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Sagen aus Schwaben

Sagen aus Schwaben

Titel: Sagen aus Schwaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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bei der Kirche wohnten und einen großen Schatz zusammengebracht hatten. Der war im Gewölbe unter dem jetztigen Pfarrgarten verborgen; deshalb mußten die Kapuziner - es waren drei - im Garten umgehen.
    Sie wuschen manchmal an dem vorbeifließenden Bach oder banden das Vieh im nahen Stall los, so daß es am Morgen ganz mit Angstschweiß bedeckt war. Einer von ihnen trug in der Brust ein hellscheinendes Licht. Ein anderer, der um Mitternacht auf dem hölzernen Steg gesessen hatte, wurde beim Aufstehen und Weggehen so hoch wie ein Baum und von fürchterlichem Krachen begleitet. Auf dem Geländer des Steges hing zuweilen nachts eine goldene Stole, und in dem Garten zeigten sich öfters Flämmchen, auch gelegentlich drei Kälbchen, das waren die drei Kapuziner.

Graf Hubert von Calw
    In alten Zeiten lebte zu Calw ein Graf, der besaß große Reichtümer und lebte fröhlich und sorglos in den Tag hinein, bis ihm zuletzt das Gewissen schlug und er zu seiner Gemahlin sprach: »Es ist Zeit, daß auch ich lerne, was Armut heißt, wenn ich nicht ganz zugrunde gehen will.« Hierauf sagte er ihr Lebewohl, legte die Kleidung eines armen Pilgers an und wanderte in die Schweiz. Dort wurde er in dem Dorfe Deislingen Kuhhirt und weidete die ihm anvertraute Herde auf einem nahegelegenen Berg. Obwohl nun das Vieh unter seiner Hut gedieh und fett wurde, verdroß es die Bauern, daß er sich immer auf dem nämlichen Berg aufhielt, und sie setzten ihn vom Amte ab. Da ging er wieder heim nach Calw und bat um Almosen vor der Tür seiner Gemahlin, die eben Hochzeit mit einem anderen Mann feierte. Als ihm nun ein Stück Brot herausgebracht wurde, wollte er es nicht annehmen, es sei denn, daß ihm auch der Becher der Gräfin voll Wein dazu gereicht werde. Man brachte ihm den Becher, und indem er trank, ließ er seinen goldenen Vermählungsring hineinfallen und kehrte stillschweigend wieder in das Schweizer Dorf zurück.
    Die Leute waren über seine Rückkunft froh, weil sie ihr Vieh einem schlechten flirten hatten überlassen müssen, und behielten ihn als Hirten weiterhin, solange er lebte. Als er sich dem Tode nahe fühlte, offenbarte er den Leuten, wer und woher er sei; auch ordnete er an, daß man seine Leiche von Rindern ausfahren und sie da, wo die Tiere anhalten, beerdigen lassen solle. Auch eine Kapelle solle man an dieser Stelle erbauen. Sein Wille ward genau vollzogen. Über seinem Grabe errichtete man ein Heiligtum, das nach seinem Namen »Zu Sankt Hubert« genannt wurde. Viele Menschen gingen dahin wallfahren und ließen zu seinem Gedenken Messen lesen. jeder Bürger aus Calw, der da vorübergeht, hat das Recht, an der Kapellentür anzuklopfen.

Graf Ulrich und Wendelgard
    Zu Buchhorn am Bodensee wohnt Graf Ulrich, Herr im Linzgau. Als die Ungarn in Bayern einfielen, zog er den Feinden entgegen, wurde aber besiegt und als Gefangener nach Ungarn abgeführt. Seine Gemahlin Wendelgard aber, da sie glaubte, der Graf sei gefallen und werde nie mehr zurückkehren, zog sich nach St. Gallen zurück, entsagte allen weltlichen Gedanken, nahm den Schleier, verbrachte ihre Tage mit Fasten und Beten und tat den Armen viel Gutes.
    Am vierten Todestage ihres Mannes kam sie nach Buchhorn und teilte, wie sie es gewohnt war, Almosen aus. Inzwischen jedoch war Ulrich aus der Gefangenschaft entkommen und befand sich an diesem Tage unerkannt unter den Bettlern, welche Wendelgard umringten. Auch er empfing von ihr ein Almosen. Dabei drückte er heftig ihre Hand, umarmte sie wider ihren Willen und küßte sie. Die Umstehenden machten Anstalt, den zudringlichen Bettler zurückzureißen und zu züchtigen. Da rief dieser: »Halte ein! Ich habe genug Schläge und Schmähungen ausgestanden. Ich bin Ulrich, euer Graf, den Gott aus der Gefangenschaft befreit und hierhergeführt hat!«
    Da fiel es allen wie Schuppen von den Augen, und sie erkannten ihn. Wendelgard ließ sich vom Bischof Salomo von Konstanz ihres Gelübdes entbinden, legte das Nonnenkleid ab und hielt zum zweiten Male Hochzeit mit Ulrich. Dieser vermachte zum Zeichen seiner Dankbarkeit dem Kloster St. Gallen einige Güter.

Hausversicherung gegen Hexen
    Ein Tübinger Bürger konnte keine Kuh gesund im Stall behalten. Schon nach wenigen Wochen zehrte sie jedesmal so ab, daß er sie schnell um jeden Preis verkaufen mußte, wenn er sie nicht ganz verlieren wollte. Sobald aber die Kuh aus dem Stall war, erholte sie sich gleich wieder.
    Endlich ließ der Bauer seinen Kuhstall gegen Hexen versichern.

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