um das zu ihrem Kloster gehörige Weingut zu besichtigen. Als sie am Hohenkrähen vorbeifuhr, drehten sich auf einmal die Räder ihres Wagens nicht mehr. Äußerlich war alles in Ordnung. Man vermutete daher gleich, der Popele habe seine Hand im Spiel. Wohl wußte die Äbtissin, daß ein kräftiges Fluchen
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