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Sagen aus Schwaben

Sagen aus Schwaben

Titel: Sagen aus Schwaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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nützlich: er tat alles, was ihm aufgetragen wurde, holte Wasser und Holz in die Küche, warf Stroh und Heu vom Boden herunter, fütterte das Vieh, putzte die Pferde, wendete den Dreschern die Garben um und langte zu, wo es fehlte. Bei jedem Auftrag aber mußte man sagen: It z,litzel und it z,viel (nicht zuwenig und nicht zuviel), sonst warf er alles Heu vom Boden und schleppte alles vorrätige Holz in die Küche. Zum Lohn für seine Dienste aber mußte man für ihn alle Tage mitdecken, ihm einen besonderen Teller hinstellen und sagen: "Popele, iß auch mit!" Vergaß man den Spruch, so warf er das Gedeck und alle Speisen durcheinander, band das Vieh im Stall los und trieb allerlei Unfug. Ebenso mußte man ihn einladen, wenn man ausfahren wollte: "Popele, fahr auch mit!" Dann setzte er sich hinten auf das hervorstehende Wagenbrett, die "Schnättere", und fuhr mit ins Feld. Wurde er nicht eingeladen, so geschah dem Fuhrwerk gewiß ein Unglück.
    Nach dem Backen mußte man jedesmal dem ersten Bettler, der ins Haus kam, einen ganzen Laib Brot geben, sonst holte der Popele das übrige Brot und brachte die Küche in Unordnung.
    Solche Geschichten weiß man vom Popele in Hohenkrähen in Unzahl aus alter Zeit zu erzählen. Wer aber glaubt, daß der spukende Burgvogt auch heute noch sein Unwesen treibe, dem muß gesagt werden, daß der Popele sich schon lange nicht mehr sehen ließ.

Der rettende Hund
    AIs einst der Felsenmüller von Ehrenstetten nachts mit einem vollen Geldgurt nach Hause ging, wurde er im Wald bei Kirchhofen von drei raubsüchtigen Spitzbuben angefallen. In demselben Augenblick fing sein Hund in der über eine Stunde entfernten Mühle so auffallend stark an zu rasen, daß die Knechte ihn von der Kette losmachen mußten. Schnur stracks rannte er nun seinem Herrn zur Hilfe, riß zwei der Räuber nieder und jagte den dritten in die Flucht. Wegen dieser wunderbaren Errettung ließ der Müller auf dem Platze eine Tafel errichten, worauf das Auge Gottes abgebildet ist mit der Inschrift: »Gott ist überall zugegen,wie in offenen Landen so in düstern Wäldern!«
    Die Tafel ist noch an ihrer Stelle zu sehen, die nach ihr der Tafelplatz genannt wird.

Der Riese Romeias von Villingen
    Vor mehr als fünfhundert Jahren lebte in Villingen im Schwarzwald ein Mann von riesenhafter Größe und Stärke namens Romeias, dessen Eltern durchaus nicht über das gewöhnliche Menschenmaß reichten. Wenn Romeias durch die Stadt schritt, konnte er in den zweiten Stock der Häuser sehen. Die drei langen Pfauenfedern, die er auf dem Hut trug, ließen ihn noch größer erscheinen.
    Eines Tages hatte Romeias auf einen Wagen, der mit zwei Ochsen bespannt war, einige mächtige Baumstämme geladen. Die Ochsen konnten aber die schwere Last nicht fortbringen. Da hob er die Zugtiere zu den Stämmen auf den Wagen und zog das Gespann allein nach Hause.
    Die Villinger wählten den starken Romeias zum Anführer ihrer Bürgerwehr. In den zahlreichen Streitfällen, die seine Vaterstadt mit Hornberg und Rottweil auszufechten hatte, vollführte der Riese manch wackeren Streich und brachte ansehnliche Beute mit heim. Ein ganz besonderes Kraftstück, das ihm den Ehrennamen "Villinger Simson" verschaffte, vollbrachte Romeias in einem Streit mit den Rottweilern. Bei Nacht watete er durch den Stadtgraben und stand plötzlich mitten auf dem Marktplatz von Rottweil. Die Rottweiler, die den riesigen Streiter schon lange gern gefangengenommen hätten, schlossen sogleich die Stadttore und dachten, nun hätten sie ihn. Romeias aber schritt seelenruhig auf eines der Tore zu, hob dessen Flügel aus den Angeln, nahm den einen auf die Achsel, steckte den andern durch ein Astloch an den Zeigefinger und machte sich damit auf den Heimweg nach Villingen. Dreiviertel Stunden vor Rottweils Toren und Mauern hielt er auf einem Hügel Umschau. Dieser führt heute noch den Namen Guckenbühl. Weit und breit war kein Verfolger zu sehen. Romeias brachte die beiden Torflügel ungehindert nach Villingen, wo man sie zum Andenken an seine Heldentat an dem neuerbauten oberen Turm anbrachte.
    Ebenso groß wie die Stärke des Romeias war auch sein Hunger. Einst betrat er eine Stube, in der sich gerade niemand befand, wo aber das Essen für sieben Personen auf dem Tisch stand. Sofort machte sich der Riese über das Mahl und aß alles auf. Als die Leute dann zum Essen erschienen, fragte er, ob nicht bald die weiteren Gänge aufgetragen würden.
    Schließlich benahm sich Romeias sogar

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