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Sagen aus Schwaben

Sagen aus Schwaben

Titel: Sagen aus Schwaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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nicht lange und machte es ebenso. Auch er fuhr wie ein Wetter durchs Kamin. Er gelangte nach einer langen Luftfahrt in einen riesigen Saal, wo großer Hexentanz war. Es ging über die Maßen lustig zu, von Mitternacht bis zum Morgen. Auf einmal hörte er ein Munkeln im Gewühle und Läuten. Husch! Alles stob auseinander und war wie weggeblasen. Der gute Mann wußte nicht, was das zu bedeuten habe. Er vernahm von ferne eine Frühglocke. Auf einmal saß er auf einem weiten, öden Felde, wo nichts als Gräber und Totengerippe zu sehen waren. Er war in einer wildfremden Gegend. Zwei Jahre brauchte er, bis er wieder in seine Heimat kam.

Hexentanz auf dem Heuberg in der Schwäbischen Alb
    Auf dem Heuberger Buckel ist es nicht geheuer. Dort war eins ein uralter Tanzplatz der Hexen, wo sie jeweils in der Freitagnacht reitend zusammnenkamen. Gastgeberin war das "Heuberger Hexle", eine kleine Person mit gewaltigem Kopf, die alle Hexenkünste beherrschte : Wetterbrauen und Viehschlagen, Abwesende prügeln und Wahrsagen.
    Einmal hörte ein Seebronner auf seinem nächtlichen Heimweg von Rottenburg schöne Musik auf dem Heuberger Turm. Verwundert stieg er hinauf. Im Innern des alten Gemäuers, in dem sonst nur Spinnen von Balken zu Balken ihre Netze webten, prangte ein herrlicher Saal; um köstlich gedeckte Tafeln saß eine vornehme Gesellschaft, andere tanzten zum Klang fröhlicher Musik. Auch der Seebronner wurde gastlich bewirtet und mit Wein und erlesenen Speisen traktiert, die aber nicht gesalzen waren. Lange schaute er vergnügt dem ausgelassenen Treiben zu, bis ihm plötzlich sein Heimweh wieder einfiel. "O Jeses, iatz muaß i aber hoam!" rief er erschrocken.
    Kaum war ihm das Wort entfahren, da verschwand mit einem Schlag die ganze Herrlichkeit. Er selbst fand sich rittlings auf einem Balken sitzen; Leute, die auf seine Hilferufe herbeikamen, holten den Seebronner schließlich von seinem luftigen Sitz herunter.

Hexenwäsche
    In Karlsruhe war eine Magd, die, wenn sie nachts waschen mußte, sich von niemandem helfen ließ, dennoch aber am Morgen mit der ganzen Wäsche allemal fertig war. Dies fiel ihrer Herrschaft auf. Man beobachtete heimlicherweise die Magd. Da sah man in der Waschküche eine Menge Katzen um den Zuber stehen und emsig waschen, während die Magd daneben stand, das Feuer unterhielt und sonst nichts tat. Zu einer schwarzen Katze, welche die größte war, sagte sie nur hin und wieder: »Mohrle, nur sauber!« Am Morgen hing, wie immer, die Wäsche blendend weiß auf dem Trockensell; aber als noch am selben Tag die Magd den Abschied erhielt, weil die Herrschaft keine Hexe in ihrem Hause dulden wollte und das Haus verlassen hatte, war die Wäsche wieder so schmutzig wie zuvor, als ob sie gar nicht gewaschen worden wäre.

Ibental
    In dem Tal, das von Burg herauf nach St. Märgen zieht, war vorzeiten keine Kirche. Daraus ergaben sich für die Bewohner viele Unannehmlichkeiten, und es wurde daher beschlossen, eine Kirche zu bauen. Nur über den Platz konnten sie sich nicht einig werden. Die Leute des oberen Tales wollten sie dort, die des unteren bei sich haben, und so stapelten sie nun auch das gefällte Bauholz, die einen im oberen, die anderen im unteren Tal. Bei einer Zusammenkunft schlugen einige vor, die Kirche in der Mitte des Tales zu bauen, aber gegen diesen Vorschlag waren diejenigen, welche an den Enden des Tales wohnten. Spät in der Nacht trennten sich die Leute mit dem Entschluß, gar keine Kirche zu errichten.
    Am nächsten Morgen lag aber das Bauholz nicht mehr an den alten Stellen, sondern beisammen auf dem Lindenberg in der Mitte des Tales. jeder Teil hielt dies für einen Streich des andern, obwohl offensichtlich war, daß dieser unmöglich das Holz in einer halben Nacht an die jetzige Stelle schaffen konnte. Um es wieder an die alten Plätze zu bringen, was jetzt geschah, brauchte jeder Teil für sein Holz einige Tage. Als sie damit fertig waren, lag das Holz nach der folgenden Nacht wieder auf dem Lindenberg. Da wurde nach dem Rat der Mönche von St. Peter das Holz nochmals zurückgeschafft und dabei ein Zimmergeselle als Nachtwache aufgestellt. Um ja nicht einzuschlafen, fing dieser an zu rauchen, aber trotzdem fielen ihm die Augen zu. Als er sie wieder aufschlug, lag er, die brennende Pfeife im Mund, mit allem Bauholz auf dem Berg. Da auf dem Platz eine große Linde stand, die tags zuvor dort nicht gestanden hatte, erkannte man endlich den Willen Gottes und baute dort die Kirche

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