Sagen aus Schwaben
Maria-Linden, jedoch ohne dabei einen Geistlichen anzustellen. Wegen dieses Mangels mußte der Gottesdienst von St. Peter aus versehen werden; das führte aber zu manchen Unbequemlichkeiten, so daß die Kirche nach einiger Zeit nicht mehr gebraucht wurde.
Zur Strafe dafür brachen drei Jahre nacheinander im Tale Seuchen aus, die zuerst alles Hornvieh, dann die Pferde und zuletzt die Schweine und Schafe wegrafften. Größer noch wurden die Drangsale, als man die Kirche dann abbrach und ihre Geräte mit dem Gnadenbild der Mutter Gottes nach Eschbach verkaufte.
Käsperle von Gomaringen
Kaspar oder Käsperle war ein Vogt in Gomaringen und soll die Gemeinde um viele Ländereien betrogen haben. Deshalb mußte er nach seinem Tode umgehen und spukte in einem Hause unweit des Dorfes. Dort ist er oftmals in seiner weißen Zipfelmütze mit weißen Strümpfen und Schnallenschuhen und mit der Pfeife im Mund gesehen worden. Er klopfte und polterte im ganzen Hause so arg, daß niemand mehr darin wohnen wollte und man es am Ende einem Schreiner umsonst überließ. Besonders unruhig zeigte er sich, als einmal die Frau des Schreiners ein Kind bekam. Er nahm ihr öfters das Kleine weg und trug es unters Bett, tat ihm aber nichts zuleide. Am ärgsten aber lärmte er um Weihnachten. Da sprang er in der Viehkrippe hin und her, daß die Kühe vor Angst brüllten, worüber er jedesmal laut lachte. Ferner band er das Vieh verkehrt an, knüpfte zwei Rinder an einen Strick zusammen und trieb ähnlichen Unfug. Wenn er es zu toll machte, rief der Hausherr wohl: "Jetzt bist aber still!" Dann ging's eine Weile gut. Aber bald unternahm er aufs neue seine Streiche, zog den Knechten, die Futter schneiden wollten, das Heu und Stroh aus der Schneidlade (Strohstuhl), während sie das Messer wetzten, und tat ihnen einen Schabernack um den andern. Um die Jahreswende ging er auch aufs Feld und klopfte beständig an einem Markstein herum, den er wahrscheinlich versetzt hatte. Auch führte er eine große Schnupftabaksdose bei sich, die wie grünes Moos aussah, und hielt sie den Leuten hin. Wollte aber jemand zulangen und eine Prise nehmen, so zog er sie schnell wieder zurück.
Als das Haus schließlich abgebrochen und das Holz nach Gomaringen geführt wurde, spottete man über den Käsperle, der nun allein zurückbleiben müsse. Aber als der letzte Wagen mit Holz abfuhr, saß Käsperle obendrauf, wovon der Wagen so belastet wurde, daß er sich ganz bog, als ob er jeden Augenblick zusammenbrechen wollte. In Gomaringen wagte niemand, den Wagen abzuladen, bis der Geist fortgesprungen war. Sobald aber das Holz verbaut war, stellte sich auch Käsperle im neuen Hause ein und trieb darin sein Unwesen fort, bis sein Grab geöffnet und er unverwest darin gefunden wurde. Da begrub man ihn zum zweitenmal in Gomaringen. Seitdem ist er nicht mehr gesehen worden und wird nun gewiß erlöst sein.
Klapperhannes
Im Schulhaus zu Urspringen in Baden waren einst in die Nacht hinein junge Leute beim Pfänderspiel versammelt. Einem Mädchen ward aufgegeben, allein in das Beinhaus des nahen Kirchhofes zu gehen und aus dem Hühnerneste dort die Eier zu holen. Das Mädchen weigerte sich aber, weil sie sich vor dem Klapperhannes fürchtete. Das war das Gerippe eines Mannes, der einst Johannes geheißen hatte. Weil sein Gerippe im Winde immer so klapperte, hieß er Klapperhannes. Schließlich machte sich ein Bursche anheischig, an Stelle des Mädchens das Pfand zu lösen. »Mir tut der Klapperhannes nichts, ich bin sein Pate«, sagte er spöttisch. Er ging also ins Beinhaus und holte die Eier. Als er damit fort wollte, hängte sich das Gerippe ihm auf den Rücken und ließ sich von ihm bis vor den Kirchhof tragen. Dort sagte es: »Wärest du nicht mein Patenkind, so hätte ich dir für deinen Frevel den Hals gebrochen. So aber trage mich ins Beinhaus zurück und laß sechs heilige Messen für mich lesen.« Der Bursche brachte das Gerippe in das Beinhaus zurück. Kaum hatte er es abgesetzt, zerfiel es in Asche. Nachher ließ er die sechs Messen lesen und erlöste dadurch seinen Paten.
Kloster Allerheiligen im Schwarzwald
Am Lierbächlein im Schwarzwald sieht der Wanderer heute noch die Ruinen des Klosters Allerheiligen. Vor vielen Jahren war die fromme Stätte blühender Mittelpunkt jener Gegend. Mit dem Kloster war eine Schule verbunden, die weit und breit berühmt war. Einer der Schüler, ein Waisenknabe, stammte aus Straßburg. Seine Mutter hatte ihm vor ihrem Ableben einen
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