Sagen aus Schwaben
einmal abzusetzen, bis auf den Stumpen, einen zwischen Villingen und Rottweil gelegenen Hügel. Ja, andere erzählen sogar, er habe beide Torflügel mitgenommen. Drei Viertelstunden von Rottweil weg sei er auf einem Bühl steckengeblieben und habe sich dann umgeschaut, ob er nicht verfolgt werde. Der Platz heißt heute noch Guckebühl. Die Torflügel soll man im Villinger Oberen Tor eingesetzt haben.
Einmal gebrauchte Romeias scharfe Worte gegen den Schultheißen der Stadt. Da niemand wagte, Hand an den starken Mann zu legen, ersann der Schultheiß eine List, um ihn gefangenzusetzen. Romeias erhielt den Auftrag, aus dem größten Verteidigungsturm, dem Michaelisturm, einen Steinklotz herauszuholen. Niemand sei dazu imstande außer ihm. Arglos stieg er in das tiefe Verlies hinab. Da zog man blitzschnell die Leiter in die Höhe und Romeias saß im Turm. Täglich wurde ihm ein kleines Kalb oder ein Schaf in das Gefängnis geworfen. Romeias sammelte nun die abgenagten Knochen. Als er genug beisammen hatte, steckte er sie in die Löcher und Ritzen der Mauer und stieg an ihnen wie auf einer Treppe die Mauer hinauf, durchbrach die Balkendecke und gelangte so unter das Dach des Turmes. Hier fand er eine Menge Stroh und drehte sich daraus ein starkes Seil. Nachts schlüpfte er durch eine Mauerlücke und ließ sich an dem Strohseil auf die Ringmauer herab. Von hier aus gelangte er in das Asyl der Johanniter, wo er fürs erste geborgen war. Aber obgleich die Kirche alsbald von einer starken Wache umstellt wurde, gelang es ihm doch, aus der Stadt zu fliehen.
Nach seiner Flucht kam Romeias auf die Küssaburg bei Waldshut. Dort wurde er als Büchsenmeister eingestellt und half, die Burg gegen die Schweizer zu verteidigen. Er hielt sich so tapfer, daß Kaiser Maximilian, dem das Schloß gehörte, Romeias lobte und ihm eine Pfründe im Spital zu Villingen zuwies. Der Magistrat mochte sich stellen, wie er wollte, es blieb ihm nichts anderes übrig, als den tapferen Mann in Ehren wieder aufzunehmen.
Später zog es Romeias noch einmal hinaus in Krieg und Streit. Er ließ sich vom französischen König in Sold nehmen und kämpfte in Oberitalien für ihn, wo er im Jahre 1513 in der Schlacht bei Novara fiel.
Ruchtraut von Allmendshofen
In alten Zeiten lebte in dem Dorfe Allmendshofen bei Donaueschingen ein Rittergeschlecht, das reichen Besitz in der ganzen Umgebung besaß.
Einer der Ritter hatte eine Tochter, die sehr fromm war. Ihre Frömmigkeit ging so weit, daß sie sich nachts von ihrem Lager erhob, um noch vor Tagesanbruch den Frühgottesdienst in der drei Stunden entfernten Kirche von Mistelbrunn nicht zu versäumen. Damals aber war die ganze Gegend mit Wald bedeckt. Als sie das erstemal den Wald betrat, stand ein Hirsch mit siebzehn Enden vor ihr. Auf jeder Zacke seines Geweihs brannte ein Licht, und er geleitete Ruchtraut durch das Dunkel des Waldes bis zur Kirche von Mistelbrunn. Das geschah, ob es Winter oder Sommer war; immer geleitete der Hirsch sie auf ihrem Waldweg zur Kirche. Als nun die Zeit ihres Todes kam, bat sie die Ihren, sie dort zu begraben, wo es Gottes Wille sei. Also legte man nach ihrem Hinscheiden den Totenbaum auf einen Wagen und ließ ihn durch zwei des Joches ungewohnte Stiere ziehen, wohin diese wollten. Die ganze Gemeinde folgte dem Wagen, und die Tiere zogen den Wagen durch den Wald zur Kirche von Mistelbrunn. Hier hielten sie an und ließen sich nieder. Ruchtraut aber wurde in der Kirche beigesetzt. Ein Votivbild in der Kirche erinnert noch an sie.
Schatz bei Dietlingen
Eine Frau zu Dietlingen träumte zwei Nächte nacheinander, daß in der Furche zwischen ihrem und dem benachbarten Weinberg eine weiße Frau sitze, die einen Hafen voll Geld auf dem Schoße habe. Sie erzählte dies ihrem Mann, der ihr riet, in den Weinberg zu gehen, wenn in der nächsten Nacht der Traum sich wiederholen sollte. Als dies eintrat, eilte die Frau noch in der Nacht hinaus, wo sie in der Furche die weiße Frau mit dem Hafen voll Geld sitzen sah. Stillschweigend nahm sie ihr den Schatz vom Schoße und ging dann bis an das Ende der Furche fort, während sich hinter ihr ein fürchterliches Getöse hören ließ. Gleichwohl kam sie mit dem Gelde glücklich nach Hause, starb aber plötzlich nach zwei Tagen.
Schatz bei Gernsbach
Dem Taglöhner eines Gernsbacher Gutsbesitzers träumte drei Nächte hintereinander, er solle einen gewissen Acker seines Herrn im Gewann Entensee umpflügen und die Mäuse, die sich dann zeigten,
Weitere Kostenlose Bücher