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Sagen aus Schwaben

Sagen aus Schwaben

Titel: Sagen aus Schwaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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weder Streit noch Zank, auch keine Gewalttätigkeit. Weil man aber ohne solche den Schmied nicht mehr hätte herausbringen können, und da er auch wirklich auf seinem Eigentum saß, so konnte Petrus nichts anderes tun, als über den schlauen Schmied lachen und ihn auf seinem Platze lassen.
    So also ist der Schmied von Hechelbach doch in den Himmel gekommen.

Der schwäbische Riese Einheer
    Zu Zeiten Karls des Großen lebte ein gewaltiger Riese, der unter dem Kaiser zu Pferd diente und Einheer hieß, weil er allein soviel Kraft hatte und soviel vermochte, wie ein ganzes Heer. Dieser Riese stammte aus dem Thurgau, einem Landstrich am Bodensee, der ehedem zu Schwaben gehörte. Er watete durch alle Flüsse, ohne eine Brücke zu benutzen, zu Fuß und zog sein Roß hinter sich her. Wenn das ihm nicht durchs Wasser folgen wollte, dann sagte er wohl im Scherz. »So wahr mir Gott helfe, Gesell, du mußt mir folgen auch wider deinen Willen.« In den Kriegen Karls des Großen gegen die Wenden und Hunnen mähte der Riese Einheer mit seinem Degen die Feinde wie Gras nieder, hing sie an seinen Spieß und trug sie wie kleine Vögel auf der Leimrute auf seiner Schulter. Und wenn ihn dann, als er heimkehrte, die Leute nach ihrer Gewohnheit fragten, was die Feinde doch für Leute seien und was man im Krieg gegen sie ausgerichtet habe, so sagte er voll Unwillen: »Was soll ich von den Fröschlein sagen? Ich habe ihrer oft sieben, bisweilen auch mehr an meinen Spieß wie an einen Bratspieß gesteckt und auf der Achsel getragen, daß sie quakten, ich weiß nicht wie. Es war nicht der Mühe wert, daß unser Kaiser mit so großen Unkosten wider solche Würmlein einen Feldzug unternahm. Man hätte das viel leichter und billiger ausmachen können.«

Der Teufelsstein
    Dle Wendelinskapelle bei Nußbach in der Nähe von Oberkirch stand früher noch weiter vom Dorf entfernt, auf dem Platze, wo jetzt ein Bildstock einrichtet ist. Damals wollte der Satan sie zertrümmern. Er lud mit Hilfe anderer Teufel den größten der »zwölf Steine« auf seine Achsel und ging damit durch das große Rappenloch auf den Berg gerade über der Kapelle. Dort begegnete er einem alten Männlein, das ihn fragte, was er vorhabe. Er antwortete: »Den Schweinestall da unten, worin ein paar alte Säue grunzen, will ich mit dem Stein zusammenwerfen!« Dabei zeigte er auf die Kapelle, in der ein paar alte Frauen beteten. Das Männlein redete ihm zu, vorerst seine Last abzulegen und auszuruhen. jedoch der Teufel schlug es ab, weil er allein den Stein nicht mehr in die Höhe bringen könne. »Ich bin stark genug«, erwiderte das Männlein, »und will dir wieder helfen.« Der Teufel ließ sich bewegen, seine Last abzusetzen. Kaum aber war dies geschehen, so verschwand das Männlein, und der Satan mußte den Felsen liegen und die Kapelle stehen lassen. Das Männlein aber war unser Heiland gewesen. Noch jetzt liegt der Fels, den man den Teufelsstein nennt, auf dem Platze. Nachts treibt dort der Böse sein Wesen; manchmal fährt er unter Peitschenknallen mit sechs Geißböcken daher.

Der Titisee
    Unterhalb der Seesteige stand in alter Zeit eine reiche Stadt mit einem Kloster. Als Reichtum und Verschwendungssucht so groß geworden waren, daß man die Brotlaibe aushöhlte, die Brosamen dein Vieh verfütterte und in der Kruste wie in Schuhen umging, da versank die Stadt in die Erde, und an ihrer Stelle entstand der Titisee. In seiner Tiefe wird bei hellem Wetter die Turmspitze des Klosters wieder sichtbar, und an stillen Sonntagsmorgen tönen die Glocken der versunkenen Stadt herauf. Man sagt, wenn einst das Kloster vom nahen Friedenweiler versinke, dann werde aus dem Titisee das alte Kloster wieder heraufsteigen.
    Vor vielen Jahren begann der See auszubrechen. Da kam in der Nacht eine alte Frau, verstopfte unter beschwörenden Worten die Öffnung mit ihrer weißen Haube und verhinderte den Ausfluß. Von der Haube aber verfault jedes Jahr ein Faden, und wenn der letzte Faden geschwunden ist, bricht der See aus und überschwemmt die ganze Umgebung.
    Nachdem schon manche vergebens versucht haben, die Tiefe des Sees zu ergründen, fuhr endlich einmal ein Mann auf einem Kahn in die Seemitte und warf an einer fast endlosen Schnur das Senkblei aus. Schon waren achtzig Spulen Faden im Wasser und noch genug zum Abwickeln vorhanden, da rief eine fürchterliche Stimme:
    »Missest du mich, so verschling ich dich!«
    Vor Schrecken ließ der Mann nun von seinem Unternehmen ab, und seither hat

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