Sagen aus Schwaben
Ring geschenkt, den ein funkelnder Rubin schmückte. Der Ring war dem jungen Menschen als Erinnerung an seine Mutter so teuer, daß er ihn immer bei sich trug.
Eines Tages hatte sich der Jüngling beim täglichen Spaziergang etwas von seinen Kameraden entfernt und war zurückgeblieben. Als er seinen Mitschülern nacheilen wollte, traf er plötzlich auf ein junges Mädchen, es war dunkelhaarig und von freundlichem Aussehen. Überrascht blieb er stehen und plauderte mit ihm. Als er dann die Klosterschüler wieder eingeholt hatte, blieben seine Gedanken noch immer bei dem fremden, schönen Mädchen. Anderntags schaute er beim Spaziergang wieder nach der Jungfrau aus und traf sie auch wirklich.
Täglich richtete es der Jüngling nun so ein, daß er das Mädchen sehen und mit ihm sprechen konnte. Eines Tages schenkte er ihr, um ihr eine Freude zu bereiten und seine Liebe zu bezeugen, den Ring, das teure Erbe seiner Mutter. Von dieser Stunde an trug ihn das Mädchen am Finger.
Nach kurzer Zeit trafen sich die beiden wieder im Wald. Verstört berichtete das Mädchen dem Freund, daß ein großer Vogel ihr den Ring fortgetragen habe, als sie das Kleinod beim Händewaschen auf einen Felsblock niedergelegt hatte. Sie zeigte ihm auch das Nest des Vogels auf einer Tanne neben dem Lierbächlein. Sofort erbot sich der Klosterschüler, die Tanne zu erklettern und den Ring zu holen. Doch als er eben die Hand nach dem Nest ausstreckte. brach der Ast und der Jüngling stürzte herunter. Zerschmettert blieb er auf einem der Felsen im Lierbach liegen.
Das Mädchen stieß einen fürchterlichen Schrei aus und rannte zum Kloster, um Hilfe zu holen. Die Mönche kamen, aber sie konnten den jungen Klosterschüler nur als Leiche ins Kloster zurücktragen.
Wer aber an jener Stelle am Lierbächlein vorbeikommt, soll heute noch angsterfüllte Rufe und lautes Jammern vernehmen.
Knöpfleintage
In manchen Gegenden Württembergs heißen die drei Freitage vor Weihnachten die Knöpfleintage, weil an ihnen in allen Häusern abends Knöpflein gekocht werden. Wer am ersten dieser Tage den Löffel ungesehen aus dem Knöpfleinteige zieht, ihn an den beiden andern ebenso unbemerkt wieder hineinsteckt und herauszieht, so daß nun Teig von allen drei Tagen daran hängt und ihn so am Christtag mit in die Kirche nimmt: der sieht daselbst alle Hexen verkehrt stehen, nämlich mit dem Rücken gegen den Geistlichen. Er muß aber, noch ehe der Segen gesprochen wird, zu Hause sein, sonst kostet es ihm leicht das Leben.
Eines Färbers Sohn zu Vaihingen an der Enz, der die letzte Regel nicht beobachtet hatte, wurde darauf ein Vierteljahr lang von unsichtbaren Händen nachts aus dem Bett gezogen und auf den Trockenstangen, die zum Speicher hinausstehen, hin und her geführt. Er magerte hierüber ganz ab und wäre sicher bald gestorben, hätte er nicht endlich den erfahrenen Scharfrichter von Steinfürtle befragt, der in den geheimen Künsten sehr erfahren war. Durch ihn wurde er von den Hexen und von der Krankheit befreit.
Kuchenhänsle
Der Kuchenhänsle war Burgherr zu Staufen und die Plage seiner Untertanen. Häufig ließ er diese an den Pflug spannen und bis Altbreisach ackern. Auf die Jagd war er so erpicht, daß er selbst an Sonn- und Feiertagen nicht auf sie verzichtete. Ein Krozinger Acker, auf dem er bei der Jagd gern seine Mahlzeiten einnahm, heißt noch jetzt der Küchen- oder Kuchengarten. Zur Beichte und Kommunion ging der Burgherr nie, und als er es doch einmal mußte, nahm er die heilige Hostie aus dem Munde, hängte sie an einem Baume auf und durchschoß sie.
Endlich empfing er seinen Lohn, indem er vom Zimmer Peter in Staufen, dessen junge Frau er verführen wollte, mit der Axt erschlagen ward. Seitdem spukt er bei Tag und Nacht in der Gegend. Von einer Meute Jagdhunde umgeben, reitet er bald auf einem dreibeinigen Schimmel, bald fährt er in einer mit vier Rappen bespannten Kutsche, die von einem schwarzen Mann gelenkt und von zwei schwarzen Reitern begleitet wird. Pfeilschnell gleiten die Pferde dahin, es ertönt der Ruf des Kutschers, das Getrappel der Rosse, das Gerassel des Wagens und das Gebell der Hunde.
Meersburg
Meersburg am Bodensee steht nach der Sage auf dem Wasser. Nur eine dünne Erdschicht trennt die Straßen und Plätze vom Wasser. So wollte einmal jemand einen Brunnen graben, da aber brach das Seewasser aus der Tiefe hervor. Kommt einmal ein großes Erdbeben, dann fällt Meersburg ins Wasser.
Mummelsee
Im Schwarzwald, nicht
Weitere Kostenlose Bücher